Kempen RAF-Flughafen teils stark belastet

Kempen · Auf dem Elmpter Flughafengelände gibt es zum Teil erhebliche Kontaminationen. Die Pläne zur Folgenutzung sind aber nicht gefährdet.

 Ein Tornado-Kampfjet der Britischen Luftwaffe. Im Boden des ehemaligen Flughafens findet sich immer noch Kerosin, das als Treibstoff für die Flugzeuge dient.

Ein Tornado-Kampfjet der Britischen Luftwaffe. Im Boden des ehemaligen Flughafens findet sich immer noch Kerosin, das als Treibstoff für die Flugzeuge dient.

Foto: RAF Official Crown

In ihren gut 60 Jahren auf dem früheren Elmpter Militärflughafen haben es die Briten - sehr diplomatisch formuliert - mit dem Umweltschutz nicht so genau genommen. So sickerte über eine defekte Pipeline über Jahre Flugzeugtreibstoff ins Erdreich. Fünf Großtanklager mit einem Volumen von insgesamt acht Millionen Litern Kerosin betrieben die Briten auf dem Militärgelände. Der Schaden unter dem Tanklager 2 wurde bereits in den 90er Jahren entdeckt.

Seit 1996 wird dieser unterirdische Kerosinsee abgepumpt. Bis heute wurden 150.000 Liter Flugbenzin aus dem Boden geholt, sagte Rainer Röder, Leiter des Amtes für technischen Umweltschutz beim Kreis, jetzt im Planungsausschuss. Nach dem Abzug der Briten 2015 führt Deutschland in Gestalt der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) die Entsorgungsmaßnahme fort.

Unter dem Tanklager 1 ist ebenfalls Kerosin in den Boden gelangt. Weil das Grundwasser dort mit leichtem Gefälle fließt, hat sich eine 900 Meter lange Kerosinfahne gebildet. Sie wird auf natürlichem Wege abgebaut: Durch die Zugabe von technischem Nitrat wird das Wachstum von Bakterien angeregt, die das Kerosin zersetzen.

Im Bereich der früheren Löschwasseranlagen gibt es hohe Belastungen mit perfluorierten Tensiden (PFT), die Bestandteil des Löschschaums waren. PFT steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Insbesondere in einem Feuerlöschübungsbecken am östlichen Rand des rund 900 Hektar großen Militärgeländes gibt es massive PFT-Konzentrationen. Kerosin und PFT gehören zu den problematischsten Hinterlassenschaften der Briten. Röder stellte jetzt die Ergebnisse der bereits 2011 begonnenen "Orientierenden Altlastenuntersuchung" vor. Dabei wurden insgesamt 1926 altlastenverdächtige Teilflächen identifiziert. 1155 Rammkernsondierungen und 88 Grundwassersondierungen wurden vorgenommen, 746 Bodenluftmessstellen und 45 Grundwassermessstellen installiert. Bis jetzt wurden knapp 3000 Boden-, 741 Bodenluft- sowie 271 Grundwasserproben entnommen und analysiert.

Resultat: 65 Areale sind als "Belastungsflächen" erkannt. Boden und Grundwasser sind dort in unterschiedlicher Ausdehnung und Schwere kontaminiert. In 39 dieser Belastungsflächen besteht kein Handlungsbedarf, solange die vorhandene Versiegelung, also Straßen, Bunker oder Hangars, erhalten bleibt, erläuterte Röder. Für 26 Belastungsflächen, darunter die fünf Tanklager sowie die PFT-kontaminierten Bereiche, sind allerdings Sanierungsmaßnahmen erforderlich. Umfang und Kosten sind noch nicht abschätzbar. Gerade die Frage der Sanierungskosten dürfte in den Verhandlungen zwischen der BIMA und der neu gegründeten Entwicklungsgesellschaft Energie und Gewerbepark Elmpt (EGE) eine zentrale Rolle spielen. Zu den guten Nachrichten gehört, dass im Bereich der einstigen Atomwaffen-Bunker keine radioaktive Belastung nachweisbar ist.

Aus bodenschutzrechtlicher Sicht gebe es "keine grundlegenden Bedenken" hinsichtlich der von der Gemeinde angestrebten gewerblichen Nutzung des Geländes, so Röder. Auch die Gemeindeverwaltung betont, "dass die 65 erkannten Belastungsflächen keine grundsätzlichen Hindernisse für eine künftige gewerbliche oder industrielle Umnutzung der Liegenschaft darstellen". Allerdings sei es angesichts der Größe des Geländes unmöglich, für jeden Quadratmeter eine definitive Aussage zu treffen: "Vor Überraschungen ist man nie sicher."

(RP)
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