Grefrath/Kempen Schülerin trinkt Natronlauge in Fastfood-Restaurant

Kempen · Durch den Genuss eines verunreinigten Getränks ist eine 20-Jährige aus Grefrath schwer verletzt worden. Sie trank es in einem Fastfood-Restaurant in Kempen. Die Kriminalpolizei ermittelt.

Giftalarm in der Wohnung
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Es ist ein tragischer Unfall: Eine 20 Jahre alte Schülerin aus Grefrath bestellt in einem Kempener Fastfood-Restaurant ein Mineralwasser. Sie trinkt ein paar Mal davon, spuckt dann die Flüssigkeit wieder aus — denn ihr Hals brennt. Die Reizung ist so stark, dass die Schülerin daraufhin zum Verkaufstresen des Schnellimbisses läuft und dort um ein Leitungswasser bittet, um das Kratzen im Hals zu stoppen.

Beachtet wird sie dort am Freitagvormittag von der Kassiererin nicht, wie sie später der "Bild" erzählt. Die Grefratherin läuft in Richtung Toilette, um dort am Waschbecken Wasser aus der Leitung zu trinken. Danach lässt das Brennen im Hals etwas nach. Die 20-Jährige geht schließlich erneut zur Verkäuferin und erklärt, dass ihr Getränk gelb sei und nach Seife schmecke. Kurze Zeit später hat die junge Frau Blut im Mund.

Kriminalpolizei Kempen ermittelt

Inzwischen liegt die 20-Jährige auf der Intensivstation. Eine Freundin hatte die Grefratherin ins Krankenhaus gebracht. Sie traf auf die Schülerin, als diese das Schnellrestaurant bereits verlassen hatte. Noch am Nachmittag geht bei der Kreispolizei Kempen eine Anzeige wegen des Verdachts auf fahrlässige Körperverletzung ein, wie Sprecherin Antje Heymanns am Sonntag auf Nachfrage bestätigte.

"Die 20-Jährige hat möglicherweise irgendetwas Verunreinigtes getrunken", erklärt die Sprecherin. Was genau die Schülerin konsumierte und welche Folgen es für ihre Gesundheit hat, werde derzeit von der Kriminalpolizei Kempen geprüft. "Ergebnisse liegen derzeit noch nicht vor. Wir haben die Ermittlungen aufgenommen", erklärte die Polizeisprecherin.

Laut "Bild"-Zeitung wurden bei der jungen Grefratherin Verätzungen der Speiseröhre durch Natronlauge diagnostiziert und behandelt. Die Schülerin kam demzufolge auf die Intensivstation eines Krankenhauses. Beobachtet werde dort laut "Bild", ob noch weitere Organe der 20-Jährigen von der vermutlich verunreinigten Flüssigkeit angegriffen worden sind.

Nach Aussage der Fastfood-Kette könnte der Vorfall mit der Reinigung der Getränkeanlage durch eine externe Firma in Zusammenhang stehen, berichtet das Blatt. Das Unternehmen bedaure den Vorfall. Gestern war der Konzern für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Schwere Verätzungen

Natronlauge ist in vielen Putzmitteln, Rohreinigern und Geschirrspülmitteln enthalten. Die farblose Flüssigkeit weicht tierische und pflanzliche Stoffe zunächst auf und löst sie anschließend. Konzentrierte Natronlauge ist eine sehr starke Lauge, die die Haut verätzen und schwere Augenschäden verursachen kann. Beim Trinken von Natronlauge kann es zu schweren und großflächigen Verätzungen der Speiseröhre und des Magen-Darm-Trakts kommen.

"Es muss sofort mit viel Wasser nachgespült werden", erklärt eine Medizinerin mit Spezialgebiet Toxikologie. Anschließend müsse das Gift im Krankenhaus entfernt werden. "Nach etwa sechs Stunden führt man eine Endoskopie durch." Die Magenspülung könne mehrmals wiederholt werden. Es komme dabei auf die Konzentration und Dosierung der Natronlauge an. "Ob sich die Schleimhäute regenerieren können, ist abhängig davon, wie großflächig die Verätzungen durch die Lauge sind."

Im August hatte sich ein Arbeiter der BASF in Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz) schwer verletzt, als er mit verdünnter Natronlauge in Berührung kam. Beide Beine wurden trotz Schutzanzug mit der Chemikalie verätzt.

(RP/top/csi)
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