Kempen Rückenwirbel in Form bringen

Kempen · Am Kempener Heilig-Geist-Hospital wird eine neuartige Operations-Methode bei Brüchen der Rückenwirbel angewendet. Das Fazit der ersten, 87-jährigen Patientin fällt durchweg positiv aus.

„Ich würde es jedem, der dasselbe Problem wie ich hat, empfehlen. Die Operation, durchgeführt an einem Donnerstag, war erfolgreich, am Freitag war ich bereits schmerzfrei und am Montag konnte ich nach Hause.“ So beschreibt Katharina Thoenes (87) ihre Eindrücke von einer neuen Operationsmethode, die sie am Kempener Hospital als erste Patientin überhaupt erlebte. Inzwischen sind solche Operationen an 14 Patienten erfolgreich gemacht worden.

Katharina Thoenes hatte sich bei einem Sturz in ihrem Badezimmer verletzt. Darunter war eine Wirbelkörperfraktur, ihre Schmerzen nahmen ständig zu. Über den Hausarzt kam sie zum Facharzt: in die orthopädische Gemeinschaftspraxis von Dr. Jens Peter Schumacher und Dr. Thomas Holzaht. Sie rieten ihr zu einer neuartigen Operationsmethode, die die Fachleute „minimal-invasiv“ nennen und die allgemein als „Schlüsselloch-OP“ bekannt ist. Bei Katharina Thoenes wurde zum ersten Mal in Kempen die so genannte „Kyphoplastie“ angewandt, die vor allem bei Patienten mit osteoporosebedingten oder auch traumatischen Wirbelkörperbrüchen angewendet wird.

Die in Kooperation mit dem Krankenhaus tätigen Orthopäden Holzaht und Schumacher führen die OP mit einer Sonde und Ballonkathetern durch. Dazu ist nur ein vergleichsweise kleiner Schnitt nötig. Diese Operation ermöglicht eine Wiederaufrichtung und Stabilisierung von eingebrochenen Wirbelkörpern. Es wird eine meist vollständige Schmerzreduktion erzielt und eine längere Phase der Untätigkeit des Patienten vermieden. Auch Personen in hohem Alter wie der Katharina Thoenes erlaubt die neuartige Methode die schnelle Rückkehr in den Alltag mit hoher Lebensqualität. Nach der Operation hat die Patientin auch im Hospital alle Möglichkeiten für Reha-Maßnahmen. Eine Selbsthilfegruppe besteht hier auch, die sich donnerstags nachmittags trifft.

Chefarzt Privatdozent Dr. Walter Josef Faßbender betont, dass dem Hospital die Vernetzung ambulanter und stationärer Behandlung besonders wichtig sei. Das hat Vorteile vor allem für die Patienten, ist aber auch für Ärzte wie Krankenhaus gleichermaßen wichtig. Erleichtert wird die Kooperation durch das zu Jahresbeginn in Kraft getretene Änderungsgesetz zum Vertragsarztrecht. Es will die Barrieren zwischen ambulanter und stationärer Versorgung abbauen. Niedergelassene Ärzte können jetzt neben ihrer Praxis in einem Anstellungsverhältnis im Krankenhaus tätig werden.

Das Hospital will sich vom Dachverband Osteologie als eines der Zentren anerkennen und zertifizieren lassen, die über ausgedehnte Erfahrung in der Behandlung osteologischer Erkrankungen und über die apparativen, laborchemischen und physiotherapeutischen Einrichtungen verfügen. Da erfüllt Kempen alle Voraussetzungen. Drei Fachärzte haben die Bezeichnung „Osteologe DVO“ erworben.

(RP)
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