Kempen Wie der Strom ins Haus kommt

KEMPEN · Seit rund 100 Jahren speisen die Stadtwerke elektrischen Strom ins Netz. Der Starkstrom wird zuvor in Niedrigspannung umgewandelt.

 Die Trafostation an der Einmündung Speefeld/Kempener Landstraße in St. Hubert wurde im Rahmen der Aktion „Energie trifft Kunst“ kunstvoll mit einem Schluff-Motiv gestaltet.

Die Trafostation an der Einmündung Speefeld/Kempener Landstraße in St. Hubert wurde im Rahmen der Aktion „Energie trifft Kunst“ kunstvoll mit einem Schluff-Motiv gestaltet.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Es ist ein ausgeklügeltes System, über das man sich als Wohnungsinhaber eigentlich keine Gedanken macht. Ist es in der Wohnung dunkel, drückt man einen Schalter und das Licht im Raum geht an. Elektrische Impulse sorgen dafür, dass die Lampe hell wird. Der elektrische Strom ist dabei die notwendige Energie für die Beleuchtung. Für eine reibungslose Versorgung mit Strom sorgen seit mehr als 100 Jahren die Energieversorgungsunternehmen. Die meisten sind in kommunaler Hand, andere privatwirtschaftlich organisiert.

Ganz gleich, mit welchem Stromlieferanten man einen Versorgungsvertrag abgeschlossen hat, für die Energieeinspeisung ins örtliche Netz ist immer der Versorger der Stadt oder Gemeinde zuständig, in der man wohnt. In Kempen sind es die örtlichen Stadtwerke. Die gibt es als städtisches Tochterunternehmen auch schon seit mehr als 100 Jahren. Bis Ende 2034 läuft der aktuelle Konzessionsvertrag, den die Stadtwerke mit der Stadt im Herbst 2014 neu abgeschlossen haben. Der Vertrag regelt die Nutzung der Netze. Die Stadtwerke dürfen die Netze für Strom, Gas oder Wasser im Stadtgebiet nutzen. Sie müssen sie auch pflegen und gegebenenfalls modernisieren. Am Verbrauch der Kunden bemisst sich die Höhe der Konzessionsabgabe, die die Stadtwerke pro Jahr an die Stadt als Netzentgelt abführen müssen. Das sind in der Regel rund zwei Millionen Euro. Dafür beliefern die Stadtwerke mehr als 90 Prozent der Kempener Haushalte mit Strom, Gas und Wasser.

Zurück zum Strom: Spannung, Hochspannung, Umspannung – das sind wichtige Begriffe in der Strom-Sprache. „Die großen Masten mit den Leitungen sind Teil des Hochspannungsnetzes“, erklärt Reinhard Bretzke, Teamleiter Stromversorgung bei den Stadtwerken Kempen. Mit 110.000 Volt Spannung kommt der Strom zu den beiden Transformatoren an der Umspannanlage der Stadtwerke an der Ecke Industriering Ost/St. Huberter Straße an. Diese Transformatoren verringern die ankommende Hochspannung, damit sie in das städtische Stromnetz eingespeist werden kann. Einen Teil des Stroms, der aus der Steckdose kommt, kaufen die Stadtwerke, einen anderen Teil erzeugen sie im eigenen Heizkraftwerk an der Otto-Schott-Straße selber.

Die Verteilung des Stroms läuft über hochmoderne Computersysteme. Die Leitstelle befindet sich in einem Raum im Verwaltungsgebäude der Stadtwerke an der Heinrich-Horten-Straße. Sie wurde vor etwa eineinhalb Jahren modernisiert. Der Leitstand mit mehreren Bildschirmen kann problemlos von einem Mitarbeiter überwacht werden. Reinhard Bretzke und seine Kollegen wissen ganz genau, wie viel Strom die Bürger tagsüber und am Abend verbrauchen und wie viel Strom die Stadtwerke bereitstellen müssen. „Gibt es eine Störung im System, meldet das der Computer sofort auf mein Handy“, sagt Bretzke. Das gilt auch außerhalb der normalen Dienstzeit. Abends oder an Wochenenden gibt es einen Notdienst. Auch dabei spielt das Smartphone als Informationsquelle eine wichtige Rolle. Der Vorteil des Computer gestützten Kontrollsystems liegt auf der Hand: Störungen im Netz können viel schneller lokalisiert werden. Der Bildschirm zeigt eine Netzspinne mit vielen Verbindungen und Punkten, die sämtliche Versorgungsbereiche im Stadtgebiet darstellen. Spannungsschwankungen können ebenso schnell festgestellt werden wie Leitungsausfälle. Ein Umschalten auf andere Leitungen zur Sicherung der Stromversorgung kann per Mausklick erfolgen. Früher mussten Techniker bei einer Störung zur betroffenen Ortsnetzstation fahren und dort in spezieller Sicherheitskleidung auf Fehlersuche gehen.

Geliefert wird der Kempener Strom übrigens von der Westnetz GmbH in Form der so genannten Hochspannung. In der Umspannungsanlage wird diese Spannung auf 10.000 Volt verkleinert. Das ist dann die Mittelspannung. Über das Mittelspannungskabelnetz wird die nun niedrigere Spannung im Stadtgebiet an rund 280 Ortsnetzstationen verteilt und dort erneut gesenkt. Entweder wird der Strom dort auf 400 oder 230 Volt, die so genannte Niederspannung, reduziert. Damit dieses System auch funktioniert, müssen die Mitarbeiter der Abteilung Strom ständig die Netze kontrollieren.

Mittlerweile gibt es viele Haushalte oder Firmen, die über Fotovoltaikanlagen oder Windkraftanlagen selbst Strom produzieren. Überschüssigen Strom speisen sie ins Netz der Stadtwerke ein. Die wiederum bezahlen dafür. „Floss früher der Strom immer nur in eine Richtung, nämlich vom Kraftwerk und der Umspannungsanlage in die Häuser, fließt er jetzt auch in umgekehrter Richtung“, erklärt Reinhard Bretzke.

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