Kempen Wie fährt man auf einer Fahrradstraße?

Kempen · Bei einer Gemeinschaftsaktion von Kempener Stadtschulpflegschaft und Polizei wurden Autofahrer im Schulviertel über das richtige Verhalten auf den Fahrradstraßen aufgeklärt.

 Autofahrer Bernd van Rennings (links) verhielt sich auf der als Fahrradstraße ausgeschilderten Straße Am Gymnasium in Kempen vorbildlich und wurde von Polizeiberater Martin Gennert gelobt und bekam von Schülerin Henrike etwas Süßes.

Autofahrer Bernd van Rennings (links) verhielt sich auf der als Fahrradstraße ausgeschilderten Straße Am Gymnasium in Kempen vorbildlich und wurde von Polizeiberater Martin Gennert gelobt und bekam von Schülerin Henrike etwas Süßes.

Foto: Wolfgang Kaiser

Wie verhält man sich eigentlich auf einer Fahrradstraße? Seit mehr als 20 Jahren sind die Ludwig-Jahn-Straße, Am Gymnasium und Wachtendonker Straße in Kempen mit entsprechenden Schildern versehen. Um die Regeln noch einmal ins Gedächtnis zu rufen, hat die Stadtschulpflegschaft Kempen gemeinsam mit der Polizei sowie Schülern und Schülerinnen der weiterführenden Schulen bei der Aktion „Fahrradstraßen im Bereich des Schulcampus‘ Kempen“ Autofahrer dazu informiert. Dazu gab es Süßes oder Saures: süße Bonbons für alle, die sich an Tempo 30 hielten und sich rücksichtsvoll gegenüber Radfahrern zeigten. Saure Bonbons überreichten die Schüler unter Anleitung vom Verkehrsicherheitsberater der Polizei, Martin Gennert, allen, die zu schnell oder rücksichtslos unterwegs waren. Für alle gab es dazu einen Zettel mit den wichtigsten Regeln.

Die Straßenverkehrsordnung sagt es: „Die Lenker von Fahrzeugen dürfen in Fahrradstraßen nicht schneller als 30 km/h fahren. Radfahrer dürfen weder gefährdet noch behindert werden.“ Die Fahrradstraße soll den Radfahrern vorbehalten sein. Autos und Motorräder sind auf den Kempener Fahrradstraßen zwar geduldet, müssen sich aber den Radlern unterordnen. Sprich: Im Zweifel muss man hinter dem Fahrrad bleiben. Auch das Nebeneinanderfahren von Radfahrern ist erlaubt. Im Kreis Viersen sind die Kempener Fahrradstraßen einzigartig.

Besonders an Tempo 30 hielten sich während der Aktion aber nicht alle Autofahrer. „Ich muss mein Kind um 14 Uhr von der Kita abholen.“ „Ich war in Gedanken woanders.“ „Normalerweise fahre ich hier immer langsam. Meine Kinder gehen auch hier zur Schule.“ Solche Sätze bekamen die Schüler von Thomaeum, Luise-von-Duesberg-Gymnasium und Gesamtschule an diesem Mittag zu hören. „Sie hat es eingesehen. Sie war halt einmal nicht aufmerksam“, berichtete Gesamtschülerin Kimberley (14), nachdem sie einer Frau, die mit 44 km/h unterwegs war, einen sauren Drops überreicht hatte. Henrike (14) vom Thomaeum konnte ein süßes Bonbon und einen Dank an einen Autofahrer überreichen, der mit deutlich unter 30 km/h unterwegs war. Vom Sportwagenfahrer, der Tempo 30 deutlich unterschritt und sich über das Lob freuen konnte, bis hin zur autofahrenden Schülerin, die mit 38 km/h gemessen wurde und sich weniger einsichtig zeigte, erlebten die Schüler an diesem Tag viele Reaktionen.

Ute Gremmel-Geuchen, Vorsitzende der Stadtschulpflegschaft, hofft, durch solche Aktionen für das Thema zu sensibilisieren. Die Flyer mit den Infos zur Fahrradstraße werden nun auch in den Schulen verteilt. Die Schulpflegschaft würde sich dazu mehr Kontrollen rund um die Schulen von Polizei und auch Ordnungsamt wünschen.

Denn auch falsch geparkte Autos seien auf den Fahrradstraßen ein Problem. Auf dem Angebotsstreifen, auch Fahrradstreifen genannt, auf der Wachtendonker Straße darf nicht gehalten werden. Auf der Ludwig-Jahn-Straße gilt ein Halteverbot bis 16 Uhr. Besonders Eltern, die ihre Kinder in Schulnähe absetzen wollen, setzten sich aber immer wieder über die Vorschriften hinweg, die doch der Sicherheit der Kinder dienen sollen. „Wir raten dazu, dass die Schüler mit dem Fahrrad kommen“, sagt Ute Gremmel-Geuchen. Besonders wenn es regne, sei das Verkehrsaufkommen groß. „Wenn man schon mit dem Auto kommt, kann man das Kind auch 50 Meter entfernt von der Schule absetzen und nicht direkt vor dem Schultor halten“, rät Kempens Umweltreferent Heinz Puster.

Aber auch viele Radfahrer wüssten nicht, wie sie eine Fahrradstraße nutzen dürfen, hat Heinz Puster festgestellt. Denn die seitlichen Streifen auf der Straße markieren den Fahrbahnrand, den auch Radfahrer nicht befahren sollen. „Man sieht oft Radfahrer, die versuchen am Rand neben dem Streifen zu fahren. Aber alle Verkehrsteilnehmer sollen in der Mitte fahren. Die Mitte ist so breit, dass ein Radfahrer und ein Auto nebeneinander passen“, erklärt Heinz Puster.

Die Aktion wurde von allen Beteiligten als Erfolg gewertet und soll noch einmal wiederholt werden.

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