„Ong-nyeo - Eine verfluchte Frau“ Koreanische Musik in der Paterskirche

Kempen · Recht überschaubar ist die Zahl der Personen, die es wagen, sich auf koreanische Musik einzulassen. Gerade einmal knapp fünf Stuhlreihen sind am Donnerstagabend in der Kempener Paterskirche besetzt. In der Reihe „Klangkosmos Weltmusik in NRW“ bietet Lee Na-rae mit ihrem Ensemble das Pansori-Konzert: „Ong-nyeo - Eine verfluchte Frau“.

 Lee Na-rae bot mit ihrem Ensemble das Pansori-Konzert: „Ong-nyeo – Eine verfluchte Frau“.

Lee Na-rae bot mit ihrem Ensemble das Pansori-Konzert: „Ong-nyeo – Eine verfluchte Frau“.

Foto: Wolfgang Kaiser

Martin Klapheck gibt eine Einführung und gekürzte Übersetzung des nicht nur dramatischen Geschehens um diese verfluchte Frau. Es ist schon eine abenteuerliche Geschichte, die der jungen Ong-nyeo widerfährt. Sie erzählt, dass sie mit 15 Jahren bereits ihren ersten Ehemann in der ersten gemeinsamen Nacht durch einen plötzlichen Tod verliert. Daraufhin heiratet sie gleich den nächsten, der auch bald wieder stirbt. In der Aufzählung in ihrem ersten Gesangsstück kommt die verfluchte Frau bereits auf sechs tote Ehemänner, bis sie 21 Jahre alt wird.

Auch ohne Kenntnisse der koreanischen Sprache und der sich wiederholenden Ereignisse in diesem Epos kommt für das Publikum keinen Augenblick Langeweile auf. Lee Na-rae fasziniert mit ihrer Darstellung, und es wäre falsch, sie nur als Sängerin zu bezeichnen, denn sie ist gleichermaßen Schauspielerin und Tänzerin. Sie spielt und singt in fließenden Übergängen die Rolle der Ong-nyeo, dann die der diversen Ehemänner und übernimmt auch noch den Part einer Erzählerin. Diese Vielseitigkeit der einzelnen Sängerin oder auch eines Sängers ist das Grundprinzip des Pansori. Seit 2003 steht die Tradition des Pansori-Konzerts auf der Liste des Immateriellen Welterbes der Unesco.

Für ein westliches Publikum ist es ein Gewinn, dass Lee Na-rae die traditionelle Begleitung eines Pansoris durch eine Fasstrommel aufgegeben hat und Lee Hwa-Young (Gayageum) und Hwang Gina (Geomungo) sowie der Gitarrist Lee Si Mun sie begleiten. Durch die beiden traditionellen Saiteninstrumente, die man als fernöstliche Verwandte der Zither bezeichnen kann, und die Gitarre, die auch für Percussion eingesetzt wird, kommen die koreanischen Ursprünge dieser Kunst klarer heraus. Auch unterstreicht das Spiel der Musikerinnen und des Musikers die Stimmungen des Epos. Dabei fällt an manchen Stellen auf, dass es sich nicht nur um historische Musiktradition handelt, sondern auch moderne Klänge sich darunter mischen. Die musikalische Begleitung stammt von Lee Na-rae und Ensemblemitgliedern.

Für diese Produktion Ong-nyeo, die 2017 ihre Premiere erlebte, erhielt Lee Na-rae bei einem bedeutenden Festival in Korea den Hauptpreis und im folgenden Jahr eine Auszeichnung des koreanischen Kulturministeriums. Aber auch über die Kontinente hinweg ist Lee Na-rae aktiv; 2012 trat sie in Spanien auf, wo sich Pansori und Flamenco in einem Festival „begegneten“. Mit dem Auftritt in der Paterskirche endete eine NRW-Tournee mit zehn Aufführungen, die eindrucksvolle Hör­erlebnisse aus einer fernen und einige Jahrhunderte überspannenden Musik bot.

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