Vernissage Gelungener Abend im Zeichen von Hanns Dieter Hüsch

Kempen · Vernissage mit Lesung im Küchenstudio Bülles: Jürgen Moses Pankarz zeigt Plakate und Illustrationen, Joachim Henn rezitierte.

 Joachim Henn rezitierte Texte von Hanns Dieter Hüsch.

Joachim Henn rezitierte Texte von Hanns Dieter Hüsch.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Ganz im Zeichen des bekanntesten niederrheinischen Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch stand eine „Vernissage mit Lesung“ im Küchenstudio Bülles in Kempen, bei der der St. Huberter „Männekesmaler“ Jürgen Pankarz, genannt „Moses“, Plakate von Hanns Dieter Hüsch und Illustrationen aus dem Hüsch-Kochbuch „Essen kommen!“ sowie weitere gemeinsame Arbeiten präsentierte.

Pankarz war ein langjähriger guter Freund von Hüsch (dem er übrigens im Alter immer ähnlicher wird!) und verwirklichte viele gemeinsame Projekte mit ihm. Er gestaltete für ihn zahlreiche LP- und CD-Cover, Plakate und Bücher. Eine schöne Auswahl davon präsentiert er in der derzeit laufenden Ausstellung. Darunter ist ein Kunstwerk mit den Edelleuten „Hildebrandt und Hüschebrandt“, das Hüsch bei Pankarz 1997 in Auftrag gab, um es dem Kabarettisten Dieter Hildebrandt zu dessen 70.Geburtstag zu schenken, und ein Plakat zum 90.Geburtstag von Hanns Dieter Hüsch, der posthum in Moers mit vielen namhaften Kabarettisten gefeiert wurde.

Jürgen Pankarz arbeitet seit 1969 als freischaffender Grafiker und Illustrator, er lebte früher in der Wackertapp-Mühle und seit vielen Jahren auf dem Bliexhof in St. Hubert. Die Ausstellung ist bis Ende Januar im Küchenstudio Bülles zu sehen. Aus diesem Anlass ist bereits ein Küchen-Kalender 2019 mit zwölf Motiven und Rezepten aus dem Hüsch-Kochbuch erstellt worden.

Joachim Henn, der sich längst über den Niederrhein hinaus einen Namen als Hüsch-Rezitator gemacht hat, trug in seinem Lese- und Rezitationsprogramm „Hüsch und die Verwandten“ gekonnt im einstigen Hüsch-Duktus die Texte des in Moers geborenen Literaten unter den deutschen Kabarettisten vor. Sehr zur Freude des erfreulich zahlreich vertretenen Publikums ließ er viele der von Hüsch geschaffenen und bis heute unvergessenen Typen wieder auferstehen und zeigte damit einmal mehr, welch genialer Texter dieser Niederrheiner war. Henn ließ Figuren auferstehen wie das Urgestein vom Niederrhein, Ditz Atrops („Sturzbesoffen, aber kerzengerade“) oder den Weltenschwärmer Hagenbuch („Leugnet, je etwas zugegeben zu haben“).

Die Marketingchefin des Küchenstudio Bülles, Annette Stürmer, begrüßte die Gäste. Ein langjähriger Pankarz-Freund, der frühere Creativdirektor Helmut F. Albrecht, führte in die Ausstellung ein und betonte: „Moses spricht nicht viel, aber seine Fantasie sprudelt. Er ist ein begnadeter Künstler mit der beweglichen Hand.“

Hanns Dieter Hüsch machte den Niederrhein, den er so liebte, zu dem er aber auch immer eine herzliche Distanz hielt, landesweit bekannt, indem er die typischen Eigenarten und Redewendungen der Menschen, denen er genau zuhörte, ebenso humorvoll wie treffend beschrieb: „Der Niederrheiner weiß nichts, kann aber alles erklären“ oder: „Der Niederrheiner ist aggressiv gehemmt!“ Was alles am Niederrhein verdrängt werde, gehe in keinen Stausee, zitierte Henn und bescheinigte im Namen von Hüsch dem Niederrheiner, der nur schwer zu überzeugen sei, einen wahrhaft „sturen Unglauben“.

Heute ist Hüsch am Niederrhein so populär wie selten zu seinen Lebzeiten. Selbst die Menschen in seiner Moerser Heimatstadt hatten zu dem ebenso engagiert politischen wie auch gesellschaftskritischen und zuweilen durchaus auch kauzigen Kabarettisten, der sich zu seinen Texten auf seiner kleinen Orgel selbst begleitete, ein recht gespanntes Verhältnis. Am Ende fand er seine letzte Ruhestätte aber doch an „seinem“ Niederrhein – in Moers.

Hanns Dieter Hüsch, den der frühere Ministerpräsident Johannes Rau einmal den „Poeten unter den deutschen Kabarettisten“ nannte, wurde in Moers 1925 geboren, er starb 80-jährig im Jahre 2005 in Werfen. Er war mehr als ein erfolgreicher Kabarettist, auch wenn er vielen Menschen vor allem in dieser Rolle in Erinnerung geblieben sein dürfte. Der vielseitige Hüsch, der insgesamt mehr als 50 Jahre auf der Bühne stand, war auch Schriftsteller, Liedermacher, Kinderbuchautor, Schauspieler, Rundfunkmoderator und Synchronsprecher.

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