Stadt Kempen Treibjagd: Was Jäger beachten müssen

Stadt Kempen · Die Jäger in der Region sehen sich nach dem jüngsten Unfall, bei dem ein Radfahrer in St. Hubert von einem Querschläger leicht verletzt worden ist, zu Unrecht an den Pranger gestellt. Die Jagden seien notwendig.

Beim Thema Jagd gehen die Meinungen auseinander. Die einen mögen sie, die anderen mögen sie nicht. Immer dann, wenn ein Jagdunfall wie kürzlich in St. Hubert passiert, flammt die Diskussion über Sinn und Nutzen und vor allem über die Sicherheit einer Jagd wieder auf. Viele Tierschützer halten die Jagd für überflüssig und fordern ein Verbot zumindest der Hobbyjagd. Das tat jetzt auch die Tierrechtsorganisation PETA Deutschland, nachdem ein 82-jähriger Rentner, der in St. Hubert mit dem Fahrrad unterwegs war, von einer verirrten Schrotkugel am Kopf getroffen worden war. Die bundesweit tätige Organisation fordert erneut ein Verbot der Hobbyjagd in Deutschland.

Dass ein Bejagen von Wildtieren notwendig ist, ist aus Sicht von Experten unbestritten. Doch über den Umfang gibt es unterschiedliche Auffassungen. Derzeit streiten der Landesjagdverband als Interessenvertretung der vielen tausend Hobbyjäger in Nordrhein-Westfalen und die rot-grüne Landesregierung über eine neue Gesetzgebung.

Ein fester Bestandteil des Waidwerks sind auch im Kreis Viersen die Treibjagden, wie sie jetzt in St. Hubert stattfand, oder wie man sie auch in Grefrath an der Niers an der alten Bundesstraße 509 - zwischen der neuen B 509 und der ehemaligen Bahntrasse nach Kempen - häufig sieht. Die Treibjagd ist eine Gesellschaftsjagd. Dabei muss der Revierbesitzer einen Jagdleiter bestimmen, wenn er nicht selbst diese Aufgabe wahrnimmt.

Bei einer Treibjagd wirken mehrere Jäger zusammen, die von so genannten Treibern unterstützt werden. Die Treibjagden müssen entsprechend geplant und vorbereitet werden. Der Jagdleiter gibt Treibern und Jägern vor Beginn der Jagd Hinweise für einen reibungslosen und gefahrlosen Ablauf. Beauftragte des Jagdleiters können die Schützen einweisen und die so genannte Treiberwehr führen. Wichtig: Die Teilnehmer an einer Treibjagd sollten das Revier und das Umfeld kennen, Fahrer von Transportfahrzeugen revierkundig sein. Schussbereiche sind einzuhalten und genau zu bezeichnen. Ganz wichtig: Beim Schießen muss auch der Streubereich der Schrotkugeln berücksichtigt werden. Es darf keinesfalls in das Treiben hinein geschossen werden. Beim so genannten Kesseltreiben bestimmt der Jagdleiter, ab wann nicht mehr in den Kessel hinein geschossen werden darf. Bei der Niederwildjagd auf Hase oder Fasan darf der Jäger im übersichtlichen Gelände sein Gewehr geladen führen und schießen, sofern sich keine Personen in der Nähe befinden. Bei Treibjagden müssen sich unmittelbar an der Jagd Beteiligte farblich von der Umgebung abheben. Sie sind meist mit orangefarbenen Warnwesten ausgestattet. Eine Treibjagd muss bei schlechten Sichtverhältnissen eingestellt werden. Die Verständigung der Jäger untereinander erfolgt über Signalhörner. Die Bedeutung der Signale zu erkennen, ist Bestandteil der Jagdprüfungen.

In den Ausführungen zur Sicherheit und zum Schutz der Jagd ist auch die Rede davon, dass auf die Gefahr durch Abpraller geachtet werden muss. Der Unfall in St. Hubert ist durch einen Abpraller von einem Schild entstanden. Die Treibjagden müssen bei einer Kommune nicht angemeldet werden, wie der Grefrather Ordnungsamtsleiter Norbert Franken auf Anfrage der Rheinischen Post erklärte. Spaziergänger oder Radfahrer sollten ein Jagdrevier unbedingt meiden. An Straßen stehen in der Regel Schilder, die auf eine Treibjagd hinweisen. Es gibt zwar keine vorgeschriebenen Mindestabstände zu Straßen, aber die Jagdleiter legen bei der Vorbereitung großen Wert darauf, dass alle Jagdteilnehmer einen entsprechenden Abstand halten.

Im konkreten Fall laufen weiterhin die Ermittlungen der Polizei. Die Kreisjägerschaft Viersen bedauert den Unglücksfall. An der Treibjagd in St. Hubert haben sich nur erfahrene Jäger beteiligt, die sich in dem Revier gut auskannten. Der durch einen Querschläger verletzte Radfahrer ist inzwischen wieder genesen. Der Schock indes sitzt bei dem 82-Jährigen noch tief.

(mab)
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