Kempen Gute Stube wird ins rechte Licht gerückt

KEMPEN · Die Umsetzung des neuen Lichtkonzeptes im Franziskanerkloster ist weit gediehen, aber noch nicht vollendet.

 Kempens Kulturamtsleiterin Elisabeth Friese erläutert das Lichtkonzept für das ehemalige Franziskanerkloster am Beispiel der Lampeninstallation im Kreuzgang.

Kempens Kulturamtsleiterin Elisabeth Friese erläutert das Lichtkonzept für das ehemalige Franziskanerkloster am Beispiel der Lampeninstallation im Kreuzgang.

Foto: Wolfgang Kaiser

Wer als Museums- oder Konzertbesucher das Kulturforum an der Burgstraße in Kempen betritt, den erwartet dort im Bereich des Kreuzgangs des ehemaligen Franziskanerklosters seit längerer Zeit eine Baustelle. Die Wände sind roh verputzt, Kabel hängen heraus, der Verlauf der neuen Installationsschlitze ist deutlich zu erkennen. Und an diesem Zustand wird sich auch so schnell nichts ändern. „Es wird noch dauern“, sagt Kulturamtsleiterin Elisabeth Friese. Grund für den Umbau war die grundlegende technische Aufrüstung des Hauses nach aktuellen Standards.

„Die letzte große Renovierung war in den 1980er-Jahren, vieles war aber noch älter“, erläutert Friese. Wichtig war eine Notfallbeleuchtung nach modernen Sicherheitsstandards, die Installation von W-Lan, Vidoeüberwachung und der Einbau einer Klingelanlage für das Pausenzeichen während der Konzerte. „Dann muss ich nicht mehr mit der Glocke oder der Klangschale durch die Gänge eilen“, schmunzelt Elisabeth Friese.

Doch Kernpunkt ist ein neues Lichtkonzept für das ganze Haus. „Das Licht ist das A und O“, sagt die Kulturreferentin. Ausgangspunkt der Umbauarbeiten war dabei der Kreuzgang im Erdgeschoss. „Es musste zunächst mal ein grundlegendes Konzept her“, sagt Friese. Was nun begann, kam einem Abenteuer gleich. „Wenn man ein altes Gemäuer umbaut, weiß man nie so ganz genau, was geschieht“, sagt die Kulturamtschefin. Sie zeigt einen Karton mit allerlei antiken Fundstücken, die als Verfüllmaterial in den Ritzen der Kreuzgangwände gefunden wurden. Eine mumifizierte Fledermaus ist dabei, handgeschmiedete große Nägel und Fragmente der blau-weißen Fliesen, die sich auch im Rokokosaal finden.

Das ist nun schon Vergangenheit. Man ist heute ein ganzes Stück weiter, auch wenn das derzeit noch nicht jedem auffallen mag. Denn nach einem längeren Prozess steht die Ausleuchtung des Kreuzgangs mittels moderner, maßangefertigter Technik. Auf den Kapitellen und zwischen den Bögen der Gewölbe sind schmale LED-Bänder installiert. Dezent und indirekt setzen sie das barocke Kreuzgratgewölbe bestens in Szene. Die Architektur wird sichtbar, die Wangen der Gewölbe leuchten in unterschiedlichen Nuancen, scheinen elegant zu schwingen. Dicht über dem Boden sind rechteckige Lichtquellen angebracht. „Das ist die normale Beleuchtung, die gleichzeitig als Notfallbeleuchtung dient“, erläutert Friese. Der Weg bis hierher war lang und oftmals beschwerlich. Dabei war die Finanzierung recht schnell geklärt. Bereits 2016 gab es einen Bewilligungsbescheid vom Landschaftsverband Rheinland, mit dem ein Großteil der  Kosten abgedeckt war. Doch die gestalterische Umsetzung erwies sich als schwierig. Es brauchte mehrere Testphasen bis die Genehmigung der oberen Denkmalbehörde erteilt wurde. „Bei den Lampen handelt es sich um Spezialanfertigungen für Museen, die gibt es nicht auf dem Markt zu kaufen“, erläutert Elisabeth Friese. Sie stammen von der Firma Lenneper Leuchten aus Gummersbach. Ein Ingenieurbüro aus Solingen hat die Gesamtleitung des Umbaus.

Elisabeth Friese nimmt ein Tablet zu Hand. Mit digitaler Hilfe kann darüber die Beleuchtung des Erdgeschosses gesteuert werden. „Wir unterscheiden zwischen dem Putzlicht, der Beleuchtung für den Museumsbetrieb sowie dem Konzertlicht für die Paterskirche und den Rokokosaal“, erläutert sie. Doch bei allem Fortschritt wird der Kreuzgang noch nicht verputzt werden. „Denn es gibt noch keine endgültige Entscheidung für die Einzelobjektbeleuchtung“, stellt Friese klar. Provisorisch sind an der Westwand bereits einige stadtgeschichtliche Objekte aufgestellt. Sie kommen in dem derzeitigen Licht kaum zur Geltung. „Mir schweben Hängevitrinen und Podeste vor“, sagt die Kulturamtschefin. „Möglichst schwebend und leicht soll alles wirken“, ergänzt sie. Da dafür möglicherweise noch einmal die Wände aufgeschlagen werden müssen, können die Arbeiten im Kreuzgang noch nicht abgeschlossen werden.

Wie wirkungsvoll die aktuelle Lichtsituation bereits jetzt ist, das erlebt man beim Übergang in die seitlichen, als Museum genutzten Räume. Sie liegen im Vergleich zum Kreuzgang fast im Dunkeln. Dort spenden veraltete Lichtstangen - Elisabeth Friese nennt sie seufzend „die Weihnachtsbäume“ – bislang nur spärliches Licht. Auch dort hinein soll sich das Lichtkonzept erstrecken, auf dass Kempens gute Stube mit all ihren Schätzen endlich ins rechte Licht gerückt werde.

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