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Stadt Kempen So wird Kohle zum Klingen gebracht

Stadt Kempen · Zum Ruhrprojekt 2010 wurde Kohle erstmals als Baumaterial für eine Flöte verwendet. Thomas Döller bastelte beachtliche Instrumente. Der Kempener Jürgen Schwalk komponierte passende Stücke. Jetzt ist eine CD erschienen.

Seit seinem Musikstudium an der Folkwang-Universität der Künste ist der in Kempen lebende Gitarrist Jürgen Schwalk mit dem Essener Flötisten Thomas Döller befreundet. 1987 lernten sie sich kennen, vertieften sich in die Duo-Literatur von der Barockmusik bis zur Moderne, gaben klassische Konzerte und spielten vier CDs ein. Ein besonderes Interesse galt dabei dem polnisch-französischen Komponisten Alexandre Tansman, der 1897 in Lódz geboren wurde und 1986 in Paris starb.

Zum Auslöser für einen gänzlich neuen künstlerischen Weg wurde das Projekt "RUHR.2010 – Kulturhauptstadt Europas". Döller beschäftigte der Gedanke, ob sich nicht sein Metier, die Musik, mit dem verbinden ließ, was über lange Zeit die entscheidende wirtschaftliche Basis des Ruhrgebiets war, die Kohle. Zugute kam ihm dabei ein Interesse, das ihn schon zu Schulzeiten gepackt hatte: der Instrumentenbau. Flöten aller Art selbst zu bauen, wurde zum Hobby des Gymnasiasten, der dabei auch viel handwerkliches Geschick bewies. Immer wieder überlegte Thomas Döller, den Flötenbau zu seinem Beruf zu machen.

Der Gedanke, zum Ruhrprojekt 2010 Kohle als Baumaterial für die Flöte zu verwenden, ließ Döller nicht los. Da die Klangfarbe eines Instruments wesentlich über das Mundstück geformt wird, untersuchte er Möglichkeiten, eine Konzertflöte mit einem Kohle-Mundstück auszustatten.

Wie sollte das gehen? Wer jemals mit einem Kohleofen geheizt hat, weiß, dass Kohle staubt und bröckelt. Musste man hier nicht zu sehr gegen das Material arbeiten? Döller suchte einen Bergbau-Ingenieur auf und erfuhr, dass es in einigen Abbauschichten eine Kohle gab, die an Speckstein erinnert. Man nennt sie Kännel- oder Cannelkohle. Das ist wahrscheinlich eine Verballhornung des englischen Wortes candle (Kerze), weil diese Kohle aus Faulschlammablagerungen beim Brennen ein ähnlich geformtes Licht abgibt wie eine Kerze. Bergleute schnitzten aus dieser Kohle Figuren oder Aschenbecher. Als der erste Versuch gelang, eine Konzertflöte mit einem Carbon-Mundstück zu versehen und darauf zu spielen, baute der passionierte Bastler Döller weitere Flöten selbst, darunter beachtlich große Instrumente. Jetzt ließen sich ganz neue Klänge erzeugen. Allerdings: Das bisherige Repertoire war nicht mehr geeignet.

Jetzt war Jürgen Schwalk gefordert, der schon im Studium den Drang zum Komponieren verspürte und gern die Herausforderung annahm, die ganz neuen Klänge der neuen Instrumente mit den gewohnten der Gitarre zu verbinden. Allerdings: Auch auf der Gitarre war Neuland zu betreten. Schwalk entschloss sich, dazu, die Saiten auf ganz andere Töne als allgemein üblich einzustimmen. Sieben Titel schrieb Schwalk, einen steuerte Döller für die neueste CD-Produktion bei. Ein Teil der Stücke ist auskomponiert, ein Teil bleibt der Improvisation vorbehalten. Vorgestellt wurde die CD jüngst bei einem Konzert in Krefeld-Hüls.

(-tr)
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