Stadt Kempen Start mit dem "Orpheus von Amsterdam"

Stadt Kempen · Der niederländische Organist Jos van der Kooy gab an der Orgel in der Paterskirche ein beeindruckendes Konzert.

 Jos van der Kooy vor der Grote Kerk in Haarlem.

Jos van der Kooy vor der Grote Kerk in Haarlem.

Foto: Jan van Zoest

Ein kleiner Rest von Chauvinismus stecke noch in ihm, meinte scherzhaft Jos van der Kooy, Organist in Den Haag, Haarlem und Amsterdam. Und das sei der Grund, warum er sein Orgelkonzert in der Paterskirche mit zwei Kompositionen seines berühmten Landsmannes Jan Pieterszoon Sweelinck begann.

Es waren allerdings alles andere als hurrah-nationalistische Töne, die er dann anschlug. "Mein junges Leben hat ein End", lautete der Text des ernsten Liedes, über das Sweelinck abwechslungsreiche Variationen schrieb. Dank der Video-Übertragung, um die sich die St. Huberter Orgelfreunde verdient gemacht hatten, konnte man auch mit den Augen wahrnehmen, dass der Organist hier, wie auch in Sweelincks Hexachord-Fantasie, ganz ohne Pedale auskam. Das sollte sich im Laufe des Abends allerdings noch erheblich ändern.

In seiner "Messe pour les Convents" erinnerte François Couperin mit "Cromorne sur la Taille" an das mittelalterlich Krummhorn, dessen nasalen Klang van der Kooy in immer neuen Facetten imitierte.

Von Johann Sebastian Bachs "Toccata und Fuga F-dur" (BWV 540), erläuterte van der Kooy, sei nicht gewiss, ob die beiden Sätze vom Komponisten als zusammenhängend gesehen wurden. Sie wirken in der Tat wie aus zwei verschiedenen Welten, einer sehr ernsten und einer eher fröhlichen. Van der Kooy brachte die Unterschiedlichkeit - auch durch entsprechende Registrierung - klar zum Ausdruck.

Zweimal stand "Vater unser im Himmelreich" auf dem Programm, einmal in Bachs Fassung BWV 682, einmal als Improvisation. Jetzt konnte der souveräne niederländische Organist auch seine Pedaltechnik unter Beweis stellen. Und dank der Video-Übertragung sah man auch, was das Instrument von sich aus leistet. In einer Passage wurden die Bässe in den hohen Lagen gedoppelt. Der Organist spielte ausschließlich auf den Pedalen, die Tasten bewegten sich wie von Geisterhand gespielt.

Van der Kooys Improvisation über "Vater unser im Himmelreich" bezog sich bewusst nicht auf Bachs Komposition. Er wählte einen ganz anderen Zugang. Fragmente des Themas, das immer durchschimmerte, dienten ihm als Anlass für immer neue Klangzusammenhänge. Auch optisch war zu beobachten, wie schnell er immer neue Registerkombinationen schuf.

Die souveräne Leistung des Gastes wurde von den Zuhörern in der Paterskirche mit langem Beifall gewürdigt. Abschließend ließ van der Kooy in drei improvisierten Zugaben erkennen, dass er über viel Humor verfügt. Mit spielerischen Einwürfen hörte man bekannte Lieder wie "Lobt froh den Herrn" oder "Der Mond ist aufgegangen" in sehr ungewohnten, witzigen Verpackungen.

(tr)
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