Basketball Der Star ist der Trainer

Hartmut Oehmen gelang mit den Basketballern der Willich Wildcats der Durchmarsch in die 2. Regionalliga. Der erfolgreiche Coach möchte sein Team zum Aushängeschild der Stadt machen und baut dabei auf Unternehmen aus dem Gewerbegebiet.

Basketball Als Hartmut Oehmen im November 2006 die 1. Herren- Mannschaft der Basketball Abteilung des TV Willich übernahm, überraschte dies viele Kenner der Szene. Denn zum einen war der Krefelder dafür bekannt, die Geschicke eines Vereins grundsätzlich als Allein-Verantwortlicher zu leiten. Zum anderen konnte sich niemand so recht erklären, was "Mister Basketball", der die Panthers zwischen 1989 und 2003 von der Kreisliga bis in die 2. Bundesliga geführt hatte, nun zum sieglosen (0:16 Punkte) Schlusslicht der Landesliga führte. Gestern sprach RP-Sportredakteur H.-G. Schoofs mit dem erfolgreichen Coach.

Erstmal herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg in die Regionalliga.

Oehmen Vielen Dank. Wir haben als Aufsteiger aus der Landesliga den sofortigen Durchmarsch durch die Oberliga geschafft, was für viele eine Überraschung war. Den von mir dem Vorstand nach dem Klassenerhalt 2007 vorgelegten Drei-Jahresplan haben wir somit bereits im zweiten Jahr erfüllt. Seit meinem Amtsantritt in Willich haben wir von 66 Punktspielen nur sechs verloren. Ich denke, das ist eine Serie, die sich sehen lassen kann.

Nach über zwei Jahren Abstinenz vom Basketball wurde Ihr Wechsel nach Willich damals von vielen sehr kritisch betrachtet. Einige warnten vor einem baldigen TV Oehmen und einer Flut amerikanischer Spieler.

Oehmen Über so etwas kann ich nur den Kopf schütteln. Es ist doch klar, dass ein Trainer seiner Mannschaft seinen Stempel aufdrückt. Wenn meine Handschrift als Coach nicht zu erkennen ist, habe ich doch etwas falsch gemacht. Schließlich investiert man eine Menge Zeit und Herzblut in solch ein Engagement. Bei den Krefeld Panthers habe ich mit vielen amerikanischen Spielern gearbeitet, aber in Willich habe ich bewusst darauf verzichtet, um zu beweisen, dass es auch anders geht. Mit Simon Bennett haben wir nur einen Ausländer (Neuseeland) im Team und der lebt seit seiner frühesten Kindheit in Deutschland.

Gewisse Parallelen zu den Panthers sind aber zu erkennen.

Oehmen Die auffälligste Parallele ist der Erfolg. Mit den Panthers habe ich ebenfalls den Durchmarsch durch die Oberliga geschafft, aber wenn das ein Vorwurf sein soll, lasse ich ihn mir gerne gefallen.

Ich dachte da eher an den Vereinsnamen. Vom TV Willich spricht in Basketballkreisen niemand mehr.

Oehmen Das ist richtig. Nach dem Klassenerhalt in der Landesliga war eine Namensänderung der Basketball-Abteilung eine meiner Bedingungen für eine Vertragsverlängerung. Basketball ist eine Trend-Sportart. Kein Jugendlicher kann heutzutage seiner Freundin damit imponieren, wenn er erzählt, er spiele beim Willicher Turnverein. Willich Wildcats hört sich cooler an. Dass es sich wie bei den Panthers dabei um eine Raubkatze handelt, ist Zufall. Wir haben darüber abgestimmt.

Aber auch personell findet man bei den Wildcats einige bekannte Namen aus den Krefelder Panthers-Zeiten.

Oehmen Auch das ist richtig, aber ich wüsste nicht, was dagegen sprechen sollte, gute Spieler zu verpflichten. Insbesondere, wenn sie ihre Basketball-Karriere eigentlich schon beendet hatten. Mit Amin Polzin, Matthias Golomb und Kosta Yatzoglidis habe ich drei alte Weggefährten in meinem Kader, die zu den absoluten Leistungsträgern gehören. Und auch Simon Bennett hatte seine Basketballschuhe bereits an den Nagel gehängt, bevor ich ihn für Willich wieder aktiviert habe. Um dieses Quartett beneiden uns nun alle. Dabei waren die Jungs vereinslos und jeder Club hätte sich ihre Dienste sichern können.

In der Basketball-Szene und Foren wie z.B. nrwbasket.de steht kaum ein Club so sehr im Fokus wie die Wildcats. Wie erklären Sie sich dieses große öffentliche Interesse?

Oehmen Ich habe mit meinen Statements schon immer polarisiert und bin auch kein Freund diplomatischer Töne. Wenn ich der Meinung bin, dass sechs Teams aus der Oberliga dort nichts zu suchen haben, dann sage ich das auch. Freunde gewinne ich bei diesen Vereinen zwar nicht, aber das interessiert mich nicht. Dass die Leute deutliche Worte oder auch mal einen frechen Spruch aus Willich lieber lesen als langweiliges, seichtes Blabla aus Leverkusen, ehrt uns. Ich muss allerdings zugeben, dass meine bewusst provokante Art auch Teil meines Konzeptes ist, denn ein Verein mit einem Graue-Maus-Image ist für niemanden wirklich interessant.

(RP)
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