Serie Grefrather Feuerwehr Löschgruppe Mülhausen Stets bereit: In Badehose zum Einsatz

Kempen · Wenn rote Fahrzeuge an der Kirchstraße 15 ausrücken, dann ist die Löschgruppe Mülhausen im Einsatz. 24 Feuerwehrmänner sind ehrenamtlich unterwegs. Pro Jahr gibt es durchschnittlich 50 bis 60 Alarmierungen.

 Der seit 124 Jahren bestehende Löschzug Mülhausen legt großen Wert auf Kameradschaft. Bei allen Einsätzen haben die Blauröcke ein gelbes Entchen als Maskottchen dabei.

Der seit 124 Jahren bestehende Löschzug Mülhausen legt großen Wert auf Kameradschaft. Bei allen Einsätzen haben die Blauröcke ein gelbes Entchen als Maskottchen dabei.

Foto: Wolfgang Kaiser

Brand in der Liebfrauenschule. Bei den Feuerwehrmännern der Löschgruppe Mülhausen sitzt jeder Handgriff. Innerhalb kürzester Zeit sind alle einsatzbereit und das Löschfahrzeug LF 10 sowie das Tragkraftspritzenfahrzeug Wasser, kurz TSFW genannt, fahren aus dem Gerätehaus. Allerdings ohne Sirenen, denn es handelt sich lediglich um eine Brandeinsatzübung im Rahmen des normalen 14-tägigen Dienstabends. "Wir nutzen immer gerne die Gebäude in unserer Ortschaft für Übungen. So sind wir bestens mit den Liegenschaften vertraut, sollte es einmal zu einem Ernstfall kommen", erklärt Oberbrandmeister und Löschgruppenführer Michael Heyer.

Seit 124 Jahren hat Mülhausen eine freiwillige Löschgruppe, zwei Heimatforschern schreiben gerade an deren Geschichte. Für das Jubiläum im kommenden Jahr soll nämlich eine detaillierte Chronik erscheinen. Aktuell zählt die Löschgruppe, die der Freiwilligen Feuerwehr Grefrath angehört, 24 aktive Mitglieder. Dazu kommen ein Jugendfeuerwehrmitglied und neun ehemalige Feuerwehrmänner in der Ehrenabteilung. "Eine Frau hatten wir bislang noch nicht in unserer Gruppe. Wobei wir uns über Zuwachs freuen würden, egal ob Frauen oder Männer. Denn je größer wir sind, umso besser ist unsere Tagesverfügbarkeit", sagt Heyer.

Im vergangenen Jahr konnte die Löschgruppe zwei Quereinsteiger begrüßen, die mit Mitte/Ende 30 ihre Grundausbildung absolvierten und nun der Löschgruppe angehören. Auch in Mülhausen gilt, viele der ehrenamtlichen Feuerwehrmänner arbeiten auswärts und stehen zu den Arbeitszeiten entsprechend nicht zur Verfügung. Dies wird ein stückweit dadurch kompensiert, dass Feuerwehrmänner, die anderen Löschzügen angehören, aber in Mülhausen arbeiten, über Tag bei einem Notfall vor Ort mit in den Einsatz gehen.

Mit dabei sind auch immer zwei ganz bestimmte Kollegen. Die sind quietschgelb und normalerweise in der Badewanne anzutreffen. Die Löschgruppe hat in jedem der beiden Fahrzeuge auf dem Armaturenbrett eine Ente sitzen. "Das sind unsere Maskottchen, die immer mitfahren", klärt Unterbrandmeister Manfred Wolfers auf. Als so vor zwei Jahren das neue Löschfahrzeug einzog und den in die Jahre gekommenen Vorgänger ablöste, zog die Ente sofort um.

Das LF 10 ist etwas Besonderes. Es ist das einzige Feuerwehrfahrzeug in der Gemeinde Grefrath mit einer Seilwinde. Es ist mit einem neuen Kettensystem ausgerüstet, das der Crash-Rettung dient. Das heißt, wenn jemand schnell aus einem verunglückten Fahrzeug herausgeholt werden muss, muss das LF 10 her. Für den Wagen musste die Halle eigens tiefer gelegt und das Tor in der Höhe verbreitert werden. Sonst hätte das Fahrzeug nicht in die Halle gepasst. "Der Bauhof hat den Hallenboden rausgeholt, und wir haben in Eigenleistung das Tor erhöht", berichtet Heyer. Auch für den TSFW ging die Löschgruppe unter die Handwerker und verbreiterte die Toreinfahrt. "Wir mussten immer mit eingeklappten Spiegeln einfahren, sonst hätten wir nicht reingepasst", erzählt Heyer.

Das Gerätehaus an sich hat einen etwas ungewöhnlichen Standort. Es befindet sich in einem ganz normalen Wohnhaus inmitten einer zentral gelegenen Wohnstraße von Mülhausen. Die Vorteile liegen auf der Hand. Dermaßen zentral gelegen ist die Ausrückzeit entsprechend bestens. Viele der Feuerwehrmänner sind in unmittelbarer Nähe des Gerätehauses zu Hause. Einer von ihnen wohnt sogar direkt über dem Gerätehaus mit Halle, Dienstraum, Umkleide und sanitären Einrichtungen. Die schnelle Reaktion bei Einsätzen brachte Bastian Schmitz indes den Spitznamen "Schönwetter-Feuerwehrmann" ein. Der Hauptfeuermann, der schräg gegenüber des Gerätehauses wohnt, erschien bei einer Alarmierung im Sommer nämlich in roter Badehose. "Ich war gerade im Garten, als der Piepser ging und hechtete direkt hinüber", berichtet Schmitz, der damals auf jeden Fall der erste war, der in voller Ausrüstungsmontur startklar war.

Eins wird bei den Mülhausener Feuerwehrleute ganz groß geschrieben, und das ist die Kameradschaft. In diesem Zusammenhang ist der Dress-Abend zu nennen, wobei Dress im Plattdeutschen für meckern steht. Am letzten Dienstabend im Jahr darf jeder sagen, was ihn, auf Jahr gesehen, gestört hat. Aber kein darf beleidigt oder nachtragend sein, wenn es vielleicht mal Kritik an der eigenen Person gibt.

Frauen und Männer ab 18 Jahren, die sich für eine ehrenamtliche Mitarbeit in der Löschgruppe Mülhausen der Freiwilligen Feuerwehr Grefrath Löschzug interessieren, können sich an den Löschgruppenführer Michael Heyer, Telefonnummer: 0175 8511236, wenden. Es besteht die Möglichkeit, an den Dienstabenden als Gast teilzunehmen, um sich näher zu informieren

(tref)
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