Stadt Kempen Neue Ideen für alte Festung

Stadt Kempen · Studenten werden Ende April in Kempen Vor- schläge für eine mögliche Nutzung der Burg erarbeiten.

 Die kurkölnische Burg ist ein Wahrzeichen Kempens. Über eine neue Nutzung des historischen Gebäudes wird nun nachgedacht.

Die kurkölnische Burg ist ein Wahrzeichen Kempens. Über eine neue Nutzung des historischen Gebäudes wird nun nachgedacht.

Foto: Wolfgang Kaiser

Aufbruch, passend zum Frühling, das wünschen sich Bürgermeister Volker Rübo und Kreisdirektor Dr. Andreas Coenen für die Kempener Burg. Ein frischer Wind soll für neues Leben im alten Gemäuer sorgen. Am Mittwochabend stellten sie mit Professor Kunibert Wachten das Projekt einer Studentenwerkstatt zur Ideenfindung in einer gemeinsamen Sitzung von Kreiskulturausschuss und Kempener Denkmalausschuss vor.

Die Burg, so Coenen, braucht eine bessere Nutzung. Fände man sie, gebe der Kreis die Burg dafür frei. Die Burg sei das Wahrzeichen der Stadt. Das Gebäude liege ihm wie den Kempenern sehr am Herzen, bekannte er. Er erinnerte an die Zeiten, als dort noch Teile der Kreisverwaltung untergebracht waren. Heute ist dort noch das Kreisarchiv beheimatet. Kreisvolkshochschule und der Verein Kulturraum Niederrhein nutzen dort Räume.

Bürgermeister Rübo freute sich, dass der Kreis so offen für die Suche nach einer neuen Verwendung ist. Die Burg sei ein Wahrzeichen Kempens, das viel Interesse bei den Bürgern findet. Der rege Andrang bei Turmbesteigungen zeige dies immer wieder. Daher sei es nun schön, dass die Planungen eine rege Beteiligung der Bürgerschaft beinhalten.

"Baukultur-Frühling Kempen 2015" hat Wachten, der Professor für Städtebau und Landesplanung an der Technischen Hochschule (RWTH) Aachen ist, das Ganze genannt. 20 bis 25 Studenten von sechs Universitäten sollen in einer Ideenwerkstatt Konzepte entwickeln. Die Studenten, die alle bereits im Master-Semester sind und das nötige Vorwissen mitbringen, kommen von der RWTH Aachen und der Fachhochschule (FH) Aachen, der FH Bochum, der Technischen Universität (TU) Bochum, der Kunsthochschule für Medien Köln und der TU Wien. Ergänzt werden kann die Gruppe durch Mitarbeiter aus den Baubehörden von Stadt und Kreis. Nicht als Aufpasser, sondern ortskundige Ideengeber, so alle drei übereinstimmend. Ende April kommen die Studenten für eine Woche nach Kempen. Sie werden in sechs Gruppen in der Burg, also inmitten ihres Aufgabengebietes, arbeiten. Eine tolle Chance für Studenten, meinte Wachten. Wann hätten sie sonst eine Gelegenheit, ihr Wissen über städtebauliche Nutzung und Wirkung direkt am Ort zu überprüfen. Hinzu kommt als besonderer Reiz, dass die Studenten aus verschiedenen Fachbereichen kommen. Als roter Faden soll sich sowohl die Rolle der Burg in der Stadt als auch deren Nutzung durch die Werkstatt der Studenten ziehen.

Sie werden nicht im stillen Kämmerlein arbeiten. Geplant sind zwei Themenabende mit namhaften Städtebauexperten. Eingeladen sind Professor Peter Zlonicky aus München, der schon maßgeblich an der Altstadtsanierung beteiligt war, sowie Bausenator Franz-Peter Boden aus Lübeck. Zu diesen Abenden sind auch alle interessierten Bürger eingeladen. Außerdem werden die Studenten an zwei Tagen Zeiten der "Offenen Tür" einräumen. Hier können die Bürger ihnen über die Schulter schauen und auch eigene Anregungen einbringen. Am Ende der Woche steht eine öffentliche Präsentation der ersten Ideen.

Danach gehen die Studenten an ihre Hochschulen zurück und bearbeiten ihre Konzepte. Diese sollen vor den Sommerferien fertig sein. Wachten kann sich vorstellen, dass die Konzepte während der Ferien in der Stadt präsentiert werden. Anschließend wird sich eine Jury mit damit beschäftigen. In ihr soll auch Landeskonservatorin Dr. Andrea Pufke sitzen. Es geht in der Jury um eine fachliche Bewertung der Arbeiten, so Wachten. Coenen, Rübo und Wachten sehen die Studentenwerkstatt als Möglichkeit, Ideen durchzuspielen. Unabhängig von Fragen der Finanzierung oder von Vorgaben durch Politik und Verwaltung können die Studenten ihren Gedanken freien Lauf lassen. Dabei haben sie den Vorteil des "Blicks von außen", wie Wachten sagte. Die Visionen sollen dann auf Wunsch von Stadt und Kreis in die geplante Machbarkeitsstudie einfließen. Auf Nachfrage bejahte Rübo, dass man gegebenenfalls das Projekt in einer Dokumentation festhalten könnte. Und Professor Wachten dachte schon weiter. Er könnte sich eine solche Studentenwerkstatt zu Themen der Städteplanung im Zweijahresrhythmus als regelmäßige Veranstaltung in Kempen vorstellen.

Durchweg Zustimmung gab es von beiden Ausschüssen. Allerdings betonte Andreas Gareißen (SPD), dass das Archiv in Kempen bleiben müsse. Monika Schütz-Madré (Grüne) vermisste, dass Landeskonservatorin Pufke nicht zu diesem Abend eingeladen war. Hier verwies Coenen aber darauf, dass es noch gar nicht um fest gelegte Planungen ginge und das Rheinische Amt für Denkmalpflege später, wenn es um Konkretes gehe, entsprechend eingebunden werde.

(sr)
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