Kreis Viersen „Besonnenheit ist der bessere Ratgeber“

KREIS VIERSEN · Der SPD-Bundestagsabgeordnete Udo Schiefner spricht von Respektlosigkeit im Umgang mit der scheidenden Partei- und Fraktionschefin Andrea Nahles. Kreis-Jusochef Lukas Maaßen ist für Urwahl.

 Der SPD-Bundestagsabgeordnete und Kreisvorsitzende Udo Schiefner rät zu den Parteifreunden zur Ruhe und Besonnenheit.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete und Kreisvorsitzende Udo Schiefner rät zu den Parteifreunden zur Ruhe und Besonnenheit.

Foto: Martin Röse

Udo Schiefner zählte sicherlich nicht zu den besten Freunden von Andrea Nahles, in der Vergangenheit hat der SPD-Bundestagsabgeordnete aus Kempen immer mal wieder den Führungsstil der Partei- und Fraktionsvorsitzenden kritisiert. „Doch ihr schlechtes Image, dieses ,Ätschi-bätschi’-Bild, das sie in der Bevölkerung hatte, wird ihrer guten Arbeit nicht gerecht“, sagte Schiefner im Gespräch mit unserer Zeitung. Für ihren Rücktritt zollte Schiefner Nahles ausdrücklich Respekt. „Es war der richtige Schritt“, meinte der Kempener, der am Montag in Berlin bereits mit seinen Partei- und Fraktionskollegen über die Zeit nach Nahles diskutierte.

Andrea Nahles habe in den vergangenen Jahren gute Arbeit geleistet. Sie habe kompetent, solide und vor allem den Menschen zugewandt Politik gemacht. Insofern würden die vielen Kommentare, die jetzt in den Sozialen Medien kursierten, ihrer Leistung nicht gerecht. Schiefner forderte in diesem Zusammenhang mehr Respekt im Umgang miteinander. „Die Hemmschwelle sinkt immer mehr. Jeder glaubt, er müsse sich äußern. Und das ist dann teilweise doch sehr respektlos", meinte Schiefner.

Er sprach sich für mehr „Ruhe und Besonnenheit“ aus. „Dies sind in der jetzigen Situation die besseren Ratgeber“. Mit dem Austausch einer Person sei es in seiner Partei indes nun nicht getan, so der Sozialdemokrat aus Kempen, der auch SPD-Kreisvorsitzender ist. Die SPD müsse die soziale Gerechtigkeit als ihr „Markenzeichen“ wieder stärker herausstellen. Entscheidend für die Zukunft der Partei werde daher die programmatische Ausrichtung der Sozialdemokratie. „Wir müssen die Lebenssituation der Menschen wieder stärker in den Blick nehmen“, so Schiefner. Soziale Gerechtigkeit ziele auf viele Bereiche in der Gesellschaft ab. Es gehe dabei nicht nur um die klassischen Arbeitnehmerfragen oder um zunehmende Altersarmut sowie Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. Auch der Klimaschutz gehöre dazu. „Dafür brauchen wir als SPD zukunftsweisende Konzepte und dürfen das Feld nicht nur den Grünen überlassen“, betonte Schiefner.

Der Vorsitzende der Jungsozialisten im Kreis Viersen, Lukas Maaßen, begrüßte den angekündigten Rücktritt von Andrea Nahles. Er habe „Respekt vor der konsequenten Entscheidung“, so der Willicher. „Sie hat erkannt, wann es Zeit ist zu gehen. Andere SPD-Spitzenpolitiker sollten sich an ihr ein Beispiel nehmen.“ Es reiche aber nicht aus, „für einen echten Kurswechsel“ nur den Chef auszutauschen. Maaßen: „Wir brauchen einen radikalen inhaltlichen Kurswechsel und die Aufkündigung der Großen Koalition.“

Für die Suche nach einem Nachfolger an der Parteispitze forderte der Juso-Chef ein transparentes Verfahren. „Alle Mitglieder sollten per Urwahl über den neuen SPD-Vorsitz abstimmen können“, so Maaßen.

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