Kreative Lösungen in der Krise Viele Geschäfte liefern zum Kunden

Kempen · Die durch die Corona-Krise erzwungene Schließung der Geschäfte und Restaurants bringt die Händler und Gastronomen in Not. Viele setzen daher auf kreative Lösungen. Da werden Waren auch schon mal aus dem Fenster gereicht.

 Die Kempener Einzelhändlerin Claudia Pinkle stellt eine Lieferung für einen Kunden zusammen.

Die Kempener Einzelhändlerin Claudia Pinkle stellt eine Lieferung für einen Kunden zusammen.

Foto: Norbert Prümen

Fast alle Geschäfte in der Kempener Altstadt sind geschlossen. Wegen der Corona-Krise können Einzelhändler und Gastronomen nicht mehr in ihren Geschäften und Restaurants verkaufen. Aber auch nach der neuerlichen Verschärfung der Regelungen zur Eindämmung der Pandemie sind Abhol- und Lieferservice weiterhin erlaubt.

Die Einzelhändler und Gastronomen des Werberings Kempen arbeiten schon seit der vergangenen Woche intensiv an solchen Dienstleistungen. Auf der Startseite von www.werbering-kempen.de landet man gleich auf einer Plattform, auf der alle Geschäfte und Restaurants verzeichnet sind, die mitmachen. „Um Ihnen die gewohnten Einkaufsmöglichkeiten der Innenstadt weiterhin bieten zu können und trotzdem Ihre und unsere Gesundheit nicht zu gefährden, bieten wir Ihnen ab sofort die Möglichkeit, direkt nach Hause zu bestellen. Wir möchten ein Zeichen für die Gemeinschaft setzen, damit wir diese Zeit gemeinsam durchstehen. Bitte kauft lokal, denn es ist wichtiger denn je, Ihren Handel vor Ort zu unterstützen und gemeinsam das Leben in unserer schönen Altstadt aufrecht zu erhalten!“, heißt es auf der Internetseite.

Von A wie Aktiv Medical Jansen bis W wie Wieland Taschen Tick gibt es dort nun Einzelhändler und Gastronomen vieler Branchen, die ihre Waren zum Kunden liefern. Von Modegeschäften über Floristik und Deko, Schmuck und Brillen bis hin zum Fahrrad kann man sich so einiges nach Hause bringen lassen. Über ein Formular kann man seine Nachricht oder seine Bestellung direkt an die Händler schicken. Auch Gastronomen wie Kempsche Huus, Ercklenz, Wirtshaus oder Lieblingscafé machen mit.

Silke Zander hat sich in der vergangenen Woche schon aufs Fahrrad geschwungen, um auszuliefern. Sie bringt zum Beispiel die Tonies, die kleinen Musikboxen für Kinder, mit den entsprechenden Figuren zu den Kunden.

In der Thomas-Buchhandlung gingen bei Inhaber Dirk Lewejohann ebenfalls bereits etliche Bestellungen ein. Von Büchern für Kinder über Schullektüre bis hin zu Neuerscheinungen ist die Nachfrage dabei breit gefächert.

Die Händler und Gastronomen in der Stadt fürchten massiv um ihre Existenz. Der Werbering trifft sich zurzeit regelmäßig zu Krisensitzungen. Laut der Händlergemeinschaft sind 30 Prozent der Kempener Händler und Gastronomen stark gefährdet. „Lokal bleiben!“ Das ist daher der große Appell der Händler.

Radsport Claassen an der Judenstraße öffnet zurzeit nur die Werkstatt. „Wir bitten euch nun, die Kaufentscheidung ein wenig nach hinten zu verschieben und das gewünschte Modell nicht im Netz zu bestellen, sondern es, nach Normalisierung der Lage, dort zu kaufen, wo ihr seit Jahren fair und transparent beraten werdet und auch jemand nach dem Kauf für euch da ist. Nämlich bei uns im Fachhandel“, schreibt Markus Claassen auf seiner Facebook-Seite. Diejenigen, die sich schon für ein Rad entschieden haben, werden kostenfrei und auf Rechnung beliefert.

 Judith Rüther-Zeiß von der Tönisvorster Buchhandlung packt die Bestellungen.

Judith Rüther-Zeiß von der Tönisvorster Buchhandlung packt die Bestellungen.

Foto: Norbert Prümen

Auch in Tönisvorst wird man kreativ. In St. Tönis haben unter anderem Spielwaren Lessenich und die Tönisvorster Buchhandlung einen Lieferdienst eingerichtet. Die Übergabe erfolge kontaktlos, wie Andreas Lessenich erklärt. Der Fahrer stellt die Bestellung und den Zahlungsbehälter mit Schutzhandschuhen vor der Haustür ab. Er wird klingeln, von der Tür wegtreten und warten, bis die Bestellung in Empfang genommen wird. Die Zahlung kann auch vorab über Paypal getätigt werden.

 Der Grefrather Buchhändler Karl Groß reicht Bestellungen durchs Fenster.

Der Grefrather Buchhändler Karl Groß reicht Bestellungen durchs Fenster.

Foto: Norbert Prümen

In Grefrath wirbt „Grefrath InTakt“ ebenfalls für das lokale Shoppen. Auf der Facebookseite sind bereits viele lokale Händler zu finden, die telefonisch oder per E-Mail Bestellungen entgegennehmen. So liefert Hanisch Herrenmoden „bis zur Haustür“. Und auch Frauenzimmer Oedt bietet einen Lieferservice. Buchhändler Karl Groß hat sich etwas Besonderes ausgedacht, schließlich ist auch die Abholung nach wie vor erlaubt. „Das bedeutet: Wir können Kundenwünsche und Bestellungen per Telefon oder E-Mail in gewohnter Manier bearbeiten. Wir werden zu einer vereinbarten Zeit aus dem Fenster (Schrieversgäßchen) die Bücher aushändigen. Die Ladentür wird nicht geöffnet“, verkündet Karl Groß bei Facebook.

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