Stadt Kempen Wachwechsel im Amtsgericht Kempen

Stadt Kempen · Tim Buschfort wurde in sein Amt als Direktor des Kempener Amtsgerichts eingeführt. Er ist Nachfolger von Herbert Mnich, der in Ruhestand geht. Fast wäre die Veranstaltung im Rokoko-Saal wegen eines Feueralarms ausgefallen.

 Der alte und neue Direktor des Kempener Amtsgerichts, Herbert Mnich und Tim Buschfort, mit Anne-José Paulsen, der Präsidentin des Oberlandesgerichts Düsseldorf.

Der alte und neue Direktor des Kempener Amtsgerichts, Herbert Mnich und Tim Buschfort, mit Anne-José Paulsen, der Präsidentin des Oberlandesgerichts Düsseldorf.

Foto: wolfgang kaiser

Eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung im Kulturforum war es gestern höchst unklar, ob sie wie geplant über die Bühne gehen würde. Staub von der benachbarten Klosterhof-Baustelle sorgte nämlich dafür, dass die Brandmeldeanlage Alarm schlug, Das gesamte Gebäude musste evakuiert werden. Pünktlich zu Beginn um 13 Uhr gab es dann grünes Licht: Auf dem Programm stand die Verabschiedung des Amtsgerichtsdirektors Herbert Mnich und die Einführung seines Nachfolgers Tim Buschfort.

Anne-José Paulsen, Präsidentin des Oberlandesgerichts Düsseldorf, die unter den Gästen ihren ehemaligen Zahnarzt erblickte, bescheinigte Mnich, das Amtsgericht erfolgreich geleitet zu haben. Sie erwähnte besonders die Landwirtschaftskammer, die es nur an wenigen Amtsgerichten gebe: "Da muss der Richter immer Gummistiefel im Kofferraum haben." Sein Nachfolger Buschfort habe auf die neuen Kollegen gleich mächtig Eindruck gemacht: Er habe die Wette um das Strafmaß von Uli Hoeneß gewonnen — und zwar mit einer Punktlandung bei dreieinhalb Jahren.

Bürgermeister Volker Rübo warf einen Blick in die Geschichte: Früher hätten die Gerichtspräsidenten zum Honoratiorenkreis gehört, "so eine Art Klüngelclub". Die Zeiten seien vorbei, die Zusammenarbeit mit dem Amtsgericht als wichtigem Dienstleister aber weiterhin sehr gut. Auf die Justiz sei allerdings nicht immer Verlass: "Altweiber haben Sie vergeblich versucht, das Rathaus zu stürmen."

Für die Staatsanwaltschaft strich der Leitende Oberstaatsanwalt Klaus Ipers die Bedeutung der Amtsgerichte für Strafrechtspflege heraus. In Kempen, kündigte er an, werde es künftig einen speziellen Jugendstaatsanwalt geben, wodurch die Verfahren sicherlich deutlich effektiver würden. Dr. Gero Hattstein, Vorsitzender des Vereins der Rechtsanwälte Krefeld, erinnert sich besonders gern an die ebenso humorvolle wie qualifizierte Verfahrensführung Mnichs. In Buschfort setze er große Erwartungen: "Sie werden sicher Verständnis für uns Rechtsanwälte haben, Sie waren ja früher selber mal einer".

Die Vorsitzende des Richterrats, Renate Holtz-Hellegers, bescheinigte Herbert Mnich, in seiner fünfjährigen Amtszeit baulich viel verändert und stets für eine gute Personalsituation gesorgt zu haben. Zudem zeichne ihn sein rheinischer Humor aus, durch den sich so manches Problem quasi von selber gelöst habe. Mit seinem Nachfolger Tim Buschfort werde man bestens klar kommen: "Er hat einen guten Start gehabt."

Herbert Mnisch dankte für die zahlreichen lobenden Worte anlässlich seines Abschieds: "Die hört man selten, wenn man noch im Amt ist, sondern erst, wenn man sich in den Ruhstand verabschiedet." Tim Buschfort nahm das mit Interesse zur Kenntnis. Er selber sprach mit Blick auf seine neue Position von einem großen Glück: "Ich muss mich immer wieder in den Arm kneifen." Wenn er morgens zur Arbeit fahre, fühle er sich in seine norddeutsche Heimat versetzt: "Da ist die Landschaft genau so."

Stichwort Heimat: Buschforts Schwiegereltern leben in Brasilien und haben es sich nicht nehmen lassen, zur Amtseinführung ihres Schwiegersohn nach Kempen zu kommen. Sie hatten damit natürlich die weiteste Anreise der knapp 100 Besucher. Unter ihnen waren unter anderem zahlreiche Vertreter aus Politik und Justiz, aber auch sämtliche abkömmlichen Mitarbeiter des Amtsgerichts.

(RP)
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