Stadt Kempen Neue Strom-Trasse auch am Niederrhein

Stadt Kempen · Der Netzbetreiber plant für 2021 eine 300 Kilometer lange Erdkabel-Trasse, die auch über die Stadtgebiete von Kempen, Tönisvorst und Willich führen kann. Im August könnten erste Trassen-Vorschläge vorgestellt werden.

 Durch solche Erdkabel soll überschüssiger Strom vom Norden in den Süden transportiert werden.

Durch solche Erdkabel soll überschüssiger Strom vom Norden in den Süden transportiert werden.

Foto: dpa, mg rf fg

Unter anderem an Ost- und Nordsee sieht man große "Spargel-Landschaften" mit unzähligen Windrädern, die Strom erzeugen. Die klimatischen Bedingungen für Windräder sind dort optimal, aber der Strombedarf geringer als im Süden. Also muss der überschüssige Strom vom Norden in den Süden transportiert werden. Die bisherigen Leitungen reichen nicht aus.

Von der geplanten neuen Trasse von Netzbetreiber Amprion könnte unter anderem der Niederrhein, vielleicht auch die Städte Kempen, Tönisvorst und Willich, direkt betroffen sein. Derzeit ist man in der Phase der Sondierung des Vorhabens, das wahrscheinlich ab Jahr 2021 umgesetzt wird. Es geht beim Gleichstromprojekt A-Nord um eine neue, etwa 300 Kilometer lange neue Erdkabeltrasse, die von Emden bis zum Netzverknüpfungspunkt in Osterath geführt werden soll.

Unlängst wurden die Kreisbehörde und der Kreis-Planungsausschuss über das Projekt informiert. "Derzeit suchen wir noch geeignete Trassenkorridore für den später möglichen Leitungsverlauf", sagt auf Nachfrage der Rheinischen Post der Sprecher der Projektkommunikation der Gesellschaft Amprion, Jonas Knoop. Amprion transportiert schon jetzt mehr als 30 Prozent des erzeugten Stroms in Deutschland, möchte dies auch bei der neuen 300-Kilometer-Trasse tun, die nach Fertigstellung (Knoop: "Wir gehen von 2025 aus") rund 2000 Megawatt elektrischer Leistung übertragen soll - was einem Bedarf von rund zwei Millionen Menschen entspricht.

Noch sei es zu früh, um schon mögliche Trassenverläufe konkret zu benennen. Im Dezember 2016 wurde die Kreisverwaltung unterrichtet. Und am Montag, 13. März, wird in Krefeld mit einem ersten öffentlichen Dialog gestartet, dann werden die so genannten Träger öffentlicher Belange, beispielsweise die Behörden oder die Versorgungsunternehmen, allgemein informiert. Ähnliche Veranstaltungen schließen sich dann im März in Wesel, Ahaus, Meppen und Leer an. Die Bürger sollen dann wahrscheinlich im August informiert werden. "Dann werden wir eventuell schon erste mögliche Trassenkorridore präsentieren", sagt Knoop.

Amprion will in den nächsten zehn Jahren das deutsche Stromnetz um weitere 2000 Kilometer ausbauen. Die vorhandenen Trassen reichen, so Amprion, insbesondere für die Übertragung des Stroms vom Norden in den Süden nicht aus. Knoop: "Bereits heute sind die Höchstspannungsverbindungen zwischen dem Norden in Richtung Westen oder Süden überlastet." Die geplante Stromtrasse ist Gegenstand des Bundesbedarfsplangesetzes. Das Genehmigungsverfahren ist zweistufig aufgebaut: Zunächst wird im Rahmen der Bundesfachplanung der bestmögliche Trassenkorridor für die neue Leitung festgelegt. Dieser ist dann die verbindliche Vorgabe für das nachfolgende Planfeststellungsverfahren, in dem der konkrete Trassenverlauf bestimmt und das Projekt durch die Bundesnetzagentur genehmigt werden muss. Amprion will im März 2018 für die Gleichstromverbindung A-Nord bei der Bundesnetzagentur den Antrag auf die Einleitung der Bundesfachplanung stellen.

Amprion weist schon einmal vorsorglich darauf hin, möglichst bodenschonend an der letztlich infrage kommenden neuen Trasse zu arbeiten. Allerdings wir für die "Kabelbaustelle" doch einiges an Platz benötigt. So ist dafür erst einmal ein Kabelgraben in einer Breite von rund 35 Metern notwendig. Die Kabel werden dann etwa zwei Meter tief in die Gräben gesteckt. Nach Abschluss der Bau- und Rekultivierungsarbeiten können die Flächen wieder landwirtschaftlich genutzt werden. Gebäude dürfen darauf natürlich nicht errichtet werden, da die Kabelverbindungen jederzeit für Wartungsarbeiten und Reparaturen zugänglich sein müssen. Zur Querung von Hindernissen, wie Straßen, Gleisen oder Gewässern, kommt oftmals nur eine geschlossene Verlegung infrage.

(RP)
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