Analyse Die Abwehr ist bis jetzt das Prunkstück

Del · Die Krefeld Pinguine stehen in der Deutschen Eishockey-Liga viel besser da als zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison.

 Oliver Mebus, hier rechts im Zweikampf mit dem Mannheimer Steven Wagner, ist bei den Pinguinen die Entdeckung der Saison. Der 20-jährige Verteidiger absolvierte bisher alle 17 Punktspiele und blieb dabei ohne grobe Schnitzer.

Oliver Mebus, hier rechts im Zweikampf mit dem Mannheimer Steven Wagner, ist bei den Pinguinen die Entdeckung der Saison. Der 20-jährige Verteidiger absolvierte bisher alle 17 Punktspiele und blieb dabei ohne grobe Schnitzer.

Foto: Strücken

Rick Adduono dürfte am kommenden Wochenende beim Deutschland-Cup in München ein gefragter Mann sein. Viele seiner Berufskollegen, die am Rande des Turniers an einem Trainer-Symposium teilnehmen, werden sich brennend für das Erfolgsrezept des Kanadiers interessieren. Der 58-Jährige hält zwar einen Vortrag, doch er wird dabei sicher nicht verraten, warum sich in Krefeld das ökonomische Maximalprinzip, mit den gegebenen Mitteln einen möglichst großen Nutzen zu erzielen, so vorzüglich auf dem Eis widerspiegelt.

Schon aufgrund der nackten Zahlen kann sich die Konkurrenz ein Bild von der aktuellen Lage der Pinguine machen. Und die zeigen deutlich, dass die Schwarz-Gelben viel besser da stehen als vor einem Jahr. Auf einen Nenner gebracht, lautet die Formel: weniger Gegentreffer, mehr Punkte. Nach 17 Spielen der Vorsaison betrug die Zwischenbilanz 23 Punkte und 48:46 Tore, jetzt 31 Punkte und 49:36 Tore. Damals ging man als Tabellenzehnter in die Pause, jetzt als Vierter. Nur Spitzenreiter Köln kassierte bisher weniger Gegentreffer (33) als Krefeld.

Beeindruckend ist die Defensivarbeit schon alleine deshalb, weil Adduono teilweise auf seine halbe Abwehr verzichten musste. Lange wurde mit fünf Verteidigern rotiert. Und mitten drin Oliver Mebus, zweifelsohne die Entdeckung der neuen Eiszeit. "Dass ich in allen 17 Spielen zum Einsatz komme, hätte ich nicht geglaubt. Durch die vielen Verletzten bin ich ins Team gerutscht. Es macht unheimlich viel Spaß, mit den Jungs zu spielen. Ich glaube, es hat bisher auch ganz gut gepasst. Nach der Pause heißt es natürlich wieder Gas zugeben und sich bei den Trainern anzubieten," sagte der 20-jährige Hüne am Sonntag nach dem Sieg gegen Hamburg. Für sein Alter und seine geringe Erfahrung strahlt er enorm viel Ruhe und Sicherheit aus. Nur ein Treffer fehlt ihm noch zu seinem Glück.

Die Krefelder Defensiv-Abteilung glänzt nicht nur im eigenen Drittel. Mit den spielerischen Qualitäten eines Nick St. Pierre, David Fischer, Mitja Robar oder Josh Meyers ist das Umschalten von Abwehr auf Angriff viel schneller geworden. Dazu verfügen die Pinguine mit Fischer endlich mal wieder über einen Blueliner der Marke Petri Liimatainen oder Christian Ehrhoff. Mit seinem waffenscheinpflichtigen Schuss erzielte der Amerikaner am Sonntag bereits seinen fünften Treffer. Damit führt er die Torschützenliste der DEL-Verteidiger gemeinsam mit Lalonde (Berlin) und Pollock (Nürnberg) an.

Sollten die Pinguine nach der Deutschland-Cup-Pause so großartig durchstarten wie vor einem Jahr, dann werden sie auf Tuchfühlung zur Tabellenspitze bleiben. Dabei bauen die Verantwortlichen auch auf Francois Methot, der im nächsten Punktspiel tatsächlich sein Comeback feiern soll. Diese Woche geht der neue Deutsch-Kanadier zusammen mit Lukas Lang, Sinan Akdag und Nachwuchsspielern aufs Eis. Steve Hanusch wird heute die Füchse Weißwasser im Heimspiel gegen Bietigheim verstärken. Oliver Mebus soll am Freitag für Duisburg im Topspiel gegen die Kassel Huskies spielen. Patrick Klöpper ist mit der U20-Auswahl des DEB in der Schweiz.

Keine Pause gönnt sich Rüdiger Noack, der seine Sondierungsgespräche mit Spielern fortsetzt, deren Verträge auslaufen oder die Optionen besitzen. Von diesen Akteuren gibt es einige. Der sportliche Berater befürchtet allerdings, dass sich er und die Trainer angesichts des Finanzplanes für die kommende Saison nicht alle Wünsche erfüllen können. Besonders Sinan Akdag werden sie wohl von ihrer Wunschliste streichen müssen. Dem Verteidiger sollen bereits Angebote vorliegen, die ihm doppelt soviel Gehalt garantieren wie in Krefeld. Kein Wunder, schließlich sucht man deutsche Verteidiger seiner Klasse wie eine Stecknadel im Heuhaufen.

(RP)
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