Kempen Schrott-Shopping auf dem Flugplatz

Kempen · Autokarawane auf dem britischen Militärflughafen: Gestern besichtigten 50 Interessenten die Versteigerungsobjekte auf dem Gelände der Javelin Barracks. Mit so viel Zulauf hatte die Treuhandgesellschaft Vebeg nicht gerechnet.

 Verrostet, aber fast wie neu. Mehrere Händler zeigten Interesse an den Eisenbahnschienen und kalkulierten die Kosten für die Demontage.

Verrostet, aber fast wie neu. Mehrere Händler zeigten Interesse an den Eisenbahnschienen und kalkulierten die Kosten für die Demontage.

Foto: Busch

Wann die Halle denn abgebrochen werden könne, will ein niederländischer Kaufmann aus Horst an der Maas wissen. "Noch in diesem Jahr", antwortet ihm Detlef Wirtz nach einem Blick in seine Unterlagen. Der im Auftrag der Treuhandgesellschaft Vebeg arbeitende Immobilienverwerter macht kurz auf weitere Bedingungen des Abbruchs aufmerksam. "Wir schaffen das innerhalb von zwei Wochen", kalkuliert der Niederländer, der jährlich rund 40 Hallen kauft und wieder verkauft. Nach einer Überschlagsrechnung hat er 25.000 Euro Kosten, verkaufen will er die "isolierte Stahlträger-Fertighalle" für rund 30.000 Euro.

Der niederländische Hallenhändler sitzt in einem von fast 50 Personenwagen, die einer Karawane gleich das Gelände des ehemaligen RAF-Flughafens "Bruggen" südwestlich von Elmpt durchstreift und mal an diesem, mal an jenem Gebäude Halt macht. Denn die Vebeg lud gestern zur Besichtigung von Versteigerungsobjekten, die nach dem Abzug der britischen Luftwaffe und der nachfolgenden Nachrichteneinheiten der Rheinarmee nicht mehr gebraucht werden. "Hätten wir das gewusst, hätten wir einen Bus organisiert", entschuldigt sich Wirtz angesichts des Andrangs im engen Flur des Eingangsgebäudes zu den Javelin Barracks.

Wer Interesse hat, einen oder alle elf Serverschränke zu ersteigern, muss sich zur Besichtigung durch verwinkelte Gänge in einem Gebäude vorarbeiten, das durch dicke Betonmauern und Erdwälle gesichert ist. In einem der Schränke blinkt es noch, denn "hierüber läuft noch unsere Telefonanlage". An der Oberfläche liegen dagegen rund 4,5 Kilometer Eisenbahngleise, über die der Flughafen einst von der Strecke Rheydt - Dalheim angefahren werden konnte. Obwohl sie reichlich verrostet sind, "sind sie noch wie neu, kaum abgefahren", stellt ein Kölner Schrotthändler fest. Er hat gleich einen Fachmann für die Demontage mitgebracht, der allerdings einen erheblichen Arbeitsmehraufwand feststellt, weil viele Schienen nicht verschraubt, sondern mit Haken an den Schwellen festgemacht sind.

Holzschwellen und Schotter werden nicht versteigert: "Sie müssen als Sondermüll entsorgt werden", erklärt Wirtz. Nun muss gerechnet werden, denn für rund 450 Tonnen Stahlschrott lassen sich zurzeit knapp 70.000 Euro erzielen.

Im Angebot sind weiter Deckenheizlüfter aus den Waschhallen, Öl-Heizungsanlagen aus Wohnhäusern und hundert Heizkörper aus meist schon leer geräumten Wohnungen. Die Küchen, für die sich ein Ehepaar aus Hinsbeck interessiert, sind schon weg, doch die Heizkörper nimmt der Niederkrüchtener Schornsteinfegermeister Harald Lange unter die Lupe. Dafür müssen sie bis ans Ende der zweistündigen Rundfahrt aushalten. Die Frage, was mit den auch leer noch gut aussehenden Wohnungen passiere, beantwortet Wirtz mit einem Schulterzucken: "Wahrscheinlich Abriss, denn niemand will sie haben." Sie entsprächen vermutlich nicht den neuesten Wärmedämmrichtlinien.

Auf dem ehemaligen Flugplatz bleibt bis zu einer anderen Verwendung noch viel zu tun. Vor allem müssen Unmengen Asphalt und Beton entfernt werden, nicht nur bei der Start- und Landebahn und den Taxiways, sondern auch bei den Düsenjäger-Sheltern. Dort könnten Schrotthändler Interesse an den riesigen Toren finden.

Reine Neugierde auf das, was sich hinter dem Zaun verbirgt, führte einen Kaldenkirchener Fliesenhändler ebenso auf das Gelände wie den Viersener Jerry Rich: "Ich habe mir extra einen Tag frei genommen, um das hier mal sehen zu können."

(RP)
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