Gesamtschule Kempen Eine Werkstatt für die Stärkung des Ich

Kempen · Die Gesamtschule Kempen möchte Zivilcourage und Ich-Stärkung fördern. Mit ihrem Programm „Natürlich bin ich stark“ war die theaterpädagogische Werkstatt Osnabrück trotz der erschwerten Bedingungen durch Corona zu Gast.

 Die Schüler beteiligten sich rege am Theaterworkshop in der Gesamtschule.

Die Schüler beteiligten sich rege am Theaterworkshop in der Gesamtschule.

Foto: Norbert Prümen

„Ich habe mich krank gestellt. Vater sagt, ich muss in die Schule. Aber ich kann da nicht hin!“ Die Aussage von Leni verfolgen 28 Schüler der Klasse 7a mit merklicher Spannung. Auch das sich anschließende Gespräch, das Konstanze Brüning in der Rolle der Schülerin Leni mit ihrem Vater führt, den Sergius Bruckmeier spielt, wird ebenso aufmerksam verfolgt. Die beiden Theaterpädagogen von der theaterpädagogischen Werkstatt Osnabrück, die im Rahmen ihres Programmes „Natürlich bin ich stark“ an der Gesamtschule Kempen eine Theatersequenz aufführen, haben die Schüler in ihren Bann gezogen. Cyber-Mobbing ist das Thema des Stückes.

Wie schnell man in eine solche Situation des Mobbings hineinrutscht, erlebt Leni. Aber sie erfährt auch Hilfe und zeigt, dass es nicht so weit kommen muss. Aber wenn es passiert, dann ist es wichtig, sich nicht zu scheuen, fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Trotz der durch die Corona-Pandemie bedingten schwierigeren Umstände hat es die Gesamtschule Kempen geschafft, die theaterpädagogische Werkstatt Osnabrück zum zweiten Mal an die Schule zu holen. Im Gepäck: die Themen Cyber-Mobbing und Sucht.

„Die Premiere im vergangenen Jahr, bei der die damalige Stufe 7 das Angebot nutzen konnte, kam so gut an, dass es unser Bestreben war, dies der aktuellen Stufe 7 auch wieder anzubieten“, sagt Schulsozialarbeiterin Mira Dugal-Klahre. Mit ihrem interaktiven Programm machen die beiden Theaterpädagogen klar, wie leicht ein Einstieg in die Sucht gegeben ist und wie schnell man in die Einsamkeit eines Mobbing-Opfers gerät.

Was zunächst völlig harmlos wirkt, kann fatale Folgen haben. Umso wichtiger ist es, stark zu sein und unabhängig sowie eigenverantwortlich über das eigene Leben zu bestimmen. Das heißt, auch in der Lage zu sein, Nein zu sagen, wenn es darauf ankommt. „Es geht darum, Mut zu haben, man selbst zu sein. Auch wenn eine Gruppendynamik einsetzt und Druck von anderen erfolgt“, sagt Dugal-Klahre.

Das Projekt liege der Gesamtschule sehr am Herzen, da es eine wertvolle Möglichkeit biete, Schüler in ihrer Persönlichkeitsentwicklung und auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden zu stärken. In dem auf drei Einheiten verteilten Programm erhält jede Klasse der Stufe 7 für sich an drei Tagen jeweils eine Stunde mit der theaterpädagogischen Werkstatt. Wobei die Gesamtschule wegen der Corona-Pandemie auf die Aula ausgewichen ist. Dort ist mehr Platz als in einem Klassenraum, und entsprechend einfacher können große Abstände eingehalten werden. Das Tragen einer Mund-Nase-Abdeckung für alle Schüler und die jeweiligen Klassenlehrer versteht sich von selbst. Finanziert wird das Angebot komplett, wie auch im Vorjahr, vom Bundesprogramm „Demokratie leben“. Die Gesamtschule stellte einen entsprechenden Antrag und erhielt grünes Licht.

Inzwischen ist die Theatersequenz geendet. Gemeinsam mit den beiden Schauspielern besprechen die Siebtklässler das gerade gesehene Stück und geben ihre Eindrücke wieder. Danach ist Arbeiten angesagt: Brüning und Bruckmeier stellen einen Arbeitsauftrag in Form von vier zum Thema gehörenden Fragen, die schriftlich auf einem großen Plakat beantwortet werden sollen. In vier Kleingruppen geht es an die Arbeit. Regeln für Sicherheit im Internet werden auf diesem Weg erstellt, und die Schüler listen auf, wo Betroffene Hilfsangebote finden. Alle vier Plakate sind dabei für den Klassenraum vorgesehen, damit das Thema präsent bleibt.

„Was die Schüler hier erleben, trifft das Leben der Jugendlichen genau. Es ist ein Topthema“, sagen die beiden Klassenlehrer Danielle Kniß und Bernward Weiß unisono. Bei den Schülern herrscht ebenfalls Einigkeit darüber, dass es wichtig ist, sich mit diesen Themen zu beschäftigten. „Ich finde es ganz wichtig zu wissen, wo man Ansprechpartner findet, wenn Hilfe benötigt wird“, sagt Lorena. Samantha betont, dass sie für sich viel gelernt und mitgenommen hat, und Chiara fühlt sich einfach sicherer nach der breit aufgestellten Aufklärung, die geleistet wurde.

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