Fakten & Hintergrund Urlaubsziel Niederrhein – eine neue Chance

Kreis Viersen · Der Niederrhein ist seit Jahren ein attraktives Reiseziel für Kurzurlauber. Rund 2,4 Millionen Übernachtungen wurden 2019 im Verbandsgebiet von Niederrhein Tourismus, zu dem auch der Kreis Viersen gehört, verbucht. Die Region könnte davon profitieren, wenn in den kommenden Monaten keine Auslandsreisen wegen der Corona-Pandemie möglich sein werden.

 Paddeln auf der Niers – wie hier bei Oedt – ist nur eine Möglichkeit, im Urlaub aktiv zu sein. Auch mit vielfältigen Outdoor-Aktivitäten wirbt die Niederrhein Tourismus GmbH für die Region.

Paddeln auf der Niers – wie hier bei Oedt – ist nur eine Möglichkeit, im Urlaub aktiv zu sein. Auch mit vielfältigen Outdoor-Aktivitäten wirbt die Niederrhein Tourismus GmbH für die Region.

Foto: Prümen, Norbert

„Wir bieten Ihnen 365 Tage im Jahr Erlebnisse, die Sie nicht vergessen werden.“ Mit diesem Slogan wirbt die Niederrhein Tourismus GmbH mit Sitz in Viersen auf ihrer Internetseite für Urlaub und Freizeit am Niederrhein. Auch wenn derzeit wegen der Corona-Pandemie Hotels, Ausflugslokale, Museen oder andere Sehenswürdigkeiten geschlossen sind, so blicken die Verantwortlichen der Branche erwartungsvoll auf Entscheidungen, die auf Bundes- und Landesebene in den kommenden Tagen auch mit Blick auf Lockerungen für den Tourismus kommen könnten. „Für uns wäre das möglicherweise eine Riesenchance“, sagt Martina Baumgärtner, Geschäftsführerin von Niederrhein Tourismus im Gespräch mit unserer Redaktion.

Die Stimmung ist aktuell gedrückt, die Branche ringt ums Überleben. Auch im Kreis Viersen haben die Hoteliers und Gastronomen Zukunftsängste. „Alle hoffen, dass es bald wieder losgeht“, beschreibt Martina Baumgärtner das Stimmungsbild bei Hotellerie und Gastronomie. Zuletzt gab es stets Absagen von Veranstaltungen. Unter anderem kann die 29. Auflage des Niederrheinischen Radwandertages am 5. Juli nicht stattfinden. 63 Städte und Gemeinden wollten sich diesmal mit insgesamt 85 Themenrouten beteiligen. In einzelnen Orten wie beispielsweise in Kempen sollte es ein Stadtfest geben. „Kempen genießt“ lautete der Titel der kulinarischen Meile, die am Start- und Zielort Buttermarkt die Besucher anlocken sollte. Auf Gut Heimendahl in Kempen war für diesen Tag ein Mittelalterfest mit Ritterlager vor der historischen Kulisse von Haus Bockdorf geplant. Auch dies findet wegen der Corona-Pandemie nicht statt.

Der Niederrhein bemüht sich seit vielen Jahren, sich als deutsche Urlaubsregion an einem hart umkämpften Markt zu etablieren. Kommunalpolitiker im Kreis Viersen blickten früher neidisch auf andere Regionen. „Warum schaffen wir es nicht, dass Familien ihren Urlaub mal nicht im Schwarzwald oder an der Nordsee verbringen, sondern bei uns am herrlichen Niederrhein?“, war eine oft gehörte Frage.

Der Niederrhein hat zwar keine Berge und auch keine Kuckucksuhren wie der Schwarzwald, aber die Region hat jede Menge zu bieten. Wander- und Radwege durch die besonderen Kultur- und Naturerlebnisgebiete wie den Naturpark Schwalm-Nette, romantische Innenstädte mit einem großen gastronomischen Angebot, internationale Musik- und Comedyfestivals – all das trägt dazu bei, dass die Region für Urlauber attraktiv ist.

Niederrhein Tourismus hat zuletzt seine Marketingstrategie geändert. Der Niederrhein soll als Marke deutlicher positioniert werden. Dazu sind die Experten aus Viersen für die Region unermüdlich im Einsatz. Und das Jahr 2020 begann auch verheißungsvoll: Denn im Januar verzeichnete Martina Baumgärtner gleich mal ein Plus von 15 Prozent bei den Übernachtungszahlen für den Kreis Viersen gegenüber dem Vergleichsmonat 2019. Die Stadt Willich hatte beispielsweise sogar einen Zuwachs von 20 Prozent. Und dann kam Corona, und vieles war mit einem Mal anders. Aber schon da war sich Martina Baumgärtner ziemlich sicher, dass mit dem Ende der Krise die Menschen verstärkt im eigenen Land Urlaub machen werden. Lockerungen könnten nun dem Niederrhein zugute kommen. Der Markenkern von Niederrhein Tourismus „Freiraum mittendrin“ werde Menschen ansprechen, die nicht in die touristischen Ballungszentren streben, sondern eher nach den Freiräumen streben, die der Niederrhein zu bieten hat, ist man sich bei Niederrhein Tourismus sicher.

„Wir brauchen allerdings jetzt unbedingt Klarheit, wie es weitergeht“, sagt Martina Baumgärtner. Und ergänzt: „Es muss vor den Sommerferien etwas passieren.“ In der kommenden Woche, so hofft die Viersener Torurismusexpertin, habe man in der Branche einen Überblick über das, was demnächst machbar ist. „Wir brauchen Lockerungen, damit die Betriebe wieder öffnen können“, sagt sie. Ob sich der Niederrhein als deutsche Urlaubsregion neben dem Schwarzwald, dem Allgäu oder Nord- und Ostsee dauerhaft wird etablieren können, hängt entscheidend davon ab, dass die Übernachtungskapazitäten gesteigert werden. Denn vielerorts hapert es an größeren Hotels. Aber an der Steigerung der Bettenzahl wird gearbeitet. Für Kempen ist ein neues Hotel mit 80 bis 90 Zimmern am Badezentrum „Aqua Sol“ geplant.

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