Stadt Kempen Sieben Fußfälle mitten im Stadtgebiet

Stadt Kempen · Im Alltag fährt man eher achtlos an den Stationen des Kreuzweges, der von der St. Töniser Straße hinaus zur Kreuzkapelle führt, vorbei. Die einzelnen Fußfälle sind teilweise in Hausfassaden integriert.

 Die Kreuzkapelle bildet den Abschluss des kleinen Kreuzweges, der sich vom Viehmarkt über die St. Töniser Straße stadtauswärts zieht.

Die Kreuzkapelle bildet den Abschluss des kleinen Kreuzweges, der sich vom Viehmarkt über die St. Töniser Straße stadtauswärts zieht.

Foto: Kaiser

An den Stationen des Kreuzweges an der St. Töniser Straße halten die Menschen kaum inne. Zum einen weil die so genannten Fußfälle in der heutigen Zeit ihre ursprüngliche Bedeutung verloren haben, zum anderen weil sie im Straßenbild kaum auffallen. Die erste Station an der Ecke St. Töniser Straße und Donkring fällt einem vielleicht noch zufällig beim Warten an der Ampel ins Auge. Dabei lohnt es sich, den Weg in Ruhe abzuschreiten.

Jerusalempilger des Spätmittelalters brachten den Brauch aus dem Orient mit. Sie wollten, so der frühere Propst Dr. Josef Reuter in seinem Buch "Frommes Kempen", die verschiedenen Stationen des Kreuzweges Jesu nachvollziehen und in anschaulicher Weise dem Volk zeigen.

Der Kreuzweg an der St. Töniser Straße ist den "Sieben Schmerzen Mariens" gewidmet. Interessant ist, dass die einzelnen Stationen sehr unterschiedlich in Gestaltung und Darstellung der biblischen Szenen sind.

Die tiefe Verbundenheit der Stadt mit der Muttergottes ist ja auch im Namen der Propsteikirche St. Mariae Geburt dokumentiert. Die wenigsten wissen allerdings, dass Kempen im 15. Jahrhundert ein Marienwallfahrtsort war. Alte Quellen sprechen sogar von Wunderheilungen in Folge der Pilgerschaft. Erst mit der wachsenden Bedeutung Kevelaers verlor die Stadt die Anziehung als Wallfahrtsort. Aber manche der Pilger werden eben auch den Kreuzweg der "Sieben Schmerzen Mariens" fromm abgelaufen sein.

Alle Motive beruhen auf biblischen Szenen. Sie erinnern an die Weissagung Simeons, die Flucht nach Ägypten, die dreitägige Suche nach dem zwölfjährigen Jesus, Maria am Kreuzweg ihres Sohnes, dann Maria unter dem Kreuz, die Abnahme Jesu vom Kreuz und zuletzt die Grablegung. In den Darstellungen zeigt sich einfache, tief verwurzelte Volksfömmigkeit.

An vielen der Kreuzwegstationen hat in den vergangenen Jahren der Zahn der Zeit genagt. Und es gibt auch immer wieder Beschädigungen durch Vandalismus. Manches musste ersetzt oder sorgfältig restauriert werden. Beteiligt war daran unter anderem die Kempener Künstlerin Lilo Grießmann.

Am Ende des Weges steht die Kreuzkapelle. Sie wurde 1639 von Heinrich Ingenholt erbaut. Ein schlichter einschiffiger Bau und inzwischen Namensgeber des neuen Baugebietes, an dessen Rand sie zu finden ist. Zu ihr zieht noch heute am Karfreitag eine Prozession entlang des Kreuzweges. Nur dann ist die Kapelle geöffnet.

Aber es lohnt sich auf jeden Fall ein Blick auf die Kreuzigungsgruppe im Vorraum. Geschaffen wurde sie vom Kempener Bildhauer Franz Perey und 1894 eingeweiht. Die Kapelle selbst wurde im Dezember 1974 mutwillig zerstört. In den Jahren 1977 bis 1979 wurde sie wieder hergestellt. Die Kempener Kolpingfamilie kümmert sich einer alten Tradition folgend um die Pflege des Gebäudes und des Geländes.

(sr)
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