Stadt Kempen Probewahl: Schüler üben Demokratie

Stadt Kempen · Am Luise-von-Duesberg-Gymnasium haben die Inklusionsschüler eine Testwahl organisiert. Diese Aufgabe haben sie bravourös gemeistert. Das Ergebnis könnte durchaus dem des kommendens Sonntags nahe kommen.

 Auch Fiona hat sich an der Wahl im LvD beteiligt. Wo sie ihre Kreuzchen gemacht hat? Keine Angaben, Wahlgeheimnis !

Auch Fiona hat sich an der Wahl im LvD beteiligt. Wo sie ihre Kreuzchen gemacht hat? Keine Angaben, Wahlgeheimnis !

Foto: wolfgang kaiser

An der "richtigen" Wahl am kommenden Sonntag dürfen die Schüler des Luise-von-Duesberg-Gymnasiums nicht teilnehmen. Anders als bei Kommunalwahlen, bei denen man schon mit 16 Jahren seine Kreuzchen machen darf, muss man einer Bundestagswahl volljährig sein. Am LvD dürfen trotzdem alle Schüler wählen, aber nur intern. Interessant ist, dass das Ergebnis durchaus dem Resultat des kommenden Sonntags entsprechen könnte: Die CDU siegte mit 135 Stimmen vor der SPD (92), den Grünen (62), der FDP (53), der AfD (16) und den Linken (4). 20 Stimmen fallen auf die restlichen Parteien. Das (in diesem Fall fiktive) Direktmandat sichert sich Uwe Schummer (CDU) mit deutlichen Vorsprung vor Udo Schiefner (SPD).

Das Besondere an der Wahl ist, dass sie komplett von den Inklusionsklassen der Jahrgangsstufen 8 und 9 vorbereitet und durchgeführt wurde. Sonderpädagogin Dr. Annette Steinhoff hat die Jugendlichen vorher im Unterricht genau vorbereitet. Was ist eine Demokratie und was eine Diktatur? Was sind Parteien, und wofür sind sie gut? Das sind einige der Fragen, auf die meisten vorher keine Antwort wussten. Nach einem kleinen klasseninternen Wahlkampf mit Plakaten und allem, was dazugehört, ist alles für die Wahl gerüstet.

Die Aula wird für zwei Tage zu einem Wahllokal, das einem richtigen durchaus nachempfunden ist. Niklas und Luisa empfangen die Wähler an der Tür, streichen ihre Namen in der Liste durch und überreichen die Wahlzettel, auf denen es exakt dieselben politischen Alternativen gibt wie am kommenden Sonntag. Die Wahlbeteiligung ist hoch, so dass viele Schüler bereits jetzt genau wissen, wie es in einem Wahllokal aussieht und welche genauen Abläufe es dort gibt. "So werden ihnen eventuelle Ängste genommen, wenn sie wirklich wählen dürfen", sagt Annette Steinhoff.

Die Aktion kommt an. Nick beispielsweise sagt: "Ich habe gerade gewählt, das war eine spannende Erfahrung." Er ist gespannt auf das Wahlergebnis - sowohl auf das am LvD als auch das vom 24. September, wenn die Erwachsenen ihre Kreuzchen machen. Derweil ist Niklas weiter mit Eifer dabei, die Schüler nach ihrer Klasse zu fragen. "Wenn jemand möchte, erkläre ich auch das mit der Erst- und Zweitstimme", sagt er. Das sei besonders bei den Jüngeren häufig nötig: "Die Älteren wissen da meistens schon Bescheid." Niklas wird auch nicht müde, darauf hinzuweisen, dass jeder alleine in die Wahlkabine gehen muss, nicht gemeinsam mit anderen.

"Die Schüler wachsen mit ihren Aufgaben", hat Annette Steinhoff bei der Wahl festgestellt. "Sie fühlen sich ernst genommen." Jeder habe sich bei dem Projekt so eingebracht, wie es seinen jeweiligen Fähigkeiten entspreche: "Das haben sie toll gemacht." Überhaupt haben die Inklusionsschüler mit ihrer Leistung so richtig Selbstvertrauen getankt, sie trauen sich etwas.

Maurice zum Beispiel hat (selbstverständlich in Absprache mit der Schulleitung) eine Lautsprecherdurchsage gemacht und auf die Wahl hingewiesen. Entsprechend stolz war er nachher auf sich. Darf er auch.

(RP)
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