St. Hubert Kendel-Bühne strapaziert die Lachmuskeln

St. Hubert · Das St. Huberter Amateur-Theater begeisterte sein Publikum wieder einmal mit einem Lustspiel in Mundart. Gekonnt brachten die Schauspieler die Irrungen und Wirrungen einer ziemlich verrückten Familie auf die Bühne.

 „Eine verrückte Familie“ präsentiert die Kendel-Bühne diesmal ihrem Publikum auf der Bühne im St. Huberter Forum.

„Eine verrückte Familie“ präsentiert die Kendel-Bühne diesmal ihrem Publikum auf der Bühne im St. Huberter Forum.

Foto: Norbert Prümen

War das eine verrückte Familie! Auf der Bühne im Forum St. Hubert trat sie bei der Premiere des Lustspiels „Eine verrückte Familie“ von Walter G. Pfau zum ersten Mal auf. Und so hieß denn auch der Titel des Theaterstücks, das die Schauspieler der Kendel-Bühne in diesem Jahr wieder so trefflich einstudiert und vorgeführt haben.

Da war erst einmal Familienvater Heiner Witzig (Johannes Dicks), der in bestem Hüppersch Plott seine Mischpoke „enen bekloppten Hushalt“ nannte. Und Recht hatte er: Denn mit Ehefrau Verena (Sabine Kranen) und den Kindern Kerstin (Miriam Terhoeven), Alex (Jupp Kranen) und Uschi (Licia Stickelbrock) hatte er eigentlich schon genug am Hals. Dann kam noch der Opa (Hartmut Reimer), die Oma (Irmi Lemke), Verenas beste Freundin Carmen Rost (Sabine Dicks) und die Nachbarin Grete Wohlrabe (Karin Balters) hinzu und nicht zu vergessen der Pfarrer (Manfred Schenk).

Und damit war das Chaos programmiert. Ehefrau Verena hatte genau wie der Pfarrer nur die Kirchenrenovierung, den Basar und die Kollekte im Sinn und die älteste Tochter nur ihr Vergnügen, das aus Chillen und Ausgehen bestand. Dementsprechend elegant war ihr Outfit. Sohn Alex hielt sich für einen späten 68er mit Dreadlocks und Kurdenhose und „Stoff“ aus Venlo und die Teenager-Tochter Uschi, die mit Kleidung und Frisur dem Manga-Kult huldigte, brachte mit frechem Mundwerk frischen Wind in die Familie.

Opa Witzig hielt sich für einen Casanova und stieg jedem Rock hinterher, die Oma war arg tüdelig und brachte so die Familie auch durcheinander. Hausherr Heiner Witzig, der Mann mit den vier linken Händen, wie ihn seine Frau titulierte, war da nur zu bedauern. Ob er versuchte, die Tür zu streichen oder zu grillen, alles ging bei ihm schief. Bedauert wurde er deshalb auch von Carmen, der besten Freundin seiner Frau, die ihn auf dem Sofa trösten wollte, was jedoch auch misslang. Denn wenn man in eindeutiger Pose auf dem Sofa liegt und die Ehefrau nebst der Nachbarin hereinstürmt, dann darf man das ruhig eine etwas peinliche Situation nennen.

So nahm der ganz normale Familienwahnsinn seinen Lauf. Dass man schließlich wieder zueinander fand, war nicht etwa dem Pastor zu verdanken, der hatte sich mit allerlei Alkoholischem wie einer Bowle und ein paar Fläschchen Wein bereits aus dem Geschehen verabschiedet. Es waren die drei Kinder, die mit einem „Familiengericht“ die Fäden entwirrten.

Der Kendel-Bühne ist mit diesem Lustspiel 18 Jahre nach ihrer Gründung wieder ein großer Wurf gelungen. Es bebte die Bühne und manch ein Zuschauer vor Lachen, wenn Familienvater Johannes Dicks beim Türenstreichen mehrfach gekonnt zu Boden ging. Was für ein Auftritt, als er sich mit dem Hammer auf den Daumen geschlagen hatte. Wunderbar spielte auch Licia Stickelbrock als pubertierende Tochter, stets naschend und vorwitzig. Manfred Schenk ist inzwischen auf Pfarrer-Rollen abonniert und füllt diese wahlweise würdig oder wie hier auch einmal volltrunken aus. Temperamentvoll trat Karin Balters als Nachbarin auf, Hartmut Reimer sorgte für viel Klamauk als Westentaschencasanova. Irmi Lemke spielte wunderbar die vergessliche Alte und verzog dabei keine Miene, obwohl sie das Publikum zu Lachstürmen hinriss. Aber auch Sabine Kranen als kirchenengagierte Ehefrau und Sabine Dicks als verführerische Freundin sind zu loben. Nicht zu vergessen Jupp Kranen, der den bekifften Sohn Alex gekonnt auf die Bühne brachte und mit Miriam Terhoeven als Chici-Mici-Schwester gern einmal aneinander geriet.

Das Amateurtheater „Kendel-Bühne“ hat inzwischen fast Profi-Reife erlangt und bedient sich bei ihren Auftritten neuester Technik wie Headsets. Zu diesem Erfolg haben auch viele hinter den Kulissen beigetragen – etwa Nelly Pricken als Souffleuse, Karin Schenk mit der Regie, Theo Balters mit der aufwendigen Technik oder die Maskenbildnerin, die für Perücken und Schminke sorgte. Last but not least ist Johannes Dicks als Spielleiter und Übersetzer des Stückes in Hüppersch Plott zu nennen. Das Publikum, das nicht nur aus St. Hubert, sondern auch aus dem Umland kam, dankte für diesen wieder einmal so gelungenen Auftritt mit lang anhaltendem und begeistertem Applaus.

Für das erste Adventswochenende gibt es noch Karten. Aufführungen sind am Samstag, 1. Dezember, um 17 Uhr und am Sonntag, 2. Dezember, um 16 Uhr. Restkarten sind bei Schreibwaren Driesch, Hauptstraße 37 in St. Hubert, erhältlich.

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