Silvesterkonzert in der Propsteikirche Orgel-Improvisationen zum Jahreswechsel

Kempen · Otto Maria Krämer spielte in der Propsteikirche am Silvesterabend neben seinem Programm auch Wünsche aus dem Publikum.

 Otto Maria Krämer an der Orgel in der Kempener Propsteikirche.

Otto Maria Krämer an der Orgel in der Kempener Propsteikirche.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Für Ute Gremmel-Geuchen vom Förderkreis Kempener Orgelkonzerte waren die gut gefüllten Bankreihen der Propsteikirche ein schöner Anblick. Nicht nur für sie war es eine Freude, die letzten Stunden des Jahres 2019 mit Orgelmusik zu verbringen.

Der Organist des Silvesterkonzerts hatte keine allzu lange Anreise; es war Otto Maria Krämer, Organist und Kantor an St. Peter und Paul in Straelen im Kreis Kleve. Bei dem Silvesterkonzert im Jahr zuvor waren seine Improvisationen über Weihnachtsliederwünsche aus dem Publikum solch ein Erfolg, dass der Förderkreis dies gerne hatte fortsetzen wollen.

Gremmel-Geuchen kündigte an, dass Zettel verteilt würden, auf die jeder Besucher einen Liederwunsch schreiben könne, und aus der großen Anzahl würden fünf Wünsche gezogen, die Krämer dann ohne Vorbereitung als Thema seiner Improvisationen verarbeiten würde. Organist Krämer ist hierfür ausgewiesener Spezialist – nicht nur für Improvisationen in der Kirchenmusik und seit 2013 auch als Dozent für Orgelimprovisation an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln, sondern auch als Begleiter und Ein-Mann-Orchester an der Orgel bei Stummfilmen.

Sein großes musikalisches Spektrum präsentierte Krämer ebenso im Programm des Silvesterkonzerts. Namen von Komponisten, die man nicht gerade mit Orgelmusik verbindet, waren da zu lesen. Deren Stücke hat Krämer für die Orgel arrangiert. Nach einem Einstieg mit barocker Orgelmusik von Johann Sebastian Bach (1685-1750), Claude Balbastre (1724-1799) und André Campra (1660-1744) machte er einen großen Zeitsprung zu Aaron Copland (1900-1990).

Das bekannte Stück „Fanfare for the common man“ erkannte man sogleich, die schweren Hammerschläge und darüber eine fanfarenartige Melodie, die schließlich monumental endete.

Eher befremdlich war dagegen seine Interpretation der nicht minder bekannten Meditation aus der Oper Thais von Jules Massenet (1842-1912). Krämer zog Register, die wenig dem Klang einer Geige nahekommen, und den Charakter einer meditativen Musik traf er nicht so recht, dazu passte auch sein gewähltes Tempo nicht.

Eine stimmige Registerwahl präsentierte er dagegen bei dem „Salut d’amour“ von Edgar Elgar (1857-1934). Mit Spannung hatte das Publikum wohl seine Improvisationen über Weihnachtslieder erwartet. Bekannte und weniger bekannte Titel wurden gezogen: „Heilige Nacht“, „O komm, o komm Emmanuel“, „Stille Nacht, heilige Nacht“, „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ und „Alle Jahre wieder“.

Beim ersten Lied stellte Krämer die Melodie mit einem zarten Klang vor, wechselte dann zu kräftigeren Registern und brachte einen reizvollen Kontrast zu sehr räumlich wirkenden, in der Ferne schwebenden Klängen. Es wurde deutlich, dass es Krämer Vergnügen bereitet, buchstäblich – fast – alle Register der Albiez-Orgel zu ziehen. Man hörte Klänge und Klangfarben, die man meint, noch nie gehört zu haben. Eine genussvolle Entdeckungsreise bot sich, ab und zu noch mit Erfolgserlebnissen, wenn man bekannte Motive wiedererkannte und den einzelnen Liedern zuordnen konnte.

Das Publikum war erneut begeistert und spendete stehenden Applaus. Da deutete Krämer mit seiner Zugabe „Nehmt Abschied Brüder“ an, dass er nun seinen Arbeitsplatz verlassen wollte. Von der Empore machte er mit Handzeichen klar, dass er gerne etwas trinken würde – schließlich waren es nicht einmal mehr eineinhalb Stunden bis zum Jahreswechsel hin, und sein Bedürfnis nach Schlaf signalisierte er auch.

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