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Stadt Kempen Schon Zuhören kann Schmerz lindern

Stadt Kempen · In der Notaufnahme des Heilig-Geist-Hospitals in Kempen macht das medizinische Personal den eingelieferten Patienten Mut, gesundheitliche Beschwerden anzunehmen und sich positiv darauf einzustellen.

 Dr. Florian Ruppe leitet die zentrale Notaufname im Kempener Krankenhaus.

Dr. Florian Ruppe leitet die zentrale Notaufname im Kempener Krankenhaus.

Foto: Kaiser

Dr. Florian Ruppe ist ein professioneller Mutmacher. Der 37 Jahre alte Chirurg, der mit seiner Familie in Düsseldorf lebt, leitet seit zwei Jahren die zentrale Notaufnahme im Kempener Hospital zum Heiligen Geist. Er steht einem Team vor, das aus drei Ärzten und mehreren Pflegekräften besteht. Rund um die Uhr ist die Zentrale Notaufnahme geöffnet. Täglich werden hier 40 bis 70 Patienten behandelt. Die Beschwerden umfassen die gesamte Bandbreite - von diffusen Herzbeschwerden bis zum Knochenbruch nach einem Autounfall. Während der Hausarzt seine Patienten und deren Krankengeschichte kennt, ist hier jeder Hilfesuchende erst einmal Neuland für den behandelnden Arzt.

Da gilt es zunächst mit viel Menschenkenntnis, Geduld und Erfahrung die wirklich akuten Fälle herauszufiltern, denn die haben hier immer Vorrang. "Oft sind das gerade die Patienten, die sich nicht am lautesten bemerkbar machen", erzählt Ruppe. Denn wenn es Verdachtsmomente für ein ernstes Krankheitsbild gibt, muss es schnell gehen. Manchmal zählt sogar jede Minute. Es gibt festgelegte routinierte Abläufe, um möglichst bald zu einer fundierten Diagnose zu kommen und über die weitere Behandlung entscheiden zu können. Einige Patienten werden zur stationären Weiterbehandlung in die entsprechenden Abteilungen innerhalb des Hauses verlegt.

Vereinzelt werden Fälle anderer Fachdisziplinen nach Erstversorgung an die die großen Krankenhäuser in der Umgebung mit spezieller technischer Ausrüstung und fachlicher Spezialisierung weitertransportiert. So wie der junge Familienvater, der vor wenigen Monaten mit akuten Rückenschmerzen nachts in die Kempener Notaufnahme kam. Eigentlich sei dies ein Routinefall, so erzählt Ruppe, "das haben wir fünf bis zehnmal am Tag. Oft ist ein Nerv eingeklemmt." Die diensthabende Kollegin habe aber Gott sei Dank erkannt, dass hier etwas anderes vorlag. Die Computertomografie zeigte eine Erweiterung der Hauptschlagader im Brust- und Bauchraum, die dabei war einzureißen. "Das kann wirklich in Sekunden zum Tod führen", erläutert der Mediziner. Der Patient wurde sofort mit dem Helikopter nach Düsseldorf verlegt. In einer aufwendigen Operation wurde ihm das Leben gerettet. "Wir haben ihn hier zuletzt hier bei einer ärztlichen Fortbildung gesehen. Er ist ohne ein Defizit genesen, das ist schon wunderbar", erzählt Florian Ruppe.

Doch den Alltag des Arztes bestimmen nicht die außergewöhnlichen, fast sensationellen Heilungserfolge, die die Medizin mit all ihren technischen Möglichkeiten heute erbringen kann. Bei aller Professionalität sind es im Umgang mit ängstlichen und von Schmerzen geplagten Menschen oftmals die einfachen Dinge, die die ersten Genesungsschritte bewirken. Das Zauberwort heißt menschliche Zuwendung. "Es macht wirklich Mut, wie vielen Patienten man tagtäglich schnell helfen kann. Es gilt, erst einmal Mensch zu sein. Bereits das Zuhören kann schon den ersten Schmerz senken." So wie bei der 96-jährigen Heimbewohnerin, die Ruppe behandelte. Die alte Dame war aus dem Bett gefallen und sollte auf akute Verletzungen untersucht werden. Ihr tat es gut, dass zunächst jemand ihre Hand nahm und sie beruhigte, sie einfach ein wenig "betüttelte", wie es Ruppe nennt.

Es gelte, eine gute, vertrauensvolle Atmosphäre herzustellen. Sie bildet die Basis für eine erfolgreiche Behandlung. Kleine Kinder etwa, erzählt Ruppe, der selbst Vater von zwei Kindern ist, beruhigen sich, wenn man ein wenig mit ihnen spielt, um eine Beziehung aufzubauen. "Leider bleibt aufgrund der hohen Arbeitsbelastung für diese Form der Zuwendung fast keine Zeit," sagt Ruppe. Er und sein Team versuchen trotzdem, in der Kürze der Zeit ihren Patienten die bestmögliche Behandlung zukommen zu lassen. Ein Trend jedoch, der bundesweit zur erkennen ist, erschwert auch die Arbeit in der Notaufnahme des Kempener Hospitals. Die ist, wie der Name schon sagt, für Notfälle gedacht und keinesfalls ein Ersatz für die Behandlung durch den niedergelassenen Hausarzt. "Gerade Mittwochnachmittags, am Freitag oder am Wochenende kommen manche Leute mit jeder Kleinigkeit ungefiltert in die Ambulanz, wobei hierfür in diesen Zeiten kassenärztliche Notdienstpraxen die erste Anlaufstelle sein sollten", kritisiert der Mediziner. "Wir sind maximal kundenorientiert, doch ein solches Verhalten verstopft das System."

Florian Ruppe mag seine Arbeit. Sie ist spannend und abwechslungsreich, nie planbar. Er selbst schöpft Mut aus den kleinen und großen Heilungsgeschichten und auch der gelegentliche Dank seiner Patienten tut ihm gut: "Ich freue mich, wenn sich ehemalige Patienten auch im Nachhinein bedanken und grüßen."

(evs)
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