Rettung Rettungsdienst: Große Sorgen in Grefrath

Kempen / Grefrath  · Wenn in Tönisvorst eine neue Rettungswache eingerichtet wird, muss ein Fahrzeug von Kempen dorthin verlagert werden. Es blieben noch zwei Rettungswagen – zu wenig um Kempen und Grefrath zu versorgen.

 Die Grafik zeigt die Vorschläge des Gutachters zu möglichen Standorten von Rettungswachen im Kreis Viersen mit der Anzahl der dort zu stationierenden  Rettungswagen. In Vorst und Dülken sollen neue Wachen eingerichtet werden.

Die Grafik zeigt die Vorschläge des Gutachters zu möglichen Standorten von Rettungswachen im Kreis Viersen mit der Anzahl der dort zu stationierenden  Rettungswagen. In Vorst und Dülken sollen neue Wachen eingerichtet werden.

Foto: Carlo Schnettler/Carla Schnettler

Sie waren als Gäste eingeladen worden und machten in der Sondersitzung des Ausschusses für Ordnungsangelegenheiten und Feuerschutz des Kempener Stadtrates deutlich, wo für sie das eigentliche Problem in einer möglichen Umsetzung der Gutachtens zum Rettungsdienstbedarfsplans des Kreises Viersen liegt: Sollte der Vorschlag des Gutachters für den bisherigen Versorgungsbezirk Kempen, Tönisvorst und Grefrath realisiert werden, könnte es für Grefrath und Vinkrath im Notfall eng werden. Grefraths Ordnungsamtsleiter Norbert Franken und Manfred Wolfers jun., Grefrather CDU-Ratsmitglied, machten deutlich, dass die Versorgung von Patienten vor allem in den Ortsteilen Grefrath und Vinkrath stark gefährdet sein könnte, wenn auf der Kempener Rettungswache, die große Teile der Niersgemeinde mit betreut, nur noch zwei Rettungswagen stationiert wären.

In der Ausschusssitzung im Kempener Ratshaus präsentierten Holger Behrendt für das Beratungsunternehmen Forplan Dr. Schmiedel GmbH und der zuständige Kreisdezernent Thomas Heil Grundzüge des Gutachtens zum Rettungsdienstbedarfsplans für den Kreis Viersen. Die Expertise wird seit der Vorstellung eines ersten Entwurfs im März dieses Jahres in vielen Kommunen des Kreises heiß diskutiert. Wie mehrfach berichtet, wird die Einrichtung eines eigenen Rettungsbezirks für die Stadt Tönisvorst vor allem in Willich, aber auch in Kempen und Grefrath kritisch gesehen. Die Rettungswache in Anrath soll für einen neuen Standort in Vorst aufgegeben werden. Von Vorst aus soll dann das gesamte Stadtgebiet von Tönisvorst, Anrath und Oedt rettungsdienstlich versorgt werden. In Willich will man die kürzlich neu gebaute Rettungswache in Anrath nicht aufgeben, sieht die Versorgung des Stadtteils gefährdet, wenn der Rettungswagen künftig von Vorst aus kommen müsste.

In Tönisvorst begrüßt man der Vorschlag des Gutachters verständlicherweise. Hier ist am Krankenhaus in St. Tönis bereits ein Notarztfahrzeug stationiert. Eine eigene Wache müsste erst noch gebaut werden, aber Tönisvorst würde im Falle des Falles auch ein Provisorium herrichten. Zwei Rettungswagen sollen in Vorst stationiert werden. Eines der Fahrzeuge müsste von der Kempener Wache abgezogen werden.

Und da liegt einer der Knackpunkte: Die verbleibenden zwei Rettungswagen müssten ein Gebiet von Schlibeck im Westen bis Tönisberg im Osten abdecken. In der Niersgemeinde ist die Sorge nicht unbegründet, dass Grefrath und Vinkrath künftig schlechter versorgt sein werden. Wenn die beiden Kempener Rettungswagen in der Thomasstadt im Einsatz wären, müsste die Wache in Nettetal aushelfen. Das geschieht auch heute schon. Die Nettetaler Rettungswache ist am Lobbericher Krankenhaus, soll aber laut Gutachten in der Sektion Gier, die gehört zu Breyell, neu gebaut werden. Von dort aus wären zwar Kaldenkirchen und Bracht schneller zu erreichen, aber eben Grefrath und vor allem Vinkrath nicht. Grefraths Ordnungsamtsleiter Norbert Franken nannte beispielhaft die Entfernung nach Rütersend: Vom Lobbericher Krankenhaus sind das etwa neun Kilometer, vom neuen Standort Gier aber mehr als 18 Kilometer.

Franken und Wolfers jun. kritisierten auch, dass der Gutachter vorschlägt, die Rettungswache in Wachtendonk in die Versorgung von Vinkrath und Grefrath einzubeziehen. Dort ist ein Rettungswagen stationiert, der den Bereich Wachtendonk, Wankum, Straelen und Kerken versorgen muss. Franken: „Da ist es praktisch unmöglich, auch unseren Bereich mit abzudecken.“ In der Tat erscheint diese Lösung problematisch, denn in Notfällen hilft derzeit die Kempener Rettungswache auch schon mal in Kerken oder Wachtendonk aus.

Die Diskussion im Kempener Fachausschuss zeigte deutlich, dass auch in der Thomasstadt Sorge besteht, dass die Versorgung eines künftig immer noch 142 Quadratkilometer großen Bezirks nicht sicherzustellen ist. Immerhin wurde im vergangenen Jahr noch diskutiert, ob in der Rettungswache an der Heinrich-Horten-Straße ein vierter Rettungswagen stationiert werden sollte, um die Hilfsfristen im Einsatzfall von acht Minuten – vor allem mit Blick auf St. Tönis – einhalten zu können.

Im August geht die Diskussion des Gutachtens in die nächste Runde. Dann soll das vorliegende Konzept im Viersener Kreishaus von allen beteiligten Kommunen – auch denen im Westkreis, wo es beispielsweise Probleme mit den Hilfsfristen innerhalb des Viersener Stadtgebietes gibt – weiter erörtert werden. Danach sind Workshops denkbar, bei denen die Probleme mit möglichen Lösungsansätzen besprochen werden. Bis der neue Rettungsdienstbedarfsplan für den Kreis Viersen von allen betroffenen Kommunen akzeptiert und vom Viersener Kreistag verabschiedet ist, dürfte noch einige Zeit ins Land gehen.

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