Gemeinde Grefrath Seit 30 Jahren Kampf gegen die Sucht

Gemeinde Grefrath · Das Therapiezentrum "Haus Grefrath" eröffnete im Oktober 1983. Untergebracht ist es im ehemaligen Krankenhaus. Dort werden unter anderem Alkoholiker und Medikamentenabhängige therapiert. Die Einrichtung ist längst akzeptiert.

Als das aus zehn Mitarbeitern bestehende Team vor 30 Jahren im "Haus Grefrath" seine Arbeit aufnahm, war die Einrichtung eines Therapiezentrums in der Niersgemeinde alles andere als unumstritten. Viele Leute setzten Sucht mit Gewaltbereitschaft gleich und hatten deswegen Angst. Es dauerte längere Zeit, bis die Grefrather bemerkten, dass von den alkohol- oder medikamentensüchtigen Bewohnern keinerlei Gefahr ausging. Was viele nicht wussten oder bis heute nicht wissen: Die Bewohner von "Haus Grefrath" haben die Entgiftung bereits hinter sich und beginnen eine Sozialtherapie.

Über 85 stationäre Plätze verfügt das Therapiezentrum. Sie verteilen sich auf mehrere Gebäude: Haupthaus, drei Häuser mit Außenwohngruppen und eine Trainingswohnung. Am Haupthaus an der Hinsbecker Straße, dem ehemaligen Grefrather Krankenhaus, finden sich Funktionsbereiche wie Ergotherapie, Küche, Haustechnik, medizinische Versorgung, der Sportraum und das Café. Im Laufe der vergangenen 30 Jahre sind rund 900 Klienten behandelt worden.

Erklärtes Ziel der Verantwortlichen ist es, die Bewohner nach und nach an einen abstinenten Alltag heranzuführen. Sie tun im "Haus Grefrath" genau das, was sie auch im heimischen Umfeld machen würden: Kochen, waschen, Hobbys pflegen. Einige fühlen nach einer gewissen Zeit in der Lage, wieder ein eigenständiges Leben zu führen und suchen sich eine Wohnung. Andere entscheiden sich für eine ambulante Tagesbehandlung.

Während der stationären Phase erhalten die Klienten alle notwendigen Hilfen, um möglichst schnell wieder auf eigenen Beinen stehen zu können — fernab der einstigen Sucht. Viele der Patienten haben Bestandteile unseres täglichen Lebens regelrecht verlernt. Sie sind hilflos — ob bei Hausarbeit, dem Einkauf, dem Umgang mit Geld oder dem Behördengang. Mitarbeiter des Therapiezentrums begleiten sie und helfen ihnen, die genauen Ziele werden in einem individuellen Hilfeplan festgehalten. Auf Wunsch können sich Angehörige am Therapieprogramm beteiligen.

Wer sich dazu in der Lage fühlt, kann vom stationären in den ambulanten Bereich wechseln, es gibt Betreuungsangebote im Kreis Viersen und in Krefeld. Andere hingegen machen das "Haus Grefrath" auf Dauer zu ihrem Lebensmittelpunkt, scheuen die Rückkehr in die Eigenständigkeit — meist aus Angst vor einem Rückfall in alte Suchtzeiten.

Die erfahrenen Therapeuten von "Haus Grefrath" wissen natürlich ganz genau: Ein Rückfall ist nie auszuschließen. Einen solchen verstehen sie im Fall des Falles als Symptom der Abhängigkeitserkrankung. Wen es trifft, der wird nicht fallengelassen.

Erreichbar ist das Therapiezentrum unter Telefon 02158 / 91 78 0 oder grefrath@ahg.de.

(RP)
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