Kempen Die „Prinzenrolle“ soll in Kempen bleiben

KEMPEN · Ein klares Bekenntnis für den De-Beukelaer-Standort an der Arnoldstraße geben derzeit die Bürger ab. Bei einer Aktion der Gewerkschaft in der Fußgängerzone war die Solidarität mit den Beschäftigten groß.

 Das Wetter war – der allgemeinen Stimmungslage der Beschäftigten von De Beukelaer angemessen – am Samstagmittag ziemlich ungemütlich. Dennoch kamen viele Bürger zum Info-Stand der Gewerkschaft.

Das Wetter war – der allgemeinen Stimmungslage der Beschäftigten von De Beukelaer angemessen – am Samstagmittag ziemlich ungemütlich. Dennoch kamen viele Bürger zum Info-Stand der Gewerkschaft.

Foto: Norbert Prümen

Diese Unterstützung kann der Betriebsrat von Griesson-De Beukelaer beim Kampf für den Erhalt der 270 Arbeitsplätze am Standort Kempen gut gebrauchen. Trotz schlechten Wetters kamen am Samstag viele Bürger zum Info-Stand der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) auf der Engestraße in der Kempener Fußgängerzone. Viele trugen sich in die ausgelegten Unterschriftenlisten zum Erhalt des Werks und der Arbeitsplätze ein. Darunter waren Politiker aus Kempen wie der SPD-Bundestagsabgeordnete Udo Schiefner, der die Unterstützung der Politik zusicherte.

Auch Andreas Gareißen und Renate Schmitz, beide für die SPD im Rat der Stadt Kempen, waren gekommen. Wenn man den Gesprächen am Stand zuhörte, stellte man schnell fest, wie wichtig die Firma für Kempen ist. Jeder kannte irgendjemanden, der dort arbeitet oder gearbeitet hat. Eltern erzählten von Kindern, die sich Sorgen um die Prinzenrolle in der Martinstüte machen. Ein Jugendlicher erinnerte an die Zeit, als Fußballspieler Lukas Podolski noch Werbung für das beliebte Gebäck machte. „Kann der nichts machen?” fragte er.

Dass die Rolle mit der süßen Schokolade zwischen zwei Kekshälften ein „Kultprodukt” ist, fand auch Mohamed Boudih vom Landesbezirk der NGG. Die Mitarbeiter hätten deshalb bisher nie Angst um ihren Arbeitsplatz gehabt, zumal die Firma gut ausgelastet wäre. Viele Menschen seien geschockt gewesen von der Nachricht über die Schließung des Werkes und hätten nun Angst, langfristig auf Hartz IV angewiesen zu sein. Die Mitteilung ein paar Tage vor Weihnachten hätte sie noch zusätzlich verärgert. Hinzu komme, dass die Mitarbeiter das damit verbundene Angebot, nach Thüringen zu wechseln, als „Hohn und Spott” empfunden hätten. Denn sie seien alle tief verwurzelt in Kempen, hätten hier Familie, teilweise Eigentum, wären in Vereinen aktiv.

Die derzeit laufende Wirtschaftsprüfung durch den Betriebsrat verlaufe schwierig, so Boudih. Den die Firmenleitung zeige sich beim Überlassen der notwendigen Unterlagen nicht gerade als kooperativ. Erfreut über die große Solidarität der Kempener zeigte sich auch Karim Peters, Bezirksgeschäftsführer der Gewerkschaft NGG.

Birgit Werners, Michaela Witthoff sowie Catherine de Boutias sind Mitarbeiterinnen bei de Beukelaer. Seit mehr als 20 und sogar seit 40 Jahren sind sie schon im Unternehmen. Jetzt nach Kahla in Thüringen zu gehen, ist für sie keine Alternative. Ihre Familien und Freunde leben in Kempen, betonten sie. „Was soll ich denn machen, ich kümmere mich hier um meine Eltern”, sagte eine von ihnen. Und die Kollegin ergänzte, sie würde woanders „eingehen wie eine Primel”. De Boutias, in Frankreich geboren, sagte, dass sie sich am Niederrhein so heimisch fühle, dass sie nicht mehr weg wolle. Sonja Zemka ist froh, dass sie – kurz bevor die schlechten Nachrichten über die geplante Schließung kamen – in Rente gegangen sei. Auch sie hat viele Jahre bei De Beukelaer gearbeitet. Es sei stets ein gutes Arbeitsklima gewesen, erklärte sie. Man habe sich umeinander gekümmert, innerhalb der Belegschaft gab es viele Freundschaften. Ihre früheren Kolleginnen bestätigten das. Diese sagten aber auch, dass sie derzeit jeden Tag mit der Sorge um ihren Job zur Arbeit gehen würden.

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