Stadt Kempen Plastiktüten nur noch gegen Gebühr

Stadt Kempen · Die Kempener Händler sind auf dem richtigen Weg. Sie erheben eine Gebühr, um die Zahl der Tüten noch weiter zu reduzieren. Auch bei den Kunden hat ein Umdenkprozess eingesetzt.

"Das kommt mir nicht in die Tüte" - dieser saloppe Spruch steht dafür, dass man etwas für ausgeschlossen hält. Immer mehr Kunden, die gerade beim Shoppen in den SB-Läden oder Modeshops sind, denken mittlerweile genauso. Es geht diesmal um die Plastiktüte, die man bislang oft umsonst bei den Einkäufen dazu bekam. Die Zeiten sind vorbei, die Gratistüten größtenteils abgeschafft.

Mittlerweile dürfte sich herumgesprochen haben, dass neben der Herstellung die Entsorgung des Plastikmülls ein immer größer werdendes Umweltproblem wird. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen landen mehr als 6,4 Millionen Tonnen dieses Mülls in den Ozeanen, werden dadurch Meere und Küsten, Fauna und Flora gefährdet. Auch wenn Deutschland oder die anderen EU-Staaten nicht zu den größten Umweltverschmutzern der Weltmeere gehören, soll auch in diesen Ländern der Pro-Kopf-Anteil der Kunststofftüten deutlich reduziert werden. Laut Umweltbundesamt werden allein in Deutschland pro Kopf und Jahr über 70 solcher Tüten verbraucht. Daher gibt es seit 1. Juli eine EU-Richtlinie, diesen Pro-Kopf-Verbrauch deutlich zu reduzieren, auf 40 Tüten bis zum Jahr 2025. Innerhalb der nächsten zwei Jahre sollen in einem ersten Schritt 80 Prozent der Tüten im Einzelhandel kostenpflichtig sein.

"Bislang haben wir beim Handel auf Freiwilligkeit gesetzt und sind damit gut gefahren", sagt der Vorsitzende des Kempener Werberings, Armin Horst. Und die Vielzahl der angeschlossenen Händler hätten darauf reagiert: "Einige haben die Plastiktüten ganz aus dem Markt genommen und dafür Papiertüten ausgegeben, andere erheben für die Plastiktüten in der Regel eine Gebühr von 10 oder 20 Cent." Und der Werbering werde sich weiterhin umschauen und sich fachkundig machen, welche Alternativen es gäbe, zukünftig ganz auf das Plastik zu verzichten.

"Vor allem sollten die dünnwandigen sogenannten Einweg-Tüten nicht mehr ausgegeben werden, stattdessen die robusteren Mehrweg-Tüten, die etwa hundert Einweg-Tüten einsparen könnten", sagt der Inhaber einer Drogeriekette, der seinen Namen aber nicht in der Zeitung lesen möchte. "Bei uns gibt es zwar ab dem 1. April die Plastiktüten für 20 Cent das Stück, aber viele unsere Kunden bringen ihre Stoffbeutel oder Einkaufskörbe von zuhause mit, das hat sich doch kolossal verändert", sagt die stellvertretende Leiterin des Modegeschäftes C & A auf der Kempener Engerstraße, Jennifer Körner.

Eine Mitarbeiterin im Schuhgeschäft Deichmann verweist an die Pressestelle in der Essener Zentrale. Hier kommt auf eine entsprechende Mail von Sonja Schröder-Galla die schnelle Antwort: Seit März gebe Deichmann deutschlandweit die Plastiktüten für zehn Cent aus. Beschwerden über diese neue Gebühr habe es kaum gegeben. Seit dieser Zeit sei, ergänzt die Pressesprecherin, die Zahl der ausgegebenen Plastiktüten stetig zurückgegangen, mittlerweile sogar um über 50 Prozent. Auch Deichmann suche derzeit nach nachhaltigen Alternativen zur Plastiktüte. Sonja Schröder-Galla: "Unsere Überlegungen dazu sind jedoch noch nicht abgeschlossen."

Auch in Tönisvorst ist es offenbar zu einem anderen Kundenverhalten gekommen. Dies bestätigen der Geschäftsleiter des Real-Marktes an den Hohenhöfen, Karl-Josef Janssen. Bei den normalen Einkäufen koste die Plastiktüte schon seit längerem 19 Cent. Allerdings gäbe es derzeit noch an den vier SB-Kassen, wo die Kunden selbst die Waren über den Scanner ziehen, noch kostenfrei Kunststofftüten. Die Zentrale denke aber hier über Veränderungen nach.

(wsc)
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