Fall Mirco Olaf H. gerät in Erklärungsnot

Krefeld · Der Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder des zehnjährigen Mirco aus Grefrath ist am Freitag fortgesetzt worden. Der Angeklagte gerät zunehmend in Erklärungsnot.

2011: Mirco-Prozess in Krefeld
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Sein als Zeuge geladener früherer Vorgesetzter bestritt vor dem Krefelder Landgericht, dass es die von Olaf H. geschilderte telefonische Auseinandersetzung am Tattag je gegeben habe. Der 3. September sei der letzte Tag seines Urlaubs gewesen, den er in London verbracht habe, sagte der Zeuge.

Auch der direkte Vorgesetze von Olaf H. gab an, diese Auseinandersetzung habe "mit Sicherheit" nicht stattgefunden, weil sein Chef im Urlaub gewesen sei. Außerdem könne er sich die geschilderte Wortwahl absolut nicht vorstellen, sagte der Zeuge. Die Formulierungen würden nicht zu seinem Chef passen.

Olaf H. hatte am Montag vor Gericht angegeben, das Gespräch mit seinem Chef sei heftig verlaufen, der Vorgesetzte habe einen Bericht angefordert. Auf den Hinweis, er sei zu Hause, seine Tochter sei krank, habe der Vorgesetzte sinngemäß geantwortet, dass es ihm "scheißegal" sei, was mit seiner "blöden Tochter" sei.

Der als Zeuge geladene Telekom-Manager räumte ein, dass er mit der Arbeit von Olaf H. nicht zufrieden gewesen sei und ihm dies auch gesagt habe. Deshalb könne es in den Wochen zuvor durchaus zu einem kritischen Telefonat gekommen sein. In einem persönlichen Gespräch am 1. Juli 2010 habe er seine Kritik zudem "sehr deutlich" formuliert. Dies habe H. nach seinem Eindruck schwer getroffen. "Er hatte von sich selbst ein besseres Bild als ich", sagte der Zeuge. Dabei sei er als Vorgesetzter aber nicht beleidigend aufgetreten.

H. sagte dagegen vor Gericht, sein Chef habe ihn an diesem Tag bei einer Konferenz von Teamleitern vor versammelter Mannschaft "rund gemacht". Deshalb habe er dieses Treffen vorzeitig verlassen. Er habe sich "fies gemobbt" gefühlt, auch weil er von der Mitarbeit an einem Projekt ausgeschlossen worden sei. Der Vorgesetzte bestritt in seiner Aussage, H. in der Konferenz offen angegangen zu haben.

Die Staatsanwaltschaft wirft Olaf H. vor, Mirco am 3. September 2010 entführt, missbraucht und ermordet zu haben. Der Angeklagte selber hatte gegenüber der Polizei unterschiedliche Versionen der Tat geschildert. Unter anderem hatte er auch einmal angegeben, aus beruflichem Stress gehandelt zu haben.

Am vergangenen Montag waren bereits Kollegen des Angeklagten gehört worden. Diese beschrieben Olaf H. als "manchmal überfordert". Mit den Anhörungen aus dem beruflichen Umfeld will das Gericht prüfen, ob wirklich Stress als Motiv für die Straftat denkbar ist, wie es der Angeklagte bei einer Vernehmung angegeben hatte.

Der zehnjährige Mirco war im September vergangenen Jahres spurlos verschwunden. Es folgte eine der größten Suchaktionen des Landes - im Einsatz waren Spürhunde, Militärflugzeuge und Flugdrohnen. Der mutmaßliche Täter soll den Jungen in sein Auto gelockt, sexuell mißbraucht und getötet haben.

Am 16. September wird der Prozess fortgesetzt. Dann sollen Vermessungsprotokolle verlesen werden. Mit einem Urteil wird am 30. September gerechnet.

(dapd/areh)
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