Serie Unser Verein Narrenzunft Kempen Tanzen in den Kempener Stadtfarben

Kempen · Karneval feiern und tanzen. Diese beiden Dinge vereint die Karnevalsgesellschaft Narrenzunft Kempen. Neben der Mädchensitzung gehört das Niederrheinische Garde- und Schautanzfestival in Oedt mit zu den Höhepunkten in der Session.

 Die Nachwuchstanzgarde der Karnevalsgesellschaft Narrenzunft mit dem Vorsitzenden Norbert van de Rydt.

Die Nachwuchstanzgarde der Karnevalsgesellschaft Narrenzunft mit dem Vorsitzenden Norbert van de Rydt.

Foto: Norbert Prümen

Als im Jahr 2004, rund vier Wochen vor dem Rosenmontagszug, die Familie van de Rydt ein jeckes Kribbeln spürte und die Nachbarn ansprach, ob man nicht als Freundeskreis beim Zug mitziehen wollte, dachte Norbert van de Rydt nicht daran, dass daraus einmal eine Karnevalsgesellschaft mit 130 Mitgliedern werden würde. Und schon gar nicht eine Gesellschaft, die ein Großereignis ins Leben rufen würde, das mittlerweile weit über die Grenzen des Kreises Viersen hinaus bekannt ist und Karnevalsvereine aus ganz Nordrhein-Westfalen anspricht.

„Wir waren damals zwei Familien mit insgesamt fünf Leuten. Unser Motto war ,Wir trecke mit’. Mitgezogen sind dann letztendlich 13 Personen. Wobei uns diese Zahl kein Unglück, sondern Glück gebracht hat“, sagt Norbert van de Rydt. Am 17. Juni 2004 gründete sich aus dem Freundeskreis heraus die Karnevalsgesellschaft Narrenzunft Kempen mit zunächst sieben Mitgliedern.

  Narrenzunft-Vorsitzender Norbert van de Rydt ist auch Mitglied im Elferrat.

Narrenzunft-Vorsitzender Norbert van de Rydt ist auch Mitglied im Elferrat.

Foto: Norbert Prümen

2004 war auch das Jahr des ersten Niederrheinischen Garde- und Showtanzfestivals, ausgerichtet von der Narrenzunft im November. In der Albert-Mooren-Halle in Oedt waren bei der Premiere gleich 80 Tänze zu sehen. Rund 500 aktive Tänzerinnen und Tänzer eroberten die Bühne und begeisterten das Publikum. Damit legte die Narrenzunft einen Grundstein für eine sehr beliebte Veranstaltung. Sie fand im vergangenen Jahr bereits zum 16. Mal statt. In der Regel nehmen mehr als 40 Karnevalsvereine aus ganz Nordrhein-Westfalen daran teil. Die Zahl der Tänzerinnen und Tänzer liegt durchschnittlich bei 800 Aktiven.

 Im August 2008 startete die Narrenzunft mit einer eigenen Tanzgarde: Los ging es mit knapp zehn Kindern im Alter von acht bis zehn Jahren. Mit der Zeit kamen dann auch die Gardetänze hinzu. Das war auch der Zeitpunkt, zu dem die Tänzer erstmals in eigenen Uniformen auftraten, und zwar in den Stadtfarben von Kempen gehalten. Rot, Weiß und Blau sind die Farben der Narrenzunft. „Wir haben uns damals für eine eher traditionelle Uniform mit Petticoat, Dreispitzhut und Jacke im klassischen Schnitt entschieden“, erzählt Norbert van de Rydt, der den Vorsitz bei der Narrenzunft innehat. Ein Uniformschneider aus Mülheim, der selbst Europameister im Tanzsport war, schneidert die Modelle. „Sie sind für den Tanzsport perfekt geeignet. Sie sind so toll geschnitten, dass sie auch nach Sprüngen perfekt sitzen und nicht unauffällig während des Tanzes wieder in Form gezupft werden müssen“, lobt Sportwartin Judith van de Rydt, die Tochter des Vorsitzenden.

 Hedwig Sieberichs alias „Engel Hettwich“ moderiert die Mädchensitzung, die diesmal am 24. Januar im Kempener Kolpinghaus stattfindet.

Hedwig Sieberichs alias „Engel Hettwich“ moderiert die Mädchensitzung, die diesmal am 24. Januar im Kempener Kolpinghaus stattfindet.

Foto: Gottfried Evers

In Sachen Tanz ist die Narrenzunft inzwischen zahlenmäßig kräftig gewachsen. Heute gibt es drei Gruppen mit insgesamt 46 Kindern und Jugendlichen, darunter sechs Jungen. Zu den Gruppen gehören die Bambini von drei bis fünf Jahren, die Schüler im Alter von sechs bis zehn Jahren und die Jugendtruppe der Elf- bis 19-Jährigen. Dazu kommen drei Solo-Tanzmariechen. Getanzt wird nicht nur in der Karnevalszeit. „Wir sind das ganze Jahr über im Einsatz und haben unter anderem Auftritte bei Stadtfesten, in Altenheimen und bei Geburtstagen. Es wird wöchentlich im Campus in Kempen trainiert“, erklärt Norbert van de Rydt.

Aber nicht nur der Tanz zeichnet die Narrenzunft aus. Zum nunmehr vierten Mal findet in dieser Session die Mädchensitzung statt. Wie die Entstehung der Gesellschaft hat auch diese Sitzung eine besondere Geschichte. Anlässlich des zehnjährigen Bestehens übernahm die Narrenzunft die Organisation des Hoppeditzerwachens in Kempen mit einem bunten Programm. „Wir hatten damals eine Sängerin aus Aachen geordert. Kurz vor dem Termin sagte sie uns ab, weil sie doch lieber einen Kölner Termin wahrnehmen wollte. Wir waren völlig verzweifelt“, erinnert sich Norbert van de Rydt. Doch die Absage der Künstlerin sollte sich als Glückstreffer erweisen. „Engel Hettwich“ aus Schwalmtal sprang ein. Hedwig Sieberichs, wie der Engel mit vollem Namen heißt, rockte den Saal. Sie wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Damit aber nicht genug. Das gesamte Jubiläumsevent kam so gut an, dass sich die Narrenzunft ein Herz fasste und am 27. Januar 2017 die erste Mädchensitzung veranstaltete, moderiert von „Engel Hettwich“. Hedwig Sieberichs ist mittlerweile genauso wenig wegzudenken wie die Mädchensitzung an sich.

Und wenn in Kempen der Rosenmontagszug durch die Altstadt zieht, dann fehlt die Narrenzunft ebenfalls nicht. Alle drei Jahre gibt es ein neues Motto mit einem entsprechenden Wagen samt Fußgruppe. Im Wohnzimmer der Familie van de Rydt finden die gesamten Vorbereitungen statt, bevor es in der großen Wagenbauhalle in St. Hubert an die Endmontage geht. „Wie gut, dass meine Frau Gerda genauso karnevalsbegeistert ist wie ich“, meint van de Rydt lachend. Und beim Wagenbau ist die Narrenzunft gut, schließlich besuchte man schon Kurse beim berühmten Düsseldorfer Wagenbauer Jacques Tilly.

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