Halbfastenmarkt in Kempen Hier gehen die Schnäppchenjäger auf Tour

Kempen · Die traditionelle Verkaufsmesse zog am Dienstag jede Menge Besucher in die Altstadt. Auch Weltneuheiten waren im Angebot.

Kempen: Auf dem Halbfastenmarkt gehen Schnäppchenjäger auf Tour
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Auf dem Halbfastenmarkt gehen Schnäppchenjäger auf Tour

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Foto: Wolfgang Kaiser (woka)

Wissen Sie eigentlich, woran man zuverlässig erkennen kann, ob Halbfasten- oder Hubertusmarkt ist? Man muss nur gezielt den Stand ansteuern, der auf der Engerstraße in Höhe Tchibo steht. Dort gibt es entweder Oster- oder Weihnachtdeko, und schon ist man im Bilde. Ansonsten sind die Unterschiede nicht so groß, die meisten angebotenen Artikel sind nicht jahreszeit­spezifisch. So eine gute Bürste kann man halt immer gebrauchen, staub- und fuselfrei natürlich – da werden Kindheitsträume wahr.

Schon früh am Morgen ist das Gedränge groß. Langsam bildet sich dieses ganz spezielle Geruchsgemisch aus Lakritzbonbons, Bratwurst und Putzmitteln – für Asthmatiker  bekanntermaßen eine höchst problematische Angelegenheit. Auf großes Interesse stößt ein bekennender Spießer. Das sagt durchaus nichts über seinen Charakter aus, der gute Mann bietet nämlich ein innovatives Modell zum Bestücken mit Fleisch- oder Gemüsestücken an. Was ins Auge fällt, ist die vorsorgliche Natur der Kempener Damenwelt. Sagt eine Frau zur anderen: „Ich hab mir ne Schirm mitjenommen.“ Gut so!

Der Schnibbler hat wieder seine Planstelle an der Engerstraße. Den ganzen Tag über schnetzelt er Möhre & Co. in mikroskopisch kleine Teile. Was damit geschieht? Man weiß es nicht. Geht vielleicht als Spende an ein veganes Altenheim. Auf der Judenstraße und dem Buttermarkt finden sich ebenfalls Schnibbel-Buden. Mafiöses Treiben in Kempen? Wir werden es im Auge behalten.

Flotte Töne am CD-Stand auf der Judenstraße: „Dass ich dich brauch’, verrat ich dir nicht“, tönt es aus dem Lautsprecher.“ Schade, dass wir an dieser Stelle das Geheimnis lüften müssen. 210 Händler sind es, die den wieder zahlreich erschienenen Gästen ihre Waren anbieten. Dass darunter wieder zahlreiche Weltneuheiten sind, versteht sich von selber. Es ist schließlich Halbfastenmarkt.

Der Buttermarkt gibt sich wieder als Miedermeile. Vor allem Damen sind es, die eifrig in riesigen Wäschebergen wühlen und dabei den Fund besonderer Exemplare lautstark kundtun. „Guck mal, Anneliese, Apricot ist doch auch schön.“ Geschmackssache. Unter dem Vordach des Rathauses verrät eine Händlerin „die fünf besten Methoden zum Fensterputzen“. Schräg gegenüber entdeckt der geflissentliche Besucher die ultimative Anleitung zum Aufnehmen. Mit Verlaub: Die Dame, die sich gerade dafür interessiert, bräuchte eher Tipps zum Abnehmen.

Was bitteschön ist ein Coffee-Duck? Eine Ente in meiner Tasse? Aber wirklich nicht. Dann schon lieber eine neue Pfanne. Zumal der Händler beim Kauf sogar noch ein kleines Geschenk drauflegt: „Ein rotes oder grünes Geschenk?“, will der Händler von den Kunden wissen und verkündet dann auch gleich den Grund für seine Großzügigkeit: „Ich habe heute Namenstag, heute ist St. Blödian.“

Auf dem Studentenacker geht es derweil herzlich zu. Da wünscht eine Frau der anderen: „Viel Spaß beim Paddeln!“ Weitere Einzelheiten sind nicht überliefert, ein Zusammenhang zu umliegenden Ständen scheint ausgeschlossen. Wer will, kann sich auf dem Halbfastenmarkt auch Tipps zur Entfernung von Haaren geben lassen. Bei Gedanken an das schwindende Haupthaar drängt sich bei so manchem die Frage auf, ob es das auch umgekehrt gibt.

Nach ausgiebigem Stöbern und Kramen war bei vielen Schlemmen angesagt. Da werden besonders bei vielen Herren die Mienen heller, haben sie doch bisher nur als das Packpferd gedient für all die Schnäppchen, die die Frau Gemahlin in den vergangenen Stunden gemacht hat. Jetzt einen Happen esse, ab nach Haus und endlich Ruhe. Bis zum Hubertusmarkt!

 Staubwedel in Deutschland-Optik – seit dem Holland-Spiel geht das wieder.

Staubwedel in Deutschland-Optik – seit dem Holland-Spiel geht das wieder.

Foto: Wolfgang Kaiser (woka)
 Kempen, Halbfastenmarkt

Kempen, Halbfastenmarkt

Foto: Wolfgang Kaiser (woka)
 Links: Es gibt jede Menge Varianten von Einstechern.                  Unten: Schirme waren gestern zu empfehlen, Socken braucht man eigentlich immer.

Links: Es gibt jede Menge Varianten von Einstechern. Unten: Schirme waren gestern zu empfehlen, Socken braucht man eigentlich immer.

Foto: heiner deckers/heiner Deckers
 Halbfastenmarkt

Halbfastenmarkt

Foto: Heiner Deckers
 Oben: Wer eine Pfanne kaufte, bekam ein Geschenk.                                                      Links: Bunten Schmuck gab es in reichlicher Auswahl.

Oben: Wer eine Pfanne kaufte, bekam ein Geschenk. Links: Bunten Schmuck gab es in reichlicher Auswahl.

Foto: Wolfgang Kaiser (woka)
 Textilwaren aller Art standen auf dem Buttermarkt zum Verkauf. Viele fanden genau das, was sie suchten.

Textilwaren aller Art standen auf dem Buttermarkt zum Verkauf. Viele fanden genau das, was sie suchten.

Foto: Wolfgang Kaiser (woka)
 strümpfe

strümpfe

Foto: heiner deckers

 Alle, die am Dienstag auf dem regulären Wochenmarkt einkaufen wollten und nicht bereit waren, neue Miedermodelle anstatt von Salat zu erwerben, fanden ihre Stände auf dem Parkplatz an der Burg. Dort tummelten sich aber auch noch ein paar Händler, die wegen des Halbfastenmarkts gekommen waren.

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