Stadt Kempen Von verhuddelten Lichterketten und einer Zumutung aus Zimt

Stadt Kempen · Im vergangenen Jahr war es ein Experiment. Und nach der gelungenen Premiere in der Vorweihnachtszeit 2014 stand für den Verkehrsverein Kempen fest, auch in diesem Jahr wieder einen vorweihnachtlichen Kabarettabend auf dem Mengelshof in Unterweiden anzubieten. Der Erlös ist für einen guten Zweck.

 Der Duisburger Kabarettist Kai Magnus Sting präsentierte in der Scheune des Mengelshofs in Unterweiden sein Programm "Unter Weihnachtsmännern". Eingeladen zu dem unterhaltsamen Abend hatte der Verkehrsverein Kempen.

Der Duisburger Kabarettist Kai Magnus Sting präsentierte in der Scheune des Mengelshofs in Unterweiden sein Programm "Unter Weihnachtsmännern". Eingeladen zu dem unterhaltsamen Abend hatte der Verkehrsverein Kempen.

Foto: Kaiser

Weihnachten, die Zeit der (Völle-)Gefühle: So rechnet der Duisburger Kabarettist Kai Magnus Sting in seinem Solo-Programm "Unter Weihnachtsmännern" mit dem Advent ab. Zu erleben war das Gagfeuerwerk am Freitag auf dem Mengelshof, wohin der Verkehrsverein Kempen eingeladen hatte. Zum zweiten Mal nach 2014 gab's solch einen vorweihnachtlichen Lachmuskel-Angriff, was 150 Gäste anlockte. Besonders schön: Das Deutsche Rote Kreuz der Flüchtlingshilfe Via Stenden durfte sich über 750 Euro freuen. Doch der Reihe nach.

Kai Magnus Sting, Jahrgang 1978, merkt man seine Nähe zum und die einstige Bekanntschaft mit dem 2005 verstorbenen Niederrhein-Kabarettisten Hanns-Dieter-Hüsch an. Das "Hüsch-Prinzip" funktioniert bei Sting unaufgesetzt ehrlich, beispielsweise wenn er von der "Wanderkommode im Flur" erzählt, die ihm beim nächtlichen Gang zur Toilette im Dunkeln schon manches Mal schmerzhaft begegnet ist. Die aus Stings Solo-Programm "Immer ist was, weil sonst wär ja nix" entlehnte Nummer kommt an, der Wiedererkennungswert macht sich in lauten Lachern bemerkbar.

Neben Alltagsgeschichten liefert Sting Festtags-Storys, die vor Sarkasmus und guter Beobachtungsgabe strotzen. Den Titel "Unter Weihnachtsmännern" füllt er dabei weniger gemütlich mit saftigen Rosinen als grob mit krausen Klöpsen. Na klar - der Wahnsinn hat einen Namen: Familie. "Da ist so ein Adventsbasar Teil der Therapie", frotzelt Sting und grinst ins Publikum. "Überall hängen Lichterketten", stellt er fest, "und jede ist verhuddelt!" Und dann wird ein falsches Wort bei "diesem Deko-Wahnsinn" auch noch mit zweiwöchigem Schweigen seiner "ständigen Begleiterin" bestraft. Festlicher Frieden? Pustekuchen!

Printen saugen Tassen voller Kaffee leer, Spekulatius nennt Sting eine "Zimt-Zumutung". Mit dieser Vorlage ist es nur logisch, dass die Familienzusammenführung an Heiligabend bei ihm mit einer einzigen großen Katastrophe endet. Dies zu beweisen, trägt er ein "Schwiegermutter-Schwiegertochter-Kochduell" vor, mit Staccato-Sprech und in Form einer fast schon (rein liebevoll) geschrieenen Sportreportage. Auch wenn dieser Text nicht ganz stringent ist und ebenso wenig ohne Wort-Doppler auskommt, wird die (frohe) Botschaft klar: Das Fest der Liebe ist auch das des Irrwitzes.

Herzerwärmend indes war der gute Zweck des Abends: Pro Eintrittskarte spendeten die Macher fünf Euro an das Deutsche Rote Kreuz für dessen Flüchtlingshilfe in der Via Stenden. Bei 150 Karten macht das 750 Euro. Hinzu kamen Scheine im hölzernen DRK-Spenden-Hochsitz. Vor allem Winterkleidung benötigen die Helfer derzeit, aber auch Medikamente und ein Clownskostüm zur Kinder-Unterhaltung. Der Abend war mehr als nur eine schöne Geste der Liebe.

(tone)
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