Läden sind wieder geöffnet Kunden haben wieder Lust zu kaufen

Kempen/Willich/Tönisvorst · Die Geschäftsleute sind mit den Umsätzen zufrieden, die sie nach den ersten Tagen der Ladenöffnung gemacht haben. Speziell in Kempen ist es am Freitag voll, auch weil Wochenmarkt auf dem Buttermarkt ist. Die Kunden warten geduldig, bis sie in die Läden rein dürfen. Und in den Geschäften kaufen sie meistens auch etwas.

 Viele Kempener sind froh, endlich wieder in ihren Geschäften einkaufen zu dürfen. Die Innenstadt ist am Freitag gut besucht.

Viele Kempener sind froh, endlich wieder in ihren Geschäften einkaufen zu dürfen. Die Innenstadt ist am Freitag gut besucht.

Foto: Wolfgang Kaiser

Vor vielen Geschäften in der Kempener Fußgängerzone stehen Kunden und warten – in gebührendem Abstand, bis sie das Ladenlokal betreten können. „Das Einkaufen ist schon komisch. Mit einem gemütlichen Stadtbummel ist das nicht zu vergleichen. Aber ich bin froh, dass man wieder einkaufen kann“, sagt Ulrike Meister. So wie die 36-jährige Kempenerin empfinden viele Menschen, die an diesem Freitagvormittag in der Fußgängerzone der Altstadt unterwegs sind. Einige erledigen ihre Einkäufe auf die Schnelle, alle halten sich an die Regeln. Mindestabstand, Wartezone vor dem Geschäft, Handdesinfektion beim Betreten des Ladens scheinen bereits normal zu sein. Beatrice Listert, die einen Mundschutz trägt, ist froh, dass fast alle Geschäfte wieder geöffnet haben „Es ist ein bisschen Normalität eingekehrt. Das habe ich sehr vermisst“, sagt die 55-Jährige. Für Carla Wagner ist es wichtig, wieder den örtlichen Einzelhandel unterstützen zu können.

Das freut die Geschäftsleute, die mit den Umsätzen der ersten Tage zufrieden sind. „Die Kunden, die kommen, kaufen in der Regel auch“, sagt Armin Horst, Vorsitzender des Kempener Werberings. Das klassische Bummeln ohne zu kaufen gibt es nicht, wie auch Buchhändler Gerrit Wissink feststellt. „Viele Kunden rufen vorher an, fragen nach dem Produkt und holen es dann ab“, berichtet Joachim Jansen, Inhaber von Spielwaren Jansen.

  Brigitte Boves (Kempen): Die Kunden sind froh, einkaufen zu dürfen.

Brigitte Boves (Kempen): Die Kunden sind froh, einkaufen zu dürfen.

Foto: Norbert Prümen

In Willich ist das Stimmungsbild zweigeteilt. Optiker Christof Grass, Vorsitzender des Anrather Werberings, freut sich zwar, dass das Ortszentrum nun „wieder ein bisschen lebhafter ist. Aber es ist nicht so wie vorher“. Er glaube auch nicht, dass sich das so schnell ändern wird, denn das Konsumverhalten der Kunden werde sich nachhaltig verändern: „Kurzarbeit, Angst um den Job: Die Stimmung ist bei vielen down.“ Aber man solle nun nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern aktiv bleiben.

 Christof Graß will den Kopf nicht in den Sand stecken.

Christof Graß will den Kopf nicht in den Sand stecken.

Foto: Werbering Anrath

Rainer Höppner, der in Schiefbahn ein Damenmodegeschäft betreibt und dort Vorsitzender der Werbegemeinschaft ist, blickt optimistischer in die Zukunft und ist mit dem Verlauf der ersten Woche seit Wiedereröffnung zufrieden: „Der Rubel rollt wieder. Man merkt, dass die Leute Lust haben einzukaufen.“ Erfreulich sei auch, dass fast alle Verständnis für die Hygieneregeln hätten und diese einhalten würden.

  Rainer Höppner freut sich, dass „der Rubel wieder rollt“.

Rainer Höppner freut sich, dass „der Rubel wieder rollt“.

Foto: Werbering

Auch Sylvia Gartz, deren Mann in Neersen ein Geschäft für Haushaltswaren und vieles mehr betreibt, zeigt sich zufrieden: „Einige Kunden gönnen sich jetzt etwas Schönes, weil sie in den vergangenen Wochen wenig Geld ausgegeben haben.“ Ähnliches beobachtet auch Stefan Sonnenborn, Inhaber des Feinkostladens Wajos und Vorsitzender des Willicher Werberings: „Viele haben Geld gespart, weil sie weniger essen gehen können. Dafür verkaufen wir jetzt mehr Wein als vorher, auch deshalb, weil unsere Kunden uns unterstützen möchten, indem sie eine ganze Kiste statt zwei oder drei Flaschen kaufen.“ Natürlich werde sich das später bemerkbar machen, sagt Sonnenborn.

 Andreas Lessenich: „Nicht das Niveau von vorher.“

Andreas Lessenich: „Nicht das Niveau von vorher.“

Foto: Emily Senf

Auf Vera Roessli von „Wunderhübsch“ in St. Tönis wirken die Kunden ausgehungert. „Sie wollen raus, was sehen, bummeln“, sagt sie. Doch: „Nur mal gucken, hat kaum einer geschafft. Die meisten wollen sich jetzt etwas gönnen und geben auch mal mehr aus.“ Gefragt sei vor allem sommerliche Kleidung, die auch zu Hause bequem sei. Bei Spielwaren Lessenich gehen Puzzles, Gesellschaftsspiele und Logikspiele für Kinder am häufigsten über die Theke. Insgesamt laufe das Geschäft gut, sei aber im Laufe der Woche verhaltener geworden. „Wir haben nicht das Niveau von vorher“, sagt Andreas Lessenich. So mache sich auch bemerkbar, dass derzeit weniger Geschenke für Kindergeburtstage gekauft würden. In der Tönisvorster Buchhandlung werden vor allem Romane und, wie Inhaberin Judith Rüther-Zeiß sagt, auffallend viele Koch- und Backbücher gekauft. „Nur die Reiseliteratur bricht gerade total weg“, sagt sie. Der Ansturm von Montag und Dienstag hat sich gelegt.

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