Thomaeum Martinsfackeln als wahre Kunstobjekte

Kempen · In der Fackel-AG des Gymnasiums Thomaeum hat der Endspurt eingesetzt. Mehr als 40 Schüler arbeiten seit Wochen in ihrer Freizeit an Kunstwerken für den Kempener St. Martinszug. Das Motto lautet diesmal „Punkt und Pixel“.

 Clara (links) und Nina legen letzte Hand an die überdimensionale Katze. Die Beleuchtung wird getestet. Auch hier wird nichts dem Zufall überlassen.

Clara (links) und Nina legen letzte Hand an die überdimensionale Katze. Die Beleuchtung wird getestet. Auch hier wird nichts dem Zufall überlassen.

Foto: Wolfgang Kaiser

Vorsichtig transportieren Nina und Nelle das halbrunde Gebilde in Weiß und Rosa durch das Pädagogische Zentrum (PZ) des Thomaeums zu einem rund zwei Meter hohen Baumstamm. Dort soll das kunstvolle Teil zum Test auf den Stamm gesetzt werden. „Ihr müsst mir sagen, wie rum es rauf soll“, sagt Kunstlehrer Jürgen Hemkemeyer, der neben dem Stamm auf einer Leiter steht und das Oberteil für den Baum in Empfang nimmt. „Ein bisschen mehr nach rechts und etwas höher“, erklärt Nele. Das müsse pompös aussehen, ergänzt die Schülerin.

Beim Wörtchen „höher“, schüttelt der Kempener Künstler den Kopf. „Ihr müsst dran denken, das Kuhtor ist unser Maß. 2,80 Meter Höhe und 2,80 Meter Breite, mehr geht nicht. Dann passt ihr mit dem Bollerwagen beim Martinszug nicht mehr durch das Tor. Ich habe es extra nachgemessen“, erklärt Hemkemeyer und verweist auf die Holzlatte in der vorgeschriebenen Höhe, die er als Maßband vorbereitet hat.

 Nele (links) und Nina haben das Oberteil auf den Baumstamm gesetzt. Auf dem Stamm ist das Gesicht einer Eule zu erkennen.

Nele (links) und Nina haben das Oberteil auf den Baumstamm gesetzt. Auf dem Stamm ist das Gesicht einer Eule zu erkennen.

Foto: Wolfgang Kaiser

Die beiden Mädchen messen nach. Dann steht genau fest, wie hoch der Baum, aus dessen Stamm das beleuchtete Gesicht einer Eule schaut, noch nach oben wachsen darf. Während Nina und Nele noch Holzleisten und gebrauchte Knicklichter vom vergangenen Jahr montieren, sind Lale, Ella, Linn, Madeleine, Michelle, Helen und Pierre mit der Herstellung von etlichen Quadraten und Rechtecken aus dünnen Holzleisten und Transparentpapier beschäftigt. „Das werden unsere Pixel, in die der Baum übergeht“, erklärt Ella. „Punkt und Pixel“ lautet nämlich das diesjährige Thema der Fackel-AG vom Thomaeum.

Seit dem Ende der Sommerferien laufen die Arbeiten an den Kunstwerken für den Kempener Martinszug. Beteiligt sind mehr als 40 Schüler von der fünften Klasse bis zur Oberstufe. Sie arbeiten in ihrer Freizeit unter der Leitung von Jürgen Hemkemeyer, sogar am Feiertag Allerheiligen waren sie für ein paar Stunden in der Schule im Einsatz. Das benötigte Material spendet der Förderverein des Gymnasiums. „Die Schüler können stolz auf ihre Leistung sein. Die Fackel-AG ist ein fantastisches pädagogisches Projekt, das fächer- und stufenübergreifend läuft“, lobt Schulleiterin Agnes Regh, die neugierig vorbeischaut, um zu sehen, was diesmal alles entsteht.

 Lilli (links) und Lina arbeiten ebenfalls an einer kunstvollen Fackel, die beim Kempener Martinszug durch die Altstadt getragen wird.

Lilli (links) und Lina arbeiten ebenfalls an einer kunstvollen Fackel, die beim Kempener Martinszug durch die Altstadt getragen wird.

Foto: Wolfgang Kaiser

Direkt neben der Direktorin ist Sina gerade in einem riesigen Gummibärchen verschwunden. Erik Hüsges und Thomas Gleumes, zwei helfende Väter, haben das knapp 1,70 Meter hohe, etwa ein Meter breite und rund 50 Zentimeter tiefe Objekt kurz angehoben, damit die Siebtklässlerin hineinsteigen kann. Von innen soll zur Probe ein Lichtschlauch verlegt werden, damit „wir schauen können, wie es mit Beleuchtung wirkt und wo wir Beleuchtungsschwerpunkte legen müssen“, erklärt Charlotte, die die Idee zu dem XXL-Gummibärchen aus vielen Pixeln hatte. Gemeinsam mit Klara, Lara und Anne wird an der Lichtoptimierung gearbeitet.

Licht beschäftigt auch Finja, Pia und Victoria. Die drei Achtklässlerinnen befestigen meterweise Lichtbänder an der mehr als drei Meter langen Holzkonstruktion ihres Regenbogens. „Es wird ein Regenbogen, der sich in Pixel auflöst“, sagt Finja. Daneben sind Enie, Annabel, Lena und Marie mit der Gestaltung ihrer Erde beschäftigt. „Wo kommt das Boot hin“, möchte Enie wissen, die einen aus Kleister und Transparentpapier gestalteten Frachter in der Hand hält. Jedes auf der Erde montierte Objekt erhält zudem eine Beleuchtung. Dafür müssen die jungen Künstler die mit Luftballons und Transparentpapier konstruierte Erde, die in Gut und Böse unterteilt ist, vorsichtig aufschneiden und die hauchdünnen Lichterketten einfädeln.

Eine überdimensionale Katze, die ein Grinsen im Gesicht trägt, beschäftigt das nächste Team. Während Nina mit einem Filzstift letzte Hand an die Augen legt, streichen Clara und Lennox rosa und blaue Transparentpapierstückchen mit Kleister ein. „Wir haben die Grinse-Katze aus ,Alice im Wunderland’ farblich ein wenig verändert“, erzählt Clara lachend. Matthias, Benedikt und Steffen tüfteln derweil an der Beleuchtung für die große Katze.

Aber nicht nur im PZ sind die Schüler des Thomaeums mit der Herstellung von Fackel-Kunstwerken beschäftigt. In den Kunstkellerräumen geht es ebenfalls kreativ zu. Tetris in 3 D-Optik, diverse Computerspiele – überall wird gewerkelt. Ein Föhn rauscht, und das Knistern von Transparentpapier ist zu hören. Heißklebepistolen sind im Einsatz. Es herrscht eine ruhige und konzentrierte Arbeitsatmosphäre, bei der Jürgen Hemkemeyer allen Schülern überall mit Tipps und Hilfe zur Seite steht, damit die Besucher beim Kempener Martinszug wieder einmal staunen können, was alles in der Fackel-AG des Thomaeums entstanden ist. Übrigens: Die Fackel-AG unter der Leitung von Jürgen Hemkemeyer gibt es seit 2013 am Thomaeum.

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