Stadt Kempen Privatbahn will pünktlich sein

Stadt Kempen · Ab 13. Dezember fährt die Nordwest-Bahn den Niers-Express von Düsseldorf über Kempen nach Kleve. Bei der Testfahrt wurde gestern Qualität und Pünktlichkeit versprochen. Aber reichen die Platzkapazitäten langfristig?

Die Jungfernfahrt der neuen Nordwest-Bahn verlief nicht ganz nach Plan. Fünf Minuten Verspätung hatte der Zug bei der Abfahrt um 13.55 Uhr in Krefeld Richtung Kleve. Das soll ab 13. Dezember besser werden — dann übernimmt der private Betreiber NordwestBahn offiziell den Niers-Express von Düsseldorf über Krefeld und Kempen nach Kleve auf 91,83 Kilometern Streckenlänge. Erstmals wird somit am Niederrhein eine Strecke an einen privaten Betreiber vergeben.

15 Jahre Laufzeit hat der Vertrag zwischen Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und Nordwest-Bahn. Der VRR hatte sich nach Auschreibung für das Osnabrücker Unternehmen entschieden, weil es den Betrieb zu günstigsten Konditionen anbot. Und weil der VRR sich, wie Vorstand Martin Husmann gestern deutlich machte, mehr Pünktlichkeit verspricht. Aus dem VRR-Qualitätsbericht 2009 geht hervor, dass der Niers-Express im DB-Betrieb 2008 durchschnittlich fünf Minuten Verspätung hatte — Spitzenwert in NRW. Martin Meyer-Luu, Geschäftsführer der Nordwest-Bahn, weiß um die Bürde für sein Unternehmen: "Die Fahrgäste erwarten eine saubere Bahn, die sie pünktlich an ihr Ziel bringt."

2,5 Millionen Euro pro Zug zahlt die Nordwest-Bahn an das Unternehmen Alstom aus Salzgitter, für 28 brandneue Züge also eine Summe von rund 70 Millionen Euro. Auf Extras wird beim Typ Coradia Lind verzichtet. Die Abteile sind aber videoüberwacht und bieten ebenerdigen Einstieg. Der Zug fährt geräuscharm, wie gestern die Testfahrt bei maximal 120 Kilometern pro Stunde demonstrierte. Per GPS sendet jeder Zug stets seinen aktuellen Standort an die Zentrale — so können Verspätungen eingerechnet und kommuniziert werden.

Ansonsten ist der Zug vergleichbar mit dem Talent. Auch preislich bleibt vorerst alles beim alten — wenn allerdings im kommenden Jahr der VRR auf den VGN-Verbund ausgeweitet wird, könnte es an Platz im Zug mangeln. Schon jetzt ist der RE 10 oft zu voll. Was passiert, wenn noch mehr Niederrheiner Bahn fahren? "Dann müssen wir uns was einfallen lassen", sagte Martin Meyer-Luu. Maximal drei Doppelfahrzeuge hintereinander kann die Nordwest-Bahn hängen — auf 123 Metern Zuglänge macht das 400 Sitzplätze. Mehr Fahrzeuge anhängen gehe wegen der Länge der Bahnsteige nicht, mehr Fahrten als der Halbstundentakt seien auch nicht möglich.

Martin Meyer-Luus erste Sorge gilt dem Premierentag. Am 13. Dezember ist dritter Advent, die Niederrheiner werden in Scharen per Bahn zu den Weihnachtsmärkten pilgern. Da darf die Nordwest-Bahn zeigen, wie gut ihr Platzangebot ist.

(RP)
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