Stadt Kempen Thomas-Verein braucht neue Unterstützer

Stadt Kempen · Der Thomas-Tag wurde in der Vergangenheit vom Thomas-Verein ausgerichtet. In diesem Jahr war der Verein ohne amtierenden Vorstand dazu nicht in der Lage. Geschäftsführer Gereon Vogler sucht neue aktive Mitstreiter.

 Gereon Vogler (links), Geschäftsführer des Thomas-Vereins, mit dem ehemaligen, jetzt verstorbenen Vorsitzenden Georg Strasser 2008 bei der Vorstellung einer Ausstellung über Thomas von Kempen und sein Werk.

Gereon Vogler (links), Geschäftsführer des Thomas-Vereins, mit dem ehemaligen, jetzt verstorbenen Vorsitzenden Georg Strasser 2008 bei der Vorstellung einer Ausstellung über Thomas von Kempen und sein Werk.

Foto: WOLFGANG KAISER

Das Amtsgericht ist aktuell dabei, die Wahl eines neuen Notvorstandes zu ermöglichen - vielleicht bereits im August. Im Moment hat der Thomas-Verein nur noch neun Mitglieder, darunter zwei 90-Jährige. Am Leben erhält den Verein sein Geschäftsführer Gereon Vogler, der alle Hände voll mit juristischen und finanziellen Problemen zu tun hat. Der Verein bräuchte dringend neue aktive Mitglieder, doch ohne einen amtierenden Vorstand können noch nicht einmal neue Mitglieder aufgenommen werden.

Am Sonntag wurde wieder der Thomas-Tag in Kempen gefeiert, und das, wie berichtet, mit großem Erfolg. 80 Zuhörer waren ins Franziskanerkloster gekommen. In diesem Jahr stand bei den Vorträgen, für deren Referenten die Bischöfliche Akademie Aachen sorgte, die Rezeption der Schriften des Thomas von Kempen durch den evangelischen Pfarrer Dietrich Bonhoeffer. Als Vertreter der Bekennenden Kirche wurde er von den Nationalsozialisten umgebracht. In einer Presseerklärung zum Thomas-Tag unterstreicht Vogler, die Veranstaltungen des Tages gingen einzig und allein auf die Zusammenarbeit der Bischöflichen Akademie mit dem Thomas-Verein der letzten Jahre zurück und waren bereits seit Jahren vereinbart. Um so mehr bedauert es Gereon Vogler, dass sich die Bischöfliche Akademie, wohl auch auf Geheiß des Weihbischofs, von allen Aktivitäten in Kempen zurückziehen wolle.

Gereon Vogler, der heute drei erwachsene Kinder hat, ist Priester und war von seinem Amt zurückgetreten. Durch sein Theologie-Studium in Bonn kennt er den Kempener Propst Thomas Eicker, der ihn auch nach Kempen holte. Hier baute er in der leerstehenden Heilig Geist-Kapelle über sieben Jahre eine Buchhandlung für religiöse Literatur auf, die er - nach eigenen Angaben - aufgeben musste, weil sie sich nicht trug. Der Kirchenvorstand versuchte eine Nachfolgenutzung zu finden, es ging um eine Schnapsdestillerie und um eine Gaststätte, doch beide Interessenten lehnten aus Kostengründen ab. Aus dieser Zeit scheinen Irritationen zwischen Pfarrgemeinde und Vogler zu stammen. Jedenfalls vermutet Vogler, dass Propst Eicker verhindern wollte, dass er als sein Kritiker Vorsitzender des Thomas-Vereins werde.

Der damalige 77-jährige Vorsitzende Georg Strasser wollte aufgrund seines Alters kürzer treten und sein Amt mit dem des Geschäftsführers Vogler tauschen. Bei der anstehenden Mitgliederversammlung im Dezember gab es eine Gegenkandidatin aus der Pfarrgemeinde St. Mariä Geburt, die aber kein Konzept parat hatte. Die Sitzung wurde auf das Frühjahr vertagt. Bei der Mitgliederversammlung am 6. März sei - nach Darstellung von Vogler - überraschend Propst Eicker mit einer "Reihe weiterer Nichtmitglieder" erschienen und habe einen Antrag zur Geschäftsordnung machen wollen. Als ihm das als Nichtmitglied verwehrt wurde, entstand im Kreise der Begleiter ein "verbaler Krawall", der schließlich zum Abbruch der Sitzung führte. Wichtige Mitglieder wie Dr. Ulrike Bodemann-Konhaas, Leiterin des Thomas-Archives, und Dr. Marco Sorace, Dozent der Bischöflichen Akademie, kehrten dem Verein den Rücken. In der Zwischenzeit ist der frühere Vorsitzende Georg Strasser verstorben. Jetzt erhält der Verein vom Amtsgericht einen Notvorstand, der umgehend eine Mitgliederversammlung einberufen wird. Einen Kandidaten für den Vorsitz gibt es nicht. Vogler selber will nicht kandidieren. Gesucht werden dringend aktive Menschen, die nicht nur oberflächlich an Thomas von Kempen und seinen Schriften interessiert sind. Propst Dr. Thomas Eicker, der sein 25-jähriges Priesterjubiläum begehen konnte, hat eine dreimonatige Auszeit genommen und wird erst im August wieder im Amt sein. Er hat sich bisher nie zu Voglers Vorstößen geäußert. Bei der Stadt will man die Vorgänge ebenso nicht kommentieren.

(RP)
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