Stadt Kempen Stolpersteine: Stadtrat stimmt zu
Stadt Kempen · In der letzten Ratssitzung dieses Jahres stimmte der Kempener Rat gestern Abend der Verlegung von Stolpersteinen zu - zum Gedenken an frühere Kempener Bürger, die Opfer des Nazi-Terrors wurden.
Am Ende war einer besonders glücklich über die Entscheidung des Kempener Stadtrates. Emotional ergriffen über das Votum von 29:15-Stimmen für die Verlegung von Stolpersteinen in Kempen verdrückte Philipp Wachowiak ein paar Tränen. Der damalige Ratsherr und heutige sachkundige Bürger der Freien Wähler war mit seiner Initiative in Sachen Stolpersteinen im Sommer 2011 an einer damals deutlichen Mehrheit im Stadtrat gescheitert. Dass der Vorstoß nun im zweiten Anlauf - getragen von der Initiative "Projekt Stolpersteine" - eine Mehrheit gefunden hat, freute Wachowiak gestern Abend sehr. Freuen konnten sich auch die Vertreter der Initiative, die die Diskussion im Rat verfolgten. Ute Gremmel-Geuchen als Sprecherin der Initiative dankte für die faire Diskussion in den politischen Gremien. Der ehemalige Schülersprecher des Gymnasiums Thomaeum, Alexander Tauber, sicherte zu, dass die beteiligten Schulen nun dafür sorgen werden, dass das Projekt mit ausreichenden Informationen in Form von Info-Faltblättern oder einer Darstellung im Internet bekannt gemacht und begleitet wird. Außerdem soll es an den weiterführenden Schulen entsprechende Projektgruppen geben, in denen auch nachfolgende Schülergenerationen an das schwierige Thema herangeführt werden.
Einige Ratsfraktionen hatten sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. CDU-Fraktionschef sprach von kontroversen Diskussionen unter den Christdemokraten. Es gebe genauso viele gute Gründe für die Stolpersteine wie auch dagegen. Die CDU stehe geschlossen hinter der bisherigen Gedenkkultur in Kempen. Bogedain warnte davor, Steine massenhaft zu verlegen. Dann würde der einzelne Gedenkstein später nicht mehr auffallen.
Irene Wistuba, Vorsitzende der FDP-Ratsfraktion, stellte die Frage, ob Stolpersteine eine angemessene Form für das Gedenken an die Opfer des Nazi-Terrors seien. Auf den Steinen hätten zu wenig Informationen Platz über den Umgekommenen. In keinem Fall, wie derzeit in Krefeld, dürfte ein Hauseigentümer durch öffentlichen Druck genötigt werden, der Verlegung eines solchen Gedenksteines vor seinem Haus zuzustimmen. Irene Wistuba beantragte für ihre Fraktion geheime Abstimmung. Dieser Antrag fand die erforderliche Mehrheit von zehn Stimmen. Die Unterstützer dieses Antrages fanden sich in den Reihen der CDU-Fraktion.
Für die SPD war die Sache von vornherein klar. Wie schon 2011 stimmten die Sozialdemokraten für die Verlegung von Stolpersteinen. Fraktionschef Andreas Gareißen erinnerte daran, dass neben jüdischen Bürgern Kempens, die durch die Nazis umgekommen sind, nun auch erstmals Opfern der so genannten Euthanasie oder getöteten Fremdarbeitern gedacht werden könne. Udo Kadagies (Freie Wähler) sind die jüngsten Brandanschläge gegen geplante Flüchtlingsunterkünfte in Franken auch eine Mahnung vor rechtsradikalen Tendenzen im Lande. Für die Linksfraktion war es eine "Selbstverständlichkeit", so Günter Solecki, dem Antrag der Bürgerinitiative zuzustimmen. Und Joachim Straeten, Fraktionssprecher der Grünen, brachte es für seine Partei auf den Punkt: "Ja, Kempen soll stolpern!" Er dankte den beteiligten Jugendlichen für ihr großes Engagement in der Sache.