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Welle der Solidarität So haben Bürger aus dem Kreis Viersen und Firmen nach der Katastrophe mit angepackt

Kreis Viersen · Binnen weniger Stunden hatten am Wochenende Privatpersonen, Firmen und Vereine Spendenaktionen für die Hochwasser-Opfer organisiert. Die Resonanz war auch in Kempen, Willich, Tönisvorst und Grefrath überwältigend.

 Eine lange Schlange hatte sich vor der Spendenannahme in Schiefbahn gebildet.

Eine lange Schlange hatte sich vor der Spendenannahme in Schiefbahn gebildet.

Foto: Patricio Cigno

In ganz Nordrhein-Westfalen wurden am Wochenende für die Opfer der Hochwasserkatastrophe Lebensmittel, Getränke, Kleidung, Hygieneartikel, Tierfutter und noch vieles mehr gesammelt – und auch in Kempen, Willich, Tönisvorst und Grefrath war die Hils- und Spendenbereitschaft überwältigend. Privatleute, Vereine und Firmen hatten sich in Windeseile organisiert und über die Sozialen Medien aufgerufen, Sachspenden vorbeizubringen, einige machten sich auf in die Eifel, um vor Ort mit anzupacken.

Das Unternehmen Schneider Transport von der Heinrich-Horten-Straße in Kempen hatte per Facebook zu einer Spendenaktion aufgerufen. Geschäftsführer Marcel Jennißen und Speditionsleiter Stefan Bauer hatten am Freitag die spontane Idee. „Als ich die Fernseh-Bilder aus der Eifel gesehen habe, wusste ich, dass wir helfen müssen.“ 8000 Leute haben den Facebook-Eintrag gesehen. „Mir wurde bei dem Gedanken, was ab morgen früh los sein wird, ganz schön mulmig“, sagte Bauer.

 Marcel Jenneßen (links) und Stefan Bauer von der Firma Schneider Transport aus Kempen freuen sich über die zahlreichen Spenden.

Marcel Jenneßen (links) und Stefan Bauer von der Firma Schneider Transport aus Kempen freuen sich über die zahlreichen Spenden.

Foto: Schoofs

Und die Resonanz war riesig. „Bereits um kurz vor 9 Uhr standen die ersten Autos vor der Halle. Später reichte die Schlange bis zum Kreisverkehr an der St. Huberter Straße“, sagt Jennißen. Dank der Helfer aus der eigenen Firma und auch von Leuten, die Sachen vorbei brachten, waren zwei große Sattelschlepper schnell vollgeladen. „Eine Frau war emotional sehr gerührt und weinte, als sie uns Hilfsgüter brachte“, sagt Jennißen. Die Aktion war mit dem Malteser-Hilfsdienst in Düren abgesprochen. Von dort aus wurden die Hilfsgüter verteilt.

 Die derzeit leerstehende ehemalige Stadtbibliothek in Schiefbahn war am Freitag bereits nach wenigen Stunden gut gefüllt.

Die derzeit leerstehende ehemalige Stadtbibliothek in Schiefbahn war am Freitag bereits nach wenigen Stunden gut gefüllt.

Foto: Daniel Kamper

Die Schützen der „Voscher Männ“ sammelten am Samstag von 11 bis 16 Uhr am Bürgerhaus Hilfsgüter jeglicher Art und brachten sie mit einem Anhänger ins Katastrophengebiet. Auch die Schützen in Unterweiden sammeln in dieser Woche Hilfsgüter. Das Fitness-Studio TC Kempen an der Kleinbahnstraße sammelt Geld für die Flutopfer. Von Montag bis Donnerstag dieser Woche werden kostenlos Eiweißshakes verteilt. Dafür müssen die Mitglieder so viel Geld sie wollen in eine Spendenbox stecken. „Der Erlös ist für die Menschen in Erftstadt und in meiner alten Heimat im Sauerland“, sagt Inhaber Carsten Krollmann.

 Zügig füllte sich der Sattelschlepper der Firma Schneider Transport mit Hilfsgütern.

Zügig füllte sich der Sattelschlepper der Firma Schneider Transport mit Hilfsgütern.

Foto: Schoofs

Die Kempener Feuerwehr startete eine Hilfsaktion für die Menschen im Katastrophengebiet und sammelte an allen Feuerwehrhäusern im Stadtgebiet Hilfsgüter. Auch in den benachbarten Niederlanden wird dringend Hilfe benötigt. Peter van der Bloemen von der Feuerwehr war am Samstag in Velden bei Venlo: „Um dort die angrenzenden Gemeinden vor Überflutung der Maas zu schützen, werden Sandsäcke benötigt.“ Er rief in Whats-App-Gruppen zur Unterstützung auf. Wer am Sonntag um 9 Uhr vor Ort helfen wollte, Sandsäcke zu füllen, konnte sich Samstag bis 18 Uhr melden.

