Stadt Kempen Sport vor Ort: Wie Integration in den Vereinen gelingen kann

Stadt Kempen · Die Kempener Grünen hatten zur Diskussion mit Experten geladen. Die betonten, dass Vereine sich stärker für Migranten öffnen sollten.

Der Box-Club Kempen war nicht nur durch seinen Vorsitzenden Rainer Schmitz vertreten. Auch Fitnesstrainer Christian Eloundou, ein Flüchtling aus Kamerun, war ins "Ela" gekommen, wollte etwas über eine bessere Integration erfahren. Schade, dass nicht noch mehr Sportvereine da waren. Denn die Kempener Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hatte zu einem interessanten Themenabend eingeladen. Diesmal ging es um den Sport.

Die wenigen Gäste begrüßten Joachim Straeten und Jeyaratnam Caniceus. Die Sachverständigen hatten eins im Sinn: möglichst viele mitzunehmen, sie auch im vereinsungebundenen Sport zu mehr Bewegung und damit zu sozialen Kontakten zu führen. Dabei lag für die Sportwissenschaftlerin Christa Kleindienst-Cachay (Uni Bielefeld) der Fokus bei den Migranten und Migrantinnen, die seit 1949 nach Deutschland gekommen waren. Christa Kleindienst-Cachay hatte sich bereits vor einigen Jahren in einer Studie mit diesem Personenkreis festgestellt, dass nur sehr wenige den Weg in die Vereine gefunden hatten - mit Ausnahme vom Fußball und den Kampfsportarten. Hier sei noch genügend Potenzial vorhanden. Dieser Ansicht war auch die Landtagsabgeordnete Josefine Paul, die im Landtag die sportpolitische Sprecherin der Grünen ist. Die Expertinnen waren sich einig: es müsse erst einmal gelingen, aus den Reihen der Migranten für die Vereine Helfer oder Übungsleiter zu gewinnen. Dann würden auch mehr Bürger mit den ausländischen Wurzeln kommen.

Der Kreissportbund will dort laut Geschäftsführerin Klaudia Schleuter ansetzen. Natürlich sei es dabei wichtig, so Kleindienst-Cachay, dass so mancher Verein sich offener für alle darstelle; dazu die Professorin der Uni Bielefeld: "Wenn ein Verein zum Beispiel das Kopftuch nicht akzeptiert, wird dies schon schwierig." Die von den Vereinen oft gepriesene Vielfalt ihrer Angebote und Einstellungen sehe in der Praxis vor allem beim Breitensport oft anders aus.

Auch wurden Vorschläge aus anderen Städten gemacht, um mehr Menschen für den Sport zu gewinnen. "Ein Volkswandern wäre nicht schlecht oder mehr intakte Trimm-Dich-Pfade hier in Kempen", wurde aus dem Publikum gesagt.

"Wir wollen den Sport vorantreiben und werden bald eine externe Studie in Auftrag geben", sagte Kempens Sportdezernent Michael Klee. Er nannte dies eine Studie nicht nur über die künftige "Sportstätten-Entwicklung", sondern über eine "Sport- und Bewegungsentwicklung". Froh war Klee darüber, dass der Stadtsportverband (SSV) mittlerweile aus dem Dornröschenschlaf erwacht sei und sich besser und effizienter aufgestellt habe. Der neue SSV-Vorsitzende Winand Lange erklärte, dass man gerade in Zusammenarbeit mit den Vereinen dabei sei, den Entwurf eines Strategiepapiers, sprich: einen Aufgabenkatalog, für die Zukunft zu erarbeiten. Lange: "In etwa sechs Wochen werden wir diesen Katalog genauer definieren."

Klee wünschte sich, dass künftig mehr multifunktionale Trainingsräume geschaffen werden müssten, in dem zum Beispiel im Wechsel Trendsportarten praktiziert werden könnten. Vielleicht könne die Wirtschaft bei der Suche nach geeigneten Objekten behilflich sein. Und auch die gewerblichen Anbieter, so die Fitness-Center, wolle man bei der künftigen Neustrukturierung mit ins Boot holen.

(wsc)
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