Gemeinde Grefrath "Bauernregeln" verärgern die Landwirte

Gemeinde Grefrath · Bei einem Treffen mit hiesigen CDU-Politikern aus Bundestag und Landtag machten die Betroffenen ihrem Ärger Luft. Sie fühlen sich durch die Werbekampagne aus dem Bundesumweltministerium verunglimpft.

 Gute Miene zum weniger guten Spiel: Vertreter der Landwirte im Kreis Viersen tauschten sich mit CDU-Politikern aus Bund und Land auf dem Woutershof der Familie Tenhaef in Grefrath aus.

Gute Miene zum weniger guten Spiel: Vertreter der Landwirte im Kreis Viersen tauschten sich mit CDU-Politikern aus Bund und Land auf dem Woutershof der Familie Tenhaef in Grefrath aus.

Foto: NORBERT PRÜMEN

"Das gibt es doch gar nicht, da müssen wir uns gegen wehren, hier wird unser Berufsstand an die Wand gestellt", kommentierte Christoph Tenhaef, Vorsitzender der Ortsbauernschaft Grefrath, die provokativen Plakataktion von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD). Der Grefrather Ortslandwirt Tenhaef machte mobil, lud andere Landwirte sowie CDU-Bundes- und Landespolitiker zu einer Kurz-Demo auf seinen Woutershof ein.

Wie mehrfach berichtet, hatte die Ministerin mit ihren plakativen "Bauernregeln" einen Proteststurm der Landwirte ausgelöst. Viele Bauern verwehren sich gegen pauschale und undifferenzierte Kritik, fühlen sich dadurch verspottet und diffamiert. Das Ressort von Barbara Hendricks, die aus Kleve stammt, hatte die rund 1,6 Millionen Euro teure Kampagne initiiert. Auf den verschiedenen Plakaten, die vorab im Internet verbreitet worden waren, stand unter anderem: "Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinestall zu klein", "Gibt's nur Mais auf weiter Flur, fehlt vom Hamster jede Spur", "Zu viel Dünger auf dem Feld geht erst in Wasser, dann ins Geld" oder "Haut Ackergift die Pflanzen um, bleiben auch die Vögel stumm".

Die Kampagne soll zwar zurückgezogen worden sein, aber dennoch sitzt die Verärgerung über die Ministerin bei den Landwirten tief, wie der Vorsitzende des CDU-Kreis-Agrarausschusses, Peter Joppen, erklärte. "Bei uns stehen die Telefone nicht mehr still, fühlen sich die Anrufer niedergemacht", sagte Sebastian Goris, Geschäftsführer der Kreisbauernschaft.

Selbst Kreislandwirt Paul-Christian Küskens sprach von einer haarsträubenden und unertäglichen Kampagne. Küskens erinnerte an die vielen Auflagen und Kontrollen in der Landwirtschaft, sei es bei der Düngung oder bei der Produktion: "Beispielsweise kommen ähnlich wie bei den Dopingkontrollen Prüfer tagsüber aber auch abends vorbei und prüfen, ob die auf den Feldern eingebrachten Pflanzenschutzmitteln richtig dosiert und eingesetzt werden", berichtete Küskens. "Mittlerweile ist sogar in den Viehtransportern mehr Platz als für die Kinder in den Schulbussen", meinte er

Das sind die neuen Bauernregeln 2017 des Bundesumweltministeriums
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Das sind die neuen Bauernregeln

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Foto: Bundesumweltministerium

Von einer "Provokation" sprach der CDU-Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer, der das Vorgehen von Barbara Hendricks als einen Alleingang der SPD bezeichnete. Sie hätte darüber, so Uwe Schummer, den Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) informieren müssen. So ganz ließen dies andere Redner nicht gelten, Küskens: "Die Koalition wird schließlich von Angela Merkel angeführt, ich hätte mir von ihr ein Eingreifen gewünscht."

Man redete sich den Frust von der Seele; dazu gab es draußen bei den kalten Temperaturen von Judith Tenhaef heißen Kaffee. Unter den Landwirten waren auch Heinz-Albert Küsters, Stefan Kochs, Heinz Wolfers und Thomas Gartz.

(wsc)
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