Wirbel um bemalte Maria in Kempen SPD wirft Stadt selbstherrliches Vorgehen vor

Kempen · Die Debatte um die neu bemalte Marienfigur an der Peterstraße geht weiter. Die SPD ist „befremdet“. Kempener Geschichts- und Museumsverein erklärt, die Figuren seien schon immer so bunt gewesen.

 So sehen Maria und die Engel an der Peterstraße jetzt aus.

So sehen Maria und die Engel an der Peterstraße jetzt aus.

Foto: Norbert Prümen

Die CDU-Kulturpolitikerin Ute Gremmel-Geuchen, die sich für eine fachmännische Bemalung einer Marienskulptur aus dem 19. Jahrhundert einsetzt, bekommt Rückendeckung von der SPD. Die Stadtverwaltung hatte die neue Bemalung von Maria und zwei Engeln, die in einem denkmalgeschützten Heiligenhäuschen an der Kempener Peterstraße stehen, einem örtlichen Maler überantwortet, ohne die Zustimmung des Kulturausschusses einzuholen. Die Sache sei ein Geschäft der laufenden Verwaltung, argumentierte die Stadt.

Mit Befremden nehme die SPD den Alleingang der Kulturverwaltung zur Kenntnis, teilte der SPD-Vorsitzende Stefan Kiwitz nun mit: „Dass ein Kulturamt es im Denkmalbereich nicht für nötig befunden hat, die Politik einzubinden und die weitere Vorgehensweise zur Diskussion zu stellen, zeugt von einem selbstherrlichen Verhältnis zum Allgemeingut Kultur“, so Kiwitz. Fast noch schlimmer finde die SPD die Tatsache, „dass eine engagierte Lokalpolitikerin ausgebremst wird in ihrem Bestreben, eine Restaurierung der Figuren unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten sicherzustellen und finanzierbar zu machen. Und dann auf der anderen Seite unabgestimmt ein Hobbymaler ohne fachliche Expertise beauftragt wird, die Figuren ohne vorherige Prüfung durch einen Restaurator zu bepinseln.“ Die Angelegenheit jetzt so darzustellen, als seien die Figuren ohnehin wertlos und „der amateurhafte Pinselstrich in Jamaika-Farben angemessen, ist ein Armutszeugnis für das städtische Kulturdezernat.“ Kiwitz: „Wir fordern eine sofortige Aufklärung und die Kulturverwaltung dazu auf, im Sinne der demokratischen Gepflogenheiten die Politik künftig ordnungsgemäß, ausführlich und rechtzeitig zu informieren. Es ist nicht der erste Alleingang der Kulturverwaltung. Und das andauernde Totschlagargument ,laufendes Geschäft der Verwaltung’, sobald ein Handeln aus dem Kempener Kultur-Elfenbeinturm kritisch hinterfragt wird, lassen wir auch nicht mehr gelten.“

Der Kempener Geschichts- und Museumsverein (KGMV), der die neue Bemalung unterstützte, indem er dem Maler 500 Euro als Aufwandsentschädigung gab, weist darauf hin, dass die Gipsfiguren im Laufe der Jahrzehnte immer wieder übermalt worden seien. Die klimatischen Bedingungen im Heiligenhäuschen seien schlecht, für Gipsfiguren eigentlich nicht geeignet, sagt die Vorsitzende Ina Germes-Dohmen, die wie Gremmel-Geuchen für die CDU im Kulturausschuss sitzt. Deshalb werde auch die jetzt aufgetragene Farbe verblassen und abblättern. Der KGMV sei schon 2019 gefragt worden, ob er sich an der Restaurierung der Figuren, die auf 5000 Euro geschätzt wurde, beteiligen würde, habe sich aber nach längerer Beratung und Rücksprache mit der Pfarre St. Mariä Geburt entschieden, das nicht zu tun, weil die Kosten der Restaurierung den Wert der Figuren übersteigen würden. Die Idee, andere Figuren zu kaufen, habe man verworfen, weil zu diesen die emotionale Bindung fehlte. Schließlich habe der KGMV entschieden, einer erneuten Neufassung der Figuren zuzustimmen und eine Aufwandsentschädigung an den Künstler zu geben. „Die Gestaltung haben wir ihm überlassen“, sagt Germes-Dohmen. Eine solche Farbigkeit sei früher nicht unüblich gewesen. Germes-Dohmen: „Es erscheint den Kempenern jetzt überraschend, aber die Figuren waren bis vor wenigen Jahren so bunt.“

(biro)
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