Grefrath Grenzenlose Arbeitsvermittlung

Grefrath · Eckhard Klausmann aus Grefrath hat einen Partner in Venlo gefunden. Zielgruppe sind in erste Linie Flüchtlinge mit Aufenthaltserlaubnis. Aber auch anderen Menschen möchte man helfen.

„Grenzjobs“ heißt das neue Projekt, mit dessen Hilfe der Grefrather Eckhard Klausmann mit seiner Initiative „VidA“ (Vermittlung in den Arbeitsmarkt) und der Venloer Stiftung „GroenLicht“ Arbeitsplätze diesseits und jenseits der Grenze vermitteln will. Angesprochen sind in erster Linie Flüchtlinge, aber auch andere können diesen neuen Service in Anspruch nehmen.

Nach dem Zusage von „Interreg“, Zuschüsse für das Vorhaben zu gewähren, ging alles sehr schnell,. Klausmann kümmert sich seit Jahren intensiv um Flüchtlinge, die in Grefrath eine neue Heimat finden möchten. 220 bis 250 sind es zurzeit, die sich in der Niersgemeinde aufhalten. Die genaue Zahl kann Klausmann nicht nennen, weil sie nicht mehr zentral untergebracht sind. Sie sind größtenteils integriert, ihre Lebensumstände haben sich stark verändert. Zehn junge Menschen absolvieren momentan eine Ausbildung. Dafür dass auch alle anderen, die keine Arbeit haben, eine neue Perspektive bekommen, möchte das neue Projekt sorgen.

Langsam solle es losgehen, sagte Klausmann am Dienstag, man wolle nichts überstürzen. Man arbeitetet mit der so genannten „Piezo-Methode“. Piezo steht für Partizipation, Integration, Emanzipation, Zoetermeer“. Letzteres ist eine nahe Den Haag liegende niederländische Stadt, in der diese Methode geschaffen wurde. Bestens vertraut damit ist Bart Kuntzelaers, der in Venlo sehr erfolgreich mit ihr arbeitet. Er agiert nun gemeinsam mit Klausmann grenzüberschreitend. „Jobs gibt es genug“, sagen beide. „Bei uns sind zum Beispiel Kraftfahrer Mangelware“, fügt Kuntzelaers hinzu.

Die im Nachbarland erprobte und für erfolgreich befundene Methode ist ein schrittweiser Plan, der aus fünf Phasen besteht. Die Teilnehmer können zu jedem Zeitpunkt abhängig von ihrer Vor- und Ausbildung, ihren Fähigkeiten  und Wünschen ein- oder aussteigen. Das beabsichtigte Endergebnis ist, dass alle Teilnehmer ihren Platz in der Gesellschaft finden.

Phase 0 ist für diejenigen gedacht, die zunächst einmal „sozial aktiviert“ werden müssen, eine bewährte Methode ist ein Hausbesuch. In Phase 1 werden die Teilnehmer eingeladen, „an einer Aktivität  in einer sicheren und anregenden Umgebung“ teilzunehmen. Anschließend geht es in der Phase 2 um freiwilliges Lernen. In Phase 3 ebenfalls, aber außerhalb einer geschützten Umgebung. Hier werden die Teilnehmer trainiert, um ihre Fähigkeiten weiterzuentwickeln. In der 4. und letzten Phase geht es um Ausbildung und reguläre Arbeit. „Die Ergebnisse aus Zoetermeer zeigen, dass dieser eingeschlagene Weg  absolut richtig ist und den Menschen dadurch eine vollwertige Eingliederung  in die Gesellschaft ermöglicht wird“, sagt Kuntzelaers.

Möglich wird das aber nur durch zahlreiche ehrenamtliche Kräfte, die zum Erfolg das Projekts führen. Bei der Stiftung „GroenLicht“ sind es aktuell über 1000 Menschen, die Teile ihrer Freizeit für den guten Zweck opfern. „Vida“ handelt nicht im staatlichen Auftrag, sondern übernimmt  Aufgaben, die der Staat nicht leistet. Ohne Ehrenamtler liefer in der Hinsicht aber gar nichts.

Klausmann ist durchaus optimistisch: „Ich kenne in Grefrath Unternehmen, die sofort einstellen würden. Das dürfte in den Niederlanden nicht anders sein.“ Es sei genug Arbeit vorhanden, wichtig sei die Qualifikation, meint Klausmann: „Der erste Schritt ist der schwerste, danach fällt vieles leichter.“ Gern würde man Lehrer in den Reihen der Freiwilligen haben, beispielsweise für Mathematik: „Dieses Fach braucht man in jeder Ausbildung.“

Zielgruppe des neues Projekts könnten auch Schüler des Kempener Berufskollegs sein, die keine großen Perspektiven für ihr nachschulisches Leben haben. Gespräche in dieser Richtung hat Klausmann bereits mit dem Kolleg geführt. Arbeitgeber, die Stellen anbieten, sind bei „Vida“ stets willkommen.

Eine App zu dem Projekt soll es auch geben. „Grenzjobs“ soll sie heißen und dreisprachig sein: Deutsch, Niederländisch und Englisch. Sie gibt Informationen über den Arbeitsmarkt in den Niederlanden und in Deutschland. Außerdem befasst sie sich  mit den Rechten und Pflichten des Wohnens und Arbeitens und der Darstellung aktueller Stellenangebote in einer Suchform.

Erreichen kann man „VidA“ unter Telefon 02158 69 27 988, Mail info@vida-grefrath.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort