Kreis Viersen Polizei schrumpft Kommissariate weg

Kreis Viersen · Noch ehe der neue Abteilungsleiter seinen Dienst bei der Kreispolizeibehörde Viersen antritt, soll eine Organisationsreform festgezurrt werden. Die Anordnung dazu traf Landrat Peter Ottmann als Leiter der Behörde.

 Landrat Peter Ottmann (links) ordnete die Organisationsreform an, die Kriminaldirektor Wilhelm Schwerdtfeger (Mitte) ihm nun vorlegen will.

Landrat Peter Ottmann (links) ordnete die Organisationsreform an, die Kriminaldirektor Wilhelm Schwerdtfeger (Mitte) ihm nun vorlegen will.

Foto: Polizei

Die Kreispolizeibehörde Viersen steht vor einer tiefgreifenden Veränderung. Landrat Peter Ottmann hat sie nach Angaben der Polizeiführung angeordnet. Die Planungen sind nach Informationen der Rheinischen Post weitgehend abgeschlossen und sollen Ottmann am morgigen Freitag vorgestellt werden. Für Gesprächsstoff in der Behörde sorgen das Verfahren selbst, die damit verbundene Eile, bisher bereits bekannte Ergebnisse und vor allem der Zeitpunkt.

Denn der neue Abteilungsleiter Manfred Krüchten wird erst zum 11. August in Viersen seinen Dienst als Nachfolger des zum 31. März ausgeschiedenen Josef Twickler antreten. Er habe von einer Organisationsreform gehört, sei aber nicht eingebunden, sagte Manfred Krüchten, der bei der Kreispolizei Kleve im Dienst steht. Da er noch nicht zur Kreispolizei Viersen gehöre, könne und wolle er sich nicht äußern.

 Neuer Chef der Kreispolizei in Viersen wird im August Manfred Krüchten.

Neuer Chef der Kreispolizei in Viersen wird im August Manfred Krüchten.

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Die angeblich vom Landrat angeordnete Reform hat dem Vernehmen nach Wilhelm Schwerdtfeger in die Hand genommen. Entsprechende Fragen der RP ließ er unbeantwortet und verwies auf den Landrat. Peter Ottmann war für seine Pressestelle im Urlaub nicht erreichbar.

Nach Informationen der RP wird Krüchten ein komplett abgeschlossenes Konzept vorfinden. So sollen die bisher sieben Kriminalkommissariate (drei in Dülken, jeweils eins in Viersen, Kempen, Nettetal und Willich) zusammengefasst und auf fünf reduziert werden: Nettetal und Willich fallen weg. Die vier Standorte des Verkehrsdezernats sollten ursprünglich zentral in Kempen zusammengezogen werden. Weil sich aber nun das Kriminalkommissariat in Kempen vergrößert, fehlt dort der Platz. Daher soll das Verkehrsdezernat stattdessen zentral in Nettetal angesiedelt werden.

Dies bestätigt der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) im Kreis, Ralf Robertz. "Das bedeutet den Rückzug der Polizei aus der Fläche", klagt er. "Sicher ist, dass aufgrund von Personalrückgang, der bereits stattfindet und zunehmen wird, Strukturveränderungen erforderlich sind. Das kann man in kleinen Schritten machen. Jetzt aber gibt es wohl den ganz großen Schritt." Der Zeitpunkt sei aus Sicht der GdP fragwürdig, drei Monate nach Abgang des Abteilungsleiters und unmittelbar, bevor sein Nachfolger die Stelle antritt, ohne dass er daran beteiligt wäre.

Er habe sich gewünscht, dass der Prozesse breiter angelegt worden wäre und man sich mehr Zeit genommen hätte. "Frühere Reformen sind in sechs bis heun Monaten geplant und abgeschlossen worden." Die Gewerkschaft habe den festen Willen, am Gestaltungsprozess teilzunehmen. Umso bedauerlicher sei, dass Gremien nicht beteiligt wurden - die Personalvertretung ebenso wenig wie politische Gremien. "Das kommt jetzt zur Unzeit", schließt Robertz. Entsprechend aufgescheucht haben die Kollegen reagiert, als bruchstückhaft Reforminhalte bekannt wurden. "Es gibt einen regen Mail- und Telefonverkehr mit verständlichen Fragen. Die Verunsicherung ist groß", sagt Robertz. Er hält es für falsch, das Kommissariat in Kaldenkirchen aufzulösen und das Verkehrsdezernat in einer Randlage anzusiedeln. Die Nähe zur Grenze und Kontakte zu niederländischen Kollegen sowie das Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung seien damit nicht berücksichtigt.

Robertz hegt die Befürchtung, dass der Prozess mittelfristig weitergeht und die Standorte Nettetal und Willich ganz aufgegeben werden. Eine kleine modulartige Behörde lasse sich prima an die Polizeipräsidien Krefeld und Mönchengladbach andocken. Ob das Projekt Wirklichkeit wird, bleibt abzuwarten. In NRW gilt eine Haushaltssperre, die vermutlich auch für Kosten der Reform greifen wird.

(RP)
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