Stadt Kempen Spätsommer voller Musik am Niederrhein

Stadt Kempen · Die Muziek Biennale Niederrhein 2014 bietet von August bis Oktober rund 50 Konzerte diesseits und jenseits der deutsch-niederländischen Grenze. Glanzvoller Auftakt des Festivals ist der Auftritt von Adbullah Ibrahim in Kempen.

 In den Strömen der Weltmusik fühlt sich der niederländische Pianist und Komponist Rembrandt Frerichs wie ein Fisch im Wasser. Für das Konzert in der Paterskirche hat er ein besonderes Programm konzipiert.

In den Strömen der Weltmusik fühlt sich der niederländische Pianist und Komponist Rembrandt Frerichs wie ein Fisch im Wasser. Für das Konzert in der Paterskirche hat er ein besonderes Programm konzipiert.

Foto: Piet Gispen/Kulturraum Niederrhein

Abdullah Ibrahim kommt am 30. August nach Kempen. Der südafrikanische Pianist und Komponist wird im Oktober 80 Jahre alt und ist eine lebende Legende. Seine Komposition "Mannenberg" wurde in Südafrika eine inoffizielle Hymne der Anti-Apartheid-Bewegung. Allein dafür müsste man dem Kulturraum Niederrhein dankbar sein, dass er dieses Konzert an seinen Hauptsitz, nach Kempen, holt. Aber auch insgesamt verdient das ambitionierte Programm mit rund 50 Konzerten an 29 Orten zwischen Rhein und Maas hohe Anerkennung. Dabei kann man sich nur wünschen, dass das Publikum so mobil ist, wie sich die Veranstalter das wünschen. Vor allem die niederländischen Künstler, die es nicht leicht haben, hoffen auf ein reges "Grenzhopping". So werden vor allem von Ottersum bis Roermond Konzerte in der Provinz Limburg angeboten, darüber hinaus ist auch Gelderland vertreten.

Das Programm mit dem etwas aufgesetzten Titel "Strömen" zollt der gewässerreichen Region seinen Tribut, ist aber offen genug, weil vieles eben zwischen Rhein und Maas "im Fluß" ist. Und mit Sonderproduktionen und Eigenkompositionen an ungewöhnlichen Konzertorten beweist das Festival seine Experimentierfreudigkeit, durchaus auch mal "gegen den Strom". Das Publikum erlebt nicht nur faszinierende Musik, sondern auch besondere Orte. Es ist eben kein Festival der großen Konzertsäle. So lässt Nard Reijnders die Dreigroschenoper von Bertolt Brecht und Kurt Weill am 31. August auf den Tag genau 86 Jahre nach der Uraufführung in Berlin in der Schiffswerft Smits an der Maas in Velden aufführen. Am selben Tag geben die vier Flötistinnen von "Flautando Köln" ein Scheunenkonzert auf dem Erprathshof in Tönisberg. Und die Gruppe Carambolage musiziert am 5. September in der Sauna- und Wasserwelt aqua sol in Kempen. Auch der Theo-Rieth-Hof der Familie Breidenbach in Alt-Viersen ist mit einbezogen, dort sorgen Manfred Leuchter, Akkordeon, und Ian Melrose, Gitarre, für Klänge "zwischen Bach und Bagdad".

Es wäre aber ein fatales Missverständnis, nur die Orte seien das Besondere des Festivals, schließlich geht es bei der Musiek Biennale in erster Linie um die Musik. Und da wird jeder Musikfreund im Programm etwas für sich finden. So kommt der Ausnahmepianist Kai Schumacher als Grenzgänger zwischen Klassik und Rockmusik nach Geldern. Die Organistin Ute Gremmel-Geuchen spielt zusammen mit dem Cellisten Emanuel Wehse - beide leben in Kempen - im Willbrordi-Dom in Wesel. Der niederländische Pianist und Komponist Rembrandt Freerichs hat für sein Konzert am 12. September in der Paterskirche in Kempen den norwegischen Akkordeonvirtuosen Frode Haltli eingeladen. Musik und Lieder der Romantik bringen das Trio Panta Rhei und der Kammerchor Cantelia in die Burg Brüggen und die Festhalle Viersen, darunter die Liebeslieder-Walzer von Brahms. Und natürlich darf beim Programm "Strömen" Smetanas "Moldau" nicht fehlen. Het Gelders Orkest aus Arnheim führt sie am 17. September in der Festhalle in Viersen auf. Spannend werden auch die musikalische Entdeckungen der Studenten der Folkwang-Schule in der Evangelischen Kirche in Hoerstgen sein, gespielt auf der ältesten spielbaren Orgel (1731) zwischen Rhein und Maas. Überhaupt wird speziell die Jugend, etwa über die Musikschulen, ins Programm eingebunden, etwa auf Schloss Wissen in Weeze.

(RP)
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