Auch Stefan Küppers, Landwirt aus Kempen-Klixdorf, möchte helfen. „Wir haben einfach ein großes Herz für die Menschen, die durch diese Katastrophe alles verloren haben“, sagt der 34-Jährige. Gerade ist er auf dem Rückweg von Trinkgut in Kempen. Der Getränkemarkt hat sich ebenfalls an den Spenden beteiligt und einen ganzen Anhänger Getränke gesponsert. „Die Hilfsbereitschaft von all den Leuten hier in Kempen ist einfach überwältigend“, sagt Küppers. Seit Freitag brachten ihm Menschen voll gepackte Kartons mit Hygieneartikeln, Kleidung, haltbaren Lebensmitteln, Spielzeug. Mittlerweile sind drei große Autoanhänger voll. Er selbst ist Mitglied bei „Land schafft Verbindung NRW“. So ist er nah dran, denn Stefan Küppers ist dort im Orga-Team tätig und wusste schnell, wo, was gebraucht wird. Ständig klingelt sein Telefon, und befreundete Landwirte berichten, dass die Behörden Probleme machten und sie nicht wüssten, wohin mit all den vollen Anhängern und Lkw. Er selbst möchte nicht nur eins der vier Autos nach Erftstadt fahren, sondern auch mit einem Nachbarn zusammen vor Ort Helfern und allen, die Hunger haben, Würstchen grillen. „Das machen wir, weil es wichtig ist zu helfen, das ist so verdammt nah an uns dran“, so der Landwirt. Und deshalb will er sich auch, wenn gewünscht, weiter engagieren und Spenden sammeln.

Auch Daniel Kamper aus Willich hatte am Donnerstag, als er die bedückenden Bilder im Fernsehen sah, die spontane Idee zu helfen und bot seine Hilfe dem Willicher DRK und den Maltesern an. Daraufhin rief er Willichs Bürgermeister Christian Pakusch an und fragte nach einem geeigneten Raum. Der war schnell gefunden: Die ehemalige Stadtbücherei am St.-Bernhard-Gymnasium steht derzeit leer. Um 12 Uhr am Freitag startete er einen Aufruf im Internet, um 15 Uhr wurden die Türen zur alten Stadtbücherei aufgemacht – und was folgte, war enorm: „Schon nach einer halben Stunde war klar, dass wir mit unseren Sprintern und dem 7,5-Tonner, die wir organisiert hatten, um die Hilfsgüter zu transportieren, nicht weit kommen würden. Zum Glück hatten uns die Speditionen Meyer und Bermes ihre Hilfe zugesichert.“

300 Meter lang war die Autoschlange, hinzu kamen Personen, die sich zu Fuß in eine ebenfalls mehrere Hundert Meter lange Schlange gestellt hatten. „Von Leuten, die drei Zahnpasta-Tuben abgegeben haben, bis zu welchen, die vorher im Baumarkt waren und mit einem Anhänger voller Hilfsgüter kamen, war alles dabei“, freut sich Daniel Kamper. Das Problem: Schnell war die rund 400 Quadratmeter große Bücherei randvoll, und so nutzte man kurzerhand auch das benachbarte Forum des Gymnasiums und diverse Nebenräume. Auch die waren am Samstag, dem zweiten Tag der Aktion, voll, sodass der eigentlich geplante Abgabetermin am Sonntag gar nicht mehr stattfinden konnte.

Aus Tönisvorst half unter anderem der Serviceclub Round Table 188 Tönisvorst/Kreis Viersen, der noch Einwegbesteck und Geschirr im Lagerbestand hatte. „Über Vermittlung durch den Bürgermeister der Stadt Tönisvorst, Uwe Leuchtenberg, hat schließlich die technische Einsatzleitung des DRK, die den Bereitstellungsraum der Rettungskräfte organisiert, am Samstagvormittag Kontakt zu uns aufgenommen,“ sagt Daniel Ponten, Vize-Präsident von Round Table. Innerhalb von vier Stunden hatten die Tabler gemeinsam mit den Katastrophenschützern alles organisiert – und mehr als 1500 Teller, Messer, Gabeln, Löffel und 5000 Trinkbecher im Wert von knapp 3000 Euro dienen jetzt der Versorgung von Einsatzverbänden im Hochwassergebiet.

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