Stadt Kempen Prinzenpaar schwebt auf Wolke sieben

Stadt Kempen · In St. Tönis wird derzeit an dem Gefährt gebaut, mit dem die Kempener Tollitäten beim Rosenmontagszug durch die Thomasstadt rollen wollen. Die RP durfte gestern schon mal einen Blick drauf werfen.

 Wagenbauer Klaus Härtel ist ein wahrer Künstler. In der Halle des Tönisvorster Karnevalskomitees setzt er die einzelnen Module zusammen. Bis zum Rosenmontagszug wird das Gefährt des Kempener Prinzenpaares fertig sein.

Wagenbauer Klaus Härtel ist ein wahrer Künstler. In der Halle des Tönisvorster Karnevalskomitees setzt er die einzelnen Module zusammen. Bis zum Rosenmontagszug wird das Gefährt des Kempener Prinzenpaares fertig sein.

Foto: Kaiser

"Bitte verraten sie nicht alles, denn der Wagen soll eine Überraschung sein und bei den Beobachtern für einen Aha-Effekt sorgen", sagt Klaus Härtel. Der 50-jährige Kempener baut gerade in der großen Halle des Tönisvorster Karnevalskomitees an der Industriestraße in St. Tönis den Wagen des Kempener Stadtprinzenpaares, Rainer I. und Angelika I. (Pasch). Um doch Einiges vorweg zu nehmen: Die beiden Tollitäten werden sich auf dem Prunkwagen beim Rosenmontagszug in Kempen vorkommen, als würden sie auf "Wolke sieben" schweben.

Seit nahezu 23 Jahren baut Klaus Härtel Karnevalswagen. Der frühere Elektroinstallationsmeister, der seinen erlernten Beruf aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben kann, hatte damit 1992 begonnen, als seine Eltern, Manfred und Irene Härtel, das amtierende Kempener Prinzenpaar waren. Und ist dabei geblieben.

Seine Begründung: "Ich konnte ab dem Zeitpunkt meine Kreativität so richtig ausleben, denn in meinen früheren Beruf gab es doch viele stupide Arbeiten." Und schnell hatte er diesmal mit seinen Ideen auch Rainer I. und Angelika I. überzeugt. "Eine Klassevorschlag", sagt Angelika Pasch, "zumal wir keinen Motiv- sondern einen Prunkwagen wünschten", ergänzt ihr Ehemann. Der Plan des Wagenbaukünstlers: anlehnend an den Karneval in Venedig fliegende Löwen als so eine Art Zugtiere zu nehmen, die in einem Wolkenfeld eine goldene Kutsche ziehen.

 Schauten gestern in der Wagenbauhalle in St. Tönis vorbei und begutachteten die Arbeit an ihrem Prunkwagen: Angelika und Rainer Pasch mit Sohn Christoph.

Schauten gestern in der Wagenbauhalle in St. Tönis vorbei und begutachteten die Arbeit an ihrem Prunkwagen: Angelika und Rainer Pasch mit Sohn Christoph.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Noch sind es einzelne Puzzleteile, die in der vollgepackten St. Töniser Halle stehen. Insgesamt sind es sechs Module, die zu einem späteren Zeitpunkt noch auf einem Bauernhof in St. Hubert zusammen gesetzt werden. Insgesamt dürfte der Wagen etwa acht Meter lang und über drei Meter breit werden. Klaus Härtel, der bereits seinen Freund Alexander Klein als Chauffeur des Gefährts während des Kempener Rosenmontagszuges "verpflichtete", hat gerade das Drahtgestell für zwei der Löwen fertig, die die Kutsche durch den Himmelsgewölbe ziehen. Pappmaché und die Farbe kommen später dazu. Zwei andere Löwen sind an den Seiten anderer Module stilisiert und ausgearbeitet. Noch fehlt die Farbe und das Geländer. "Aber das schaffe ich auch noch", meint der Wagenbauer. Noch ist genügend Zeit. Allerspäteste Deadline ist Rosenmontag, Februar, 10.30 Uhr. Dann muss der fertige Wagen an der Ecke Kurfürstenstraße/Kleinbahnstraße in der Nähe des Kempener Bahnhofs stehen. Um 12.11 Uhr setzt sich dann der Zug in Bewegung.

Rainer und Angelika Pasch kommen gerade gemeinsam mit ihrem Sohn Christoph (23), der wie seine Schwester Simone (18) als Page die Eltern beim Saal- und Straßenkarneval begleiten wird, zu einer Stippvisite vorbei. Und sie sind angetan von der bisherigen Arbeit. Noch sieht man an den zwei Türen der Kutsche das Wappen der Tollitäten nur am äußeren Rahmen; es wird in den nächsten Tagen gefüllt. Wie beim Prinzenpaar-Orden wird es vor allem Wahrzeichen aus St. Hubert, dem Heimatort von Familie Pasch enthalten: die katholische Kirche, den Wehrturm Berfes und zwei Martinsgänse.

In Erinnerung an die Gänse, sprich: Skulpturen, die das St. Huberter Martinskomitee anlässlich seines 100-jährigen Bestehens 2003 vor allem den Kindern als Sitzelemente zur Verfügung gestellt hatte. Seit dieser Zeit ist Rainer Pasch der Vorsitzende dieses Komitees, darüber hinaus den Kempenern als Schatzmeister des Kempener Karnevals-Vereins und als Prinzenführer wohlbekannt.

"Eigentlich kann nicht mehr viel schiefgehen, hoffentlich spielt das Wetter mit", freut sich das Prinzenpaar, wenn der Wagen in etwa zwei Wochen fertig sein dürfte. Schon lange ist das Wurfmaterial für den Zug geordert. "Es dürften so an die vier Paletten sein, wobei wir keine Kamelle, sondern Hochwertiges unters Volk werfen werden, lassen Sie sich überraschen", meint der Prinz. Dazu gehören natürlich jede Menge De Beukelaer-Kekse und Tempo-Taschentücher. "Weil man dann damit seine Tränen trocknen kann, denn nach unserem Prunkwagen ist der Rosenmontagszug leider schon zu Ende, wie wenige Tage später der Karneval", erklärt schmunzelnd Angelika Pasch. Übrigens hat Klaus Härtel den Prinzenorden schon erhalten und zwar bei der Inthronisierung vor wenigen Tagen im Kolpinghaus. Auch da hatte Klaus Härtel für die schöne Deko gesorgt.

(wsc)
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