Mirco-Prozess Olaf H.: Es tut mir unendlich leid

Krefeld · Der mutmaßliche Mörder des zehnjährigen Mirco aus Grefrath hat zum Abschluss des Prozesses Reue gezeigt. Es täte ihm unendlich leid. Die Person, die diese Tat begangen habe, sei ihm völlig fremd, hieß es in einer Erklärung des Angeklagten Olaf H., die sein Anwalt am Montag vor dem Krefelder Landgericht verlies.

2011: Mirco-Prozess in Krefeld
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In der Erklärung betonte Olaf H., dass er "keine Vergebung" für seine Tat erwartet. Er verstehe "die Verachtung", die sein Vergehen auslöse. Seine Tat sei unentschuldbar und sein Leben gleiche seitdem einem "Albtraum, dem ich nicht mehr entrinnen kann". Die Erklärung persönlich abzugeben, dazu habe er keine Kraft, ließ der Angeklagte mitteilen.

Zuvor war der Prozess mit den Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung fortgesetzt worden. Staatsanwältin Silke Naumann forderte eine lebenslange Haftstrafe mit Erkennung der Schwere der Schuld. Das würde bedeuten, dass Olaf H. auf keinen Fall nach 15 Jahren aus dem Gefängnis entlassen werden würde. Die Staatsanwältin sagte, der Angeklagte Olaf H. habe sich des Mordes, der Freiheitsberaubung und des sexuellen Missbrauchs schuldig gemacht.

Die Nebenklage schloss sich der Strafmaßforderung der Staatsanwaltschaft an. Olaf H. habe bei der Tat "eiskalt gehandelt" und einen "brutalen Mord" an dem Jungen begangen, sagte die Anwältin von Mircos Eltern, Gabriele Reinartz.

Die Verteidigung des 45-Jährigen sprach sich hingegen gegen die Feststellung der besonderen Schuldschwere aus. "Dafür müsste es besondere Umstände geben, die etwas so Schreckliches wie einen Mord noch schrecklicher machen", sagte Verteidiger Gerd Meister. Solche Umstände lägen aber bei seinem Mandanten nicht vor. Er kündigte an, sein Mandant werde während der Haft mit einem Psychologen zusammenarbeiten.

Der psychiatrische Sachverständige hatte Olaf H. am Freitag als voll schuldfähig eingestuft. In seinem Gutachten beschrieb er ihn als "gesunde Normalperson" mit überdurchschnittlicher Intelligenz. Die drei Ex-Frauen des Angeklagten hatten ihn als unauffälligen und liebenswürdigen Familienmensch beschrieben.

Zu Beginn des Prozesses hatte Olaf H. die Tat in einer von seinem Anwalt verlesenen Erklärung gestanden. Allerdings blieb das Motiv unklar. In polizeilichen Vernehmungen hatte sich der 45 Jahre alte Familienvater aus Schwalmtal immer wieder in Widersprüche verstrickt.

H. war im Januar festgenommen worden und hatte die Ermittler zur Leiche des Jungen auf einem Acker nördlich von Grefrath geführt. Zuvor hatte die Polizei insgesamt 145 Tage vergeblich nach Mirco gesucht. Dabei setzten die Ermittler eine der größten Suchaktionen der vergangenen Jahre in Gang: Zeitweise durchkämmten bis zu 1000 Beamte die Wiesen- und Waldgebiete im Raum Grefrath. Auch Bundeswehr-Tornados mit Wärmebildkameras wurden eingesetzt, ebenfalls eine unbemannte Flugdrohne. Auf die Fährte des Angeklagten kamen die Ermittler letztlich durch Spurenmaterial an seinem früheren Leasing-Wagen. Es war identisch mit Spuren auf Mircos Kleidung, die der Täter nach dem Mord weggeworfen hatte.

Die Kammer des Schwurgerichts trat noch am Montagnachmittag zusammen, um zu beraten. Das Urteil wird am Donnerstag um 13 Uhr verkündet.

(areh/DAPD/AFP)
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