Kempen Quartiersentwicklung wird neu aufgestellt

KEMPEN · Die Kempener Sozialpolitiker müssen entscheiden, ob die Stadt die Quartiersentwicklung fürs Wohnviertel Hagelkreuz fortführt. Da die Landesförderung ausläuft, müsste die Stadt die Arbeit selbst komplett selbst finanzieren.

 Das Bürgerfest im Hagelkreuz ist seit Jahren im Sommer der Treffpunkt für die Anwohner des Wohnviertels. Der Bürgerverein hat hier ehrenamtlich bereits Stadtteilarbeit geleistet, bevor Quartiersentwickler Behr kam.

Das Bürgerfest im Hagelkreuz ist seit Jahren im Sommer der Treffpunkt für die Anwohner des Wohnviertels. Der Bürgerverein hat hier ehrenamtlich bereits Stadtteilarbeit geleistet, bevor Quartiersentwickler Behr kam.

Foto: Norbert Prümen

Die Beteiligung der Anwohner ist groß. Im Kempener Stadtviertel Hagelkreuz hat Ingo Behr bereits viel bewegt. Seit Mitte November 2015 gibt es mit dem Quartiersprojekt Hagelkreuz das erste Projekt einer stadtteilorientierten Sozialarbeit in Kempen. Ingo Behr wurde seinerzeit eigens dafür bei der Stadt angestellt. Bislang fördert das Land die Projektarbeit. Diese Förderung läuft nun nach drei Jahren aus. Eine Verlängerung des Zuschusses ist nicht möglich. Daher müssen die Mitglieder des Ausschusses für Soziales und Senioren des Kempener Stadtrates in ihrer öffentlichen Sitzung am heutigen Dienstag, 11. September, ab 18 Uhr im Rathaus am Buttermarkt entscheiden, ob das Projekt auch ohne Landesmittel fortgeführt werden soll.

Kempens Sozialdezernent Michael Klee ist jedenfalls davon überzeugt, dass die Stadt mit der Quartiersentwicklung im Hagelkreuz auf einem guten Weg ist. Daher schlägt er vor, dass die Stadt ab Mitte November dieses Jahres die Finanzierung der Stadtteilarbeit komplett selbst übernimmt. An Personalkosten würden jährlich 69.000 Euro, an Sachkosten – für Miete des Quartiersbüros, Bürobedarf oder Fortbildung – insgesamt weitere 12.000 Euro pro Jahr anfallen. Geld, das nach Ansicht der Stadt sehr gut angelegt wäre.

Mit der Quartiersentwicklung im Hagelkreuz hatte die Stadt Kempen seinerzeit Neuland betreten. Andere Kommunen – auch im Kreis Viersen – haben da bereits seit vielen Jahren Erfahrung in der Gemeinwesenarbeit. In der Kreisstadt Viersen gab und gibt es gleich mehrere Stadtbezirke, die von der Quartiersentwicklung profitiert haben. Auch in Nettetal trug die stadtteilorientierte Sozialarbeit bereits reiche Früchte.

Die Erfahrung zeigt, dass eine solche Quartiersarbeit nicht nach ein paar Jahren beendet werden kann. Es dauert zumeist fünf bis zehn Jahre, bis die Anwohner des Stadtviertels in der Lage sind, die Entwicklung ihres Wohnviertels selbst fortzuführen. Je nach Problemlage braucht es aber auch eine intensivere Betreuung durch einen entsprechenden Sozialarbeiter. Der muss ein guter Motivator sein, damit sich die Anwohner beteiligen, er muss Moderator von Gruppenarbeit sein, muss Vermittler sein zwischen den verschiedenen Interessenlagen im Wohnviertel. Das ist Ingo Behr bislang im Hagelkreuz gut gelungen.

Doch im Kempener Rathaus erwartet man von Behr mehr: Er soll bereits im Anfangsstadium in die Projektentwicklung für den geplanten neuen Stadtteil im Kempener Westen eingebunden werden. Immerhin gilt es hier, eine entsprechende Infrastruktur mit Kindertagesstätte, Schule, Altenheim, Treffpunkt der Generationen, möglicherweise neue generationenübergreifende Wohnformen mit zu berücksichtigen. Zudem muss es gelingen, das neue Wohnviertel an die bestehenden Wohngebiete, dazu gehört dann auch das Hagelkreuz, anzubinden. Die Stadt will verhindern, dass etwa die Straelener Straße zu einer Barriere wird, die von den Bewohnern des neuen Stadtteils im Westen als solche empfunden werden könnte.

An einer Ghettoisierung kann keinem gelegen sein. Bei den Quartierskonzepten wird daher auch immer großer Wert darauf gelegt, dass das Wohnviertel ins gesamtstädtische Gefüge integriert ist und kein Solitär entsteht. In Teilen der Kempener Politik wird dies beispielsweise für den Wartsberg in Tönisberg befürchtet. Hier ist es mit dem Quartierskonzept, das Stadt, Stadtwerke und Hochschule Düsseldorf gemeinsam umsetzen, noch nicht gelungen, die ehemalige Zechensiedlung – wie erhofft – an das übrige Bergdorf anzudocken. Politiker fordern daher, dass Quartiersentwickler Behr beim Wartsberg-Projekt mitarbeitet, um ihm mehr Schwung zu verleihen. Für den Wartsberg ist vor allem wichtig, dass das Musterhaus, das die Stadtwerke in der Siedlung erworben und umgebaut haben, zum Treffpunkt für die Anwohner wird. Auch die Gemeinwesenarbeit im Vereinsheim der Kleingärtner sollte intensiviert werden, lautet eine Forderung.

Zurück zum Kempener Hagelkreuz: Hier bleibt zunächst das Hauptaufgabengebiet für Quartiers­entwickler Behr. Hier gilt es für ihn, die Netzwerke auszubauen und zu stabilisieren.

